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Sonntag, 30. Juni 2019

Batts Haltestelle

Beatus heilt Blinde und Lahme. In der
Illustration von 1511 wird er "Sant
Bat" genannt. (Wikicommons)
Eben war ich zu Besuch bei der Mutter. Die Postautofahrt von St. Gallen nach Stein führt jeweils bei der Haltestelle Battenhaus vorbei, sie liegt in Niederteufen. Seit ich mich mit Ortsnamen befasse, weiss ich, was der Name der Haltestelle bedeutet; anhand der wissenschaftlichen Datenbank lässt sich seine Herkunft eruieren. "Batt" ist ein Kosename für Beat. Das Battenhaus ist das Haus des Beat. Ein solcher muss dort einmal gelebt haben.

Samstag, 29. Juni 2019

Die grossen Sieben

Der Leuchtturm von Pharos in der Rekonstruktion des
Archäologen Hermann Thiersch. (Wikicommons)
Unlängst war hier die Rede von den sieben Weltwundern des Altertums. Wobei "Welt" in diesem Fall aus Sicht der griechischen Zivilisation gedacht ist. Südamerika oder China bargen damals mindestens so beeindruckende Wunder. Bloss waren diese Regionen den Menschen am Mittelmeer und im Vorderen und Mittleren Orient, deren Sicht der Welt uns überliefert ist, nicht bekannt bzw. vertraut. Hier die sieben Weltwunder gemäss der antiken Liste, die unter anderem auf Herodot zurückgeht:
  1. Die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon, siehe den erwähnten Eintrag.
  2. Der Koloss von Rhodos. Eine 30 Meter hohe Bronzestatue des Sonnengottes Helios, die später durch ein Erdbeben vernichtet wurde.
  3. Das Grab des Königs Mausolos II. in Halikarnass. Die Anlage war prachtvoll und protzig. Sie prägte sich samt ihrem Namen ein, weswegen wir heute noch das Wort "Mausoleum" kennen.
  4. Der Leuchtturm auf der Insel Pharos im Meer vor Alexandria an der ägyptischen Mittelmeerküste. Er war über 100 Meter hoch.
  5. Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten am Rande des heutigen Kairo. Die muss ich nicht erklären, jeder kennt sie.
  6. Der Artemistempel von Ephesus. Er galt als grösster Tempel überhaupt.
  7. Die Zeusstatue des Künstlers Phidias. Ein sitzender Koloss von 13 Metern Höhe, aus Gold und Elfenbein gefertigt.

Freitag, 28. Juni 2019

Tod am Hausberg

Der Üetliberg mit Fernmeldeantenne, Restaurant und
(r.) Aussichtsturm. (Foto: Andreas Faessler/Wikicommons) 
Mit dem Üetliberg ist nicht zu spassen, er birgt Gefahr, eben mussten wieder einmal Leute aus einer Steilflanke gerettet werden, zwei amerikanische Jungtouristinnen, die auf Abwege geraten waren. Nicht dass die Einheimischen vor Ungemach gefeit wären, auch Zürcherinnen und Zürcher geraten an ihrem Hausberg bisweilen in Gefahr. Das war schon immer so. 1567 machten sich zwei junge Stadtzürcher auf zur Üetzgi-Tour. Sie bezahlten sie mit dem Leben. Nun gut, in diesem Fall war kein Unfall schuld. Der eine junge Mann starb auf dem Rückweg, weil er "kaltes Wasser in die Hitze hinein getrunken" hatte. Und der andere hatte sich offenbar überanstrengt und erlag zwei Wochen später einer Krankheit. Das kuriose Aperçu findet sich in einem NZZ-Artikel, den ich gestern mit Genuss las. Er widmet sich den heiklen Seiten des Üetlibergs und berichtet, wie auf dem lieblichen Hügel gar ein Pionier des Schweizer Alpinismus zu Tode stürzte. Oh weh! Morgen wollen wir am Üetliberg abenteuerliche Kraxelpfade erkunden. Freilich kennt sich unser Führer Peider aus und werden wir mit Bedacht gehen und genug Wasser mitnehmen. Ich rechne also damit, die Sache zu überleben und nächstens Bericht erstatten zu können.

Donnerstag, 27. Juni 2019

Eisluft im Sommer

Der Farnihubel 50 Gehminuten nordöstlich von Iseltwald ist ein toller Aussichtspunkt. Man blickt hinab auf den Brienzersee, hat über dem See den langgezogenen Grat vom Harder zum Brienzer Rothorn mit dem Augstmatthorn vor sich, sieht auch auf Iseltwald. Noch fantastischer ist der Wanderweg, der  ab Iseltwald zum Hubel führt. Er zweigt von der Hauptroute Richtung Schweibenalp ab als Sackgasse. Man gerät in eine Blockschutthalde mit umgestürzten Bäumen, Felsen und Höhlen, die Steine tragen Moospolster, eiskalte Luft steigt zwischen ihnen hoch. Als wir am Dienstag dort waren, fanden wir, dies sei der perfekte Ort für die, die die Hitze nicht ertragen.

Mittwoch, 26. Juni 2019

Wasserwunder


Gestern besuchte ich Freunde in Iseltwald am Brienzersee. Sie zeigten mir ihr Ferienhaus. Und dann wanderten wir um zehn Uhr los zur Schweibenalp hinauf, was knapp drei Stunden dauerte, eingerechnet den Abstecher zu einem magischen Ort, von dem ich später gesondert erzählen will. Mit dem Bus gings hinab zum Grandhotel Giessbach. Dort assen wir auf der Terrasse etwas Leichtes: Forelle. Von unserem Tisch aus fotografierte ich den Steg mit einem arabischen und einem indischen Pärchen vor dem Wasserwunder der Giessbachfälle. Später fuhren wir auf dem Schiff über den See. Die Hitze spürte ich erst richtig, als ich in Interlaken auf den Zug wechselte. Die Wanderung war perfekt auf den Tag zugeschnitten gewesen.

Dienstag, 25. Juni 2019

Wiederbegegnung mit dem Schiffli

Letzte Woche erzählte ich hier von der Musenalp im Kanton Uri und ihrer Kleinseilbahn, einem offenen, überdachten Holzmodell namens "Schiffli". Gestern begegnete ich dem "Schiffli" wieder - in einem neu erschienenen Buch von Roland Baumgartner und Reto Canale. "200 Kleinseilbahnen der Schweiz" listet hiesige Seilbähnli (die meisten moderne, geschlossene Gondeli) nicht nur auf, sondern erzählt auch  von der Baugeschichte und erwähnt technische Details. Eine gute Sache, finde ich.

Montag, 24. Juni 2019

Gibt es ihn noch lange?

An solchen Stellen geht man als Wanderer mit Vorteil zügig.
Das Netz schützt gegen stürzendes Kleingeröll.
Wie lange es diesen Wanderweg wohl noch gibt? Darüber rätselten wir am Samstag zwischen Weesen und Quinten. 1500 Höhenmeter beträgt das Gefälle zwischen den Churfirsten und der Fussroute unten am und über dem Walensee. Schon das erste Stück auf dem Fahrsträsschen von Weesen nach Betlis ist steinschlaggefährdet, Schilder zeigen es an. Diesen Juni brach Geröll aus einer Wand und ging unmittelbar vor einer wandernden Familie nieder; 2014 war eine Frau von einem Stein getroffen worden. Und letztes Jahr verschüttete ein Felssturz weiter östlich im Gebiet Seerenwald den Wanderpfad im coupierten Gelände, wonach dieser ein paar Wochen lang geschlossen war. Wir sahen die Schäden, während wir auf Quinten zuhielten. An einem Ort gibt es gar einen Fussgänger-Tunnel, der nach dem Felssturz eingerichtet wurde. Wie lange es diesen Wanderweg wohl noch gibt? Der Hang unter den hohen Bergen ist wunderschön. Leider birgt er Gefahr.
Neu erstellter Tunnel im Rutschgebiet des letzten Jahres.

Sonntag, 23. Juni 2019

Und zum Schluss ein Romanoff

Muss man da etwas drunterschreiben?
Wären es Menschen, würde man sagen: "Nehmt euch
doch ein Zimmer!" Aber diese zwei haben das Zimmer bei sich.
Gestern am Walensee waren wir zu dritt. Wir wanderten in Weesen los, passierten schöne Orte wie die Kapelle von Vorderbetlis und den Einschnitt der Seerenbachfälle, deren mittlerer der höchste Wasserfall der Schweiz ist. Andere Passagen machten uns Mühe, diese Route ist nicht zu unterschätzen, der Weg ist an einigen Stellen ungemein abschüssig; in unserem Fall war der Boden nass vom Regen des frühen Morgens. Glitschig, rutschig, leicht gefährlich. Schliesslich kamen wir in Quinten an. Wir assen im Restaurant Schifflände, ich hatte eine Forelle, sehr gut. Nun wäre die zweite Etappe gekommen, Quinten - Walenstadt. Doch irgendwie war ich faul und hatte keine Lust auf die anstrengenden Kehren hinauf zum Walenstadtberg. C. ging es gleich. Also verabschiedeten wir die immer fitte und fixe Ronja. Sie federte ab. Und wir, die Hinterbliebenen, bestellten uns einen Coupe. C. hatte den kleinen Dänemark, ich den kleinen Romanoff. Der war supergut. Bald kam das Schiff, wir fuhren heimwärts. Man muss ja nicht immer kampfwandern.
Blick über den Walensee.

Samstag, 22. Juni 2019

35 Grad

Heute wird gewandert. Am Walensee. Mit Regengüssen ist zu rechnen. Ich denke, das ist gut so. Wir werden Nässe und Kühle vermissen, nächste Woche. Eine Hitzewelle rollt an, am Mittwoch sollen es 35 Grad werden. Irgendwie fühle ich mich noch nicht parat dafür.

Freitag, 21. Juni 2019

Vom Grossen ins Kleine

Letztes, bequemes Wegstück vor dem Sassigrat mit rührendem Restschneeli.
Tiefblick vom Grat ins Kleintal und auf den Urnersee.
Westlich des Urnersees versteckt sich auf einer Terrasse inmitten hoher Berge Isenthal. Früher erreichte man es nur auf einem abenteuerlichen Weg durch die Fluhen, die Leiter im Gemeindewappen kündet davon. Von Isenthal ziehen sich zum Uri Rotstock hin zwei parallel laufende Täler, das Grosstal und das Kleintal. Der Sassigrat trennt die beiden, sein tiefster Punkt liegt auf 1868 Metern über Meer. Vorgestern überschritt ich den Sassigrat - eine tolle Bergwanderung. Ich startete in St. Jakob, Isenthal, also im Grosstal. Via die Biwaldalp erreichte ich den Grat, das war anstrengend gewesen, immerhin war ich 920 Meter aufgestiegen. Auf der anderen Seite ging es zur Musenalp (siehe Eintrag von gestern), weiter hinab ins Kleintal und auf der asphaltierten Strasse Richtung Isenthal. Auf der letzten Kuppe vor dem Dorf verspürte ich Lust nach mehr, bog rechts ab und stieg ab nach Isleten am Urnersee. Auch dieses Wegstück lohnt. Es führt vorbei an zwei Orten, von denen aus man bolzengerade auf den See hinabschaut. Letzter Akt der Wanderung: In Isleten im Restaurant Seegarten kehrte ich nach fünfeinhalb Gehstunden (920 Meter aufwärts, 1465 Meter abwärts) ein und trank, trank, trank. Denn der Tag war heiss.
Isenthal kommt näher. Ungefähr hier beschloss ich, nach rechts abzubiegen.
Oberhalb Isleten: Aussichtsplattform mit Blick auf das Südende des Urnersees.

Donnerstag, 20. Juni 2019

Die andere Musenalp

Gastliches Hüsli: das Resti auf der Urner Musenalp.
Das Cabriobähnli auf der Urner Musenalp.
Tischdeko auf der  Urner Musenalp.
Letzten Samstag war ich im Kanton Nidwalden. Auf der Musenalp, ich habe davon erzählt. Diese Alp hoch über Niederrickenbach ist auch ein Berg oder doch eine Bergkuppe, die auf der einen Seite in eine senkrechte Felsfluh übergeht. Sie liegt auf 1740 Metern über Meer, hat ein hübsches blaues Seilbähnli und ein ebenso hübsches Alprestaurant. Ich hätte gedacht, dass sie mit diesen Trümpfen und ihrer imposanten Gestalt die andere Musenalp aussticht. Die Musenalp im Kanton Uri. Gestern lernte ich die Urner Musenalp kennen. Und ich muss sagen: Sie hat auch etwas. Nein, viel hat sie. Es handelt sich um eine Alp auf einer Grasterrasse mit dramatischen Bergen im Hintergrund, dem Gitschen etwa. Über eine nicht allzu weit entfernte Felswand rauschen Wasserfälle. Ein Seilbähnli besitzt auch diese Musenalp, ein offenes, immerhin überdachtes Vierer-Cabrio-Modell; wer den Freiluft-Sause-Kitzel mag, ist mit ihm bestens bedient. Gewirtet wird auch auf dieser Musenalp. Ich kehrte ein, bekam eine vorzügliche Lauchsuppe, trank ein alkoholfreies Bier, nach mehr war mir nicht, es war zu heiss. Die Frau, die mir die Sachen brachte, erklärte mir die Berge, nach denen ich fragte. Danach zog ich talwärts Richtung Isenthal und formulierte mein Fazit: Musenalp NW gegen Musenalp UR endet unentschieden.
Die Urner Musenalp von oben.

Mittwoch, 19. Juni 2019

Ich verstehs nicht, SBB

Das Tessiner Dreieck Locarno-Lugano-Bellinzona.
(Screenshot Schweizmobil)
Kürzlich plante ich ein paar Wanderungen, darunter solche im Tessin. Mir fiel wieder einmal auf, dass die SBB keine einzige Direktverbindung von Zürich nach Locarno anbieten; man muss in jedem Fall in Bellinzona umsteigen, und praktisch immer legt man die folgende Strecke in der S-Bahn zurück. Locarno - und das benachbarte Ascona - sind doch aber wichtige Reiseziele auch für Leute aus Zürich! Ich verstehs nicht. Blöd ist es auf jeden Fall.

Dienstag, 18. Juni 2019

Modell 3S

Mein Foto, entstanden auf Rigi-Kaltbad, zeigt die ins Botta-Bad integrierte Bergstation der Seilbahn hinab nach Weggis. Eben las ich, dass die 51-jährige Seilbahn durch eine effizientere Gondelbahn mit kleinen Kabinen ersetzt werden soll; im Sommer 2022 soll die neue Gondelbahn in Betrieb gehen. Doch wehren sich Landschaftsschützer, die sich an den geplanten 14 statt wie derzeit 3 Stützen stören. Sie haben es fertiggebracht, dass die Rigibahnen ein anderes Gondelbahn-Modell evaluieren, das auch mit nur 3 Stützen auskäme. Dieses Modell heisst 3S, weil es drei Seile benötigt, ein Zugseil und zwei Trageseile. Freilich muss es zuerst realisiert werden, der Seilbahn-Bauer Garaventa arbeitet daran. Weitere technische Ausführungen an dieser Stelle erspare ich uns allen und verweise auf den Zeitungsartikel.

Montag, 17. Juni 2019

Scheenär chaisch es niänä gseh!

Im Norden: der Vierwaldstättersee.
Im Süden: Berge mit Schnee.
Am Samstag nahm ich von Beckenried die Seilbahn auf die Klewenalp. Oben musterte ich mit Freude den Vierwaldstättersee zu meinen Füssen und das anmutige Rigimassiv dahinter, wohingegen mir der Anblick der Berge im Süden, insbesondere des Schwalmis und des Brisen, Unbehagen bereitete; sie wirkten durch den vielen Schnee, der an ihnen noch haftet, abweisend und kalt. Via die Tannibüel-Senke und die mit einer Metalltreppe befestigte Bärenfallen gelangte ich auf die Musenalp. Fantastisch war der Rundblick. Durch die felsige Flanke der Musenalp stieg ich, das Buochserhorn vor Augen, auf einem ruppigen Pfad ab nach Bleiki und ins Klosterdörfli Niederrickenbach, ass im Restaurant Pilgerhaus Hacktätschli mit Kartoffelstock und stieg weiter ab nach Dallenwil. Am Ende, nach 1451 Höhenmetern abwärts, hatte ich doch ein wenig müde Knie (aufwärts waren es nur grad 342 Höhenmeter gewesen). Das war eine schöne Nidwaldnerei. Und noch ein Nachtrag: Ich liebe den Dialekt, den die Leute im Kanton reden. Auf der Musenalp-Homepage findet sich ein kleines Gedicht: "Wotsch vom Alltagsstress verschnuifä, steyg is Bähnli und fahr uifä. Rings umä Bärgä und Blick uf ä See, scheenär chaisch es niänä gseh!"
Der Zmittag naht: Niederrickenbach mit dem Kloster Maria-Rickenbach.

Sonntag, 16. Juni 2019

Raubtierwasser


Gestern war in der Wetterprognose der SMA die Rede davon, dass vom Löwengolf ein Tief heranziehe. Löwengolf? Ich musste nachschlagen. Es handelt sich um den Golfe du Lion bei Toulon und Marseille, der tatsächlich diesen - etwas verblichenen - deutschen Zweitnamen besitzt. Der Name "Golfe du Lion" ist gut 1000 Jahre alt und hat wohl nichts mit der Stadt Lyon zu tun, die dort auch gar nicht liegt. Womöglich geht die Bezeichnung darauf zurück, dass mittelalterliche Seeleute das Gewässer als wild, ja mörderisch empfanden.

PS: Gestern war ich auf der Musenalp, Kanton Nidwalden. Mein Foto zeigt das Gipfelbänkli und hinten das Buochserhorn. Mehr von der Wanderung demnächst.

Samstag, 15. Juni 2019

Bavona und Babylon

Ein Prato pensile in Sonlerto in der Valle Bavona.
Die Hängenden Gärten der Semiramis. Gemälde von
Maarten van Heemskerck, 19. Jh. (Wikicommons)
Es dauerte einen Moment, bis ich vor wenigen Wochen in Sonlerto im Bavonatal realisierte, was die Treppe auf den Riesenstein soll. In dieser Talschaft ist Wiesenboden so spärlich vorhanden, dass die Bauern von einst auf die Idee kamen, auch die Flächen auf den Felsen zu  besäen und zur Heuproduktion zu nutzen. Was so dekorativ aussieht, zeugt von Armut. "Prati pensili", hängende Wiesen, heisst die Einrichtung. Das wiederum erinnert an die "Hängenden Gärten" der altorientalischen Königin Semiramis. Jene terrassierten Pflanzungen grösseren Ausmasses waren freilich rein zur Zier eingerichtet; die Hängenden Gärten zu Babylon waren eines der sieben Weltwunder der Antike. Welches waren die anderen sechs? Ich will das nächstens hier ausführen.

Freitag, 14. Juni 2019

Ging gut, war schön

Ein Handyfoto von der Vernissage, danke, Catherine Duttweiler!
Die Vernissage meines neuen Buches ist nun also auch vorbei. Für mich war sie ein Aufsteller: ein angenehmes Gespräch mit Moderatorin Judith Wittwer vom Tagi. Ein stattliches und freundliches Publikum. Und darin viele Freundinnen und Freunde, die unter anderem aus Luzern, Bern, Rapperswil, Herisau, Wil, St. Gallen und dem Fricktal angereist waren. Das dominante Gefühl im Rückblick auf den Anlass im Zürcher Kaufleuten: Dankbarkeit für das Interesse am Buch. Was will man mehr als Autor?

Donnerstag, 13. Juni 2019

Knabenkraut und Lawinenkegel

Rinder? Teddybären?
Am Dienstag gingen wir von Stein im Toggenburg hinauf zum Risipass, hielten hinab ins Luterental nach Lutertannen und stiegen ein zweites Mal auf zur Schwägalp. 4 1/2 Stunden dauerte das, wir machten 1000 Meter aufwärts und 500 abwärts. Streckenweise waberte Nebel, ich war froh, die Gegend gut zu kennen und also um die Wucht und Imposanz der Säntiswand zu wissen, die wir vor Augen hatten, ohne sie zu sehen. Was wir mochten: die Schönheit im Kleinen, das Knabenkraut mancherorts zum Beispiel. Was wir hingegen beklemmend fanden: die Spuren des Lawinenwinters allenthalben. Auf der Schwägalp, die im Januar besonders heimgesucht worden war, querten wir den letzten vorhandenen Lawinenkegel. Zuvor, weiter oben, waren wir an Pfosten mit Wanderwegweisern vorbeigekommen, denen die Schneemassen bös zugesetzt hatten.
Stein SG, unser Startort. Wir bekamen vorerst noch etwas Sonne geschenkt.
Der Speer wird von dreisten Nebelschwaden belagert.

Mittwoch, 12. Juni 2019

Der Fuss im Luterental

Irgendwie erinnert mich dieser Block an eine riesige Statue des Trajan oder Vespasian, die ich vor 37 Jahren in Rom sah, als ich dort gleich nach der Matura Ferien machte. Es handelt sich jedoch um reine Natur. Ich fotografierte den Vorderfuss aus Kalk, der vom Regenwasser geformt wurde, gestern im Luterental im letzten Drittel einer Wanderung, die uns von Stein im Toggenburg über den Risipass in besagtes Tal und hinauf zur Schwägalp führte. Ich will später etwas mehr über die Route erzählen. Hier gilt es etwas anderes einzuschieben: Heute abend um acht Uhr ist Vernissage meines neuen Buches "Hundertundein Stein" im Kaufleuten Zürich. Bin ich gestresst, bin ich nervös? Nicht so sehr, weil ich ja doch viele Auftritte hinter mir habe. Ein bisschen Angst macht mir jeweils eines: Wenn viele Leute um mich sind, verwechsle ich oft den Namen zu einem bestimmten Gesicht. Nun hoffe ich, dass mir das heute abend nicht passiert. Oder dass es mir, falls es doch geschieht, verziehen wird. Ansonsten: Ich freue mich! Und wer spontan kommen will: Das Kaufleuten ist nicht für kleine Räume bekannt. Platz hat es genug.

Dienstag, 11. Juni 2019

Entrücktes Tessin

Schön. Die nächsten anderthalb Jahre braucht man
aber (ab Zürich) länger, den Luganersee zu erreichen.
Seit langer Zeit war sie angekündigt, seit Sonntag ist sie in Kraft: die Sperrung der Bahnstrecke von Zug nach Arth-Goldau. Bei Walchwil wird endlich die Doppelspur realisiert, auch überholen die SBB ihre Anlagen auf der Strecke, Tunnels und Brücken zum Beispiel. Bis 12. Dezember 2020 - jawohl, 2020, nicht 2019! - werden sämtliche Fernzüge über den Gotthard ab Zürich und Zug via Rotkreuz umgeleitet. Die Fahrzeiten ins Tessin verlängern sich deswegen um bis zu 15 Minuten. Im Online-Fahrplan sind die Zeiten angepasst. Seufz.

Montag, 10. Juni 2019

Loch am Anfang, Loch am Schluss

Schöner grüner Jura: zwischen Chratten und Vorder Erzberg (oben rechts).

Die Salzrollen beim Vorder Erzberg: begehrter Schleckstoff.
Rundum Jura, Kämme zum einen, kecke Spitzen zum anderen. Alles grün, nur an wenigen Stellen die Graspolster durchbrochen von bleckenden Kalkfluhen. Das war die Kulisse unserer Pfingstsamstag-Wanderung. Wir starteten bei der Bushaltestelle Passwang, zogen via Beibelberg und Chratten nach Vorder Erzberg, erstiegen von dort die Hohe Winde, stiegen auf dem selben Weg wieder ab, gingen zum Scheltenpass und nahmen die letzte Steigung vor dem Zmittag, die hinauf zum Matzendörfer Stierenberg. Im Restaurant mit der grossen Terrasse assen wir gut, mussten freilich die Windjacken überstreifen, denn es blies eine böse Bise. Der Nachmittag war noch einmal anstrengend: hinüber nach Zentner und zur Oberen Tannmatt, durch die Rüchi zum Lochboden, dann zur Ergeleralp und hinab nach Welschenrohr. Nur etwas wurmt mich im Rückblick auf die schöne Unternehmung (sechs Stunden, 805 Meter aufwärts, 1055 abwärts): Wir hätten am Schluss noch das Bärenloch besuchen sollen, das tunnelportalartige Felsloch über Welschenrohr. Als ich mich umdrehte, es hoch über uns in der Wand sah und die Idee zur Visite hatte, waren wir freilich schon unten im Dorf. Noch einmal hinauf - dafür hätte mir die Energie dann doch gefehlt. Nun gut, das Bärenloch steht jetzt auf meiner Liste mit Wanderzielen.
Unser Anfangsloch: Der Passwang-Strassentunnel-Ausgang, wo wir starteten.
Unser Schlussloch: Das Bärenloch in der Felswand oberhalb Welschenrohr.

Sonntag, 9. Juni 2019

Pfiwa

War ein unbeschwerter Tag gestern, wir zogen durch den Solothurner Jura und erstiegen unter anderem die Hohe Winde, 1204 Meter über Meer; von diesem Kalkgipfel bescheidener Höhe sieht man den Alpenkranz, aber auch den Schwarzwald und die Vogesen. Auf der Anreise via Olten, Oensingen, Balsthal zum Passwang war mir aufgefallen, wieviele Kinder in Gruppen unterwegs waren -  Pfingstlager, abgekürzt Pfila, eine nationale Institution. Was wir machten, taufte ich im selben Augenblick "Pfiwa". Pfingstwanderung.

Samstag, 8. Juni 2019

Die Hungerfestungen

In der Gegend von Monte Carasso und Sementina, am Westufer des Ticino auf der Höhe von Bellinzona und Giubiasco, fotografierte ich diese Mauern und den zylinderförmigen Turm. Ich dachte: oh, Mittelalter! Was völlig falsch ist. Es handelt sich um Teile der Fortini della Fame, der "Hungerfestungen". Die markanten Anlagen entstanden im jungen Bundesstaat Schweiz. 1853 begann man mit der Befestigungslinie, die der Sonderbunds-General Guillaume-Henri Dufour entworfen hatte; sie zog sich von der Magadinoebene bis Monte Carasso. Es handelte sich um Arbeitsbeschaffung. Ein halbes Tausend arbeitslose und hungernde Tessiner, die zuvor aus dem Lombardo-Venezianischen Königreich ausgewiesen worden waren, bauten zwei Jahre an den Festungen und kamen so zu einem Auskommen. Das Verteidigungswerk sollte zudem verhindern, dass der Kanton Tessin und das ganze Land in den Konflikt des Risorgimento verwickelt würde; so heisst die Bewegung, die sich insbesondere gegen das Lombardo-Venezianische Königreich, Teil der Habsburgermonarchie, richtete und letztlich zur Bildung des Nationalstaates Italien führte. Die Schweiz fürchtete damals, Habsburg könnte sie von der Lombardei her angreifen und so Rache dafür nehmen, dass sie als stolze Republik anti-habsburgische Revolutionäre und Flüchtlinge aufgenommen hatte.

Freitag, 7. Juni 2019

Sie kamen über die Furgga

Relikt aus dem Mittelalter: das Kirchlein von St. Martin. 

Wurst-Käse-Salat im Resti von St. Martin. Er schmeckte.
Doch finde ich, er sei im Configlas nicht optimal angerichtet.
St. Martin - ich war am Mittwoch dort - ist mit Sicherheit einer der schösten Schweizer Flecken. Der verträumte Miniweiler liegt, wo die Tamina den Gigerwald-Stausee speist. In der südöstlichsten Ecke des Kantons St. Gallen also, im Calfeisental. Zu Fuss kommt man in 50 Minuten von der Bushaltestelle auf der Mauerkrone des Staudamms hin. Man findet eine Art Freiluftmuseum vor: ein sauber renoviertes, demonstrativ herausgeputztes historisches Dörfchen mit einer kleinen Kirche, die um 1312 gebaut wurde. Heute lebt St. Martin nur noch im Sommer ein bisschen, dann zieht die schöne Wirtschaft viel Volk an; leider kommen die meisten Gäste per Auto oder per Töff. Im Winter ist St. Martin tot, die Strasse am Staudamm ist dann zu, Lawinen gehen nieder. Die letzten Calfeisen-Walser zogen 1652 ab, zu unwirtlich war der Flecken damals in der Kleinen Eiszeit. Zur Erinnerung: Die Walser waren ein mittelalterliches Siedlervolk aus dem Wallis, das die Schweizer Alpen entscheidend geprägt hat. Sie liessen sich dort nieder, wo kein anderer leben wollte. Die Walser im Calfeisental kamen zu Beginn des 14. Jahrhunderts von Fidaz GR über die Trinser Furgga. Das Kloster Pfäfers als Gebietsherrin hatte ihnen das Land an der Tamina zur Verfügung gestellt.
Bei dem Winker handelt es sich um einen Teebeutelverkäufer. Er fand,
er müsse ein wenig Leben in mein Bild bringen. Gute Idee.

Donnerstag, 6. Juni 2019

Beklemmung im St. Galler Oberland

Gestern fuhr ich mit dem Postauto von Bad Ragaz ganz weit hinein und hinauf ins Taminatal. Bis zur Endstation der Linie auf der Mauerkrone des Gigerwaldsee-Damms. Meine Route in den folgenden knapp fünf Stunden: auf dem Strässchen südseitig, stellenweise durch Galerien und Tunnels mit giftkaltem Zugwind und Tropfwasser, bis ans Ende des Stausees. Und dann nordseitig der Tamina auf dem breiten Alpfahrweg bis zur ersten Brücke im Gebiet Schwamm/Tüfwald. Die, abseits des Wanderwegnetzes platziert, nahm ich. Auf der anderen Seite der Tamina gings wieder abwärts. Diesmal machte ich in St. Martin, dem reizenden, ein wenig musealen Walserweiler Station; er liegt dort, wo die Tamina sich zum Stausee weitet. Auf der selben Route, wieder auf dem Strässchen also, zog ich retour und setzte von der Mauerkrone fort hinab nach Vättis. Was hatte ich erwartet? Entspanntes Wandern, Blumen, Vogelgezwitscher, vielleicht ein Fussbad in der Tamina. Bergfrühling halt mit Romantikflair und Wiesenduft auf der Harmloshöhe von 1500 Metern über Meer. Was bekam ich stattdessen? Schneemauern. Einen nassen Baumstamm, auf dem ich ein bleigraues Monstrum namens Malanserbach zu queren hatte. Eine Tamina, die sich jede Annäherung verbat, die toste und riss. Auch waren da drei steile Bachrunsen, gefüllt mit Lawinenschnee, die ich in der Höhenlinie meistern musste. Last not least gab es Stellen, wo  entwurzelte Bäume den Weg blockierten. Nein, easy war das nicht. Das Wandergefühl gestern: Beklemmung, Faszination, Respekt. Und am Ende Erleichterung.