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Mittwoch, 3. Dezember 2025

Feste Erde

Vor drei Jahren besuchten wir das idyllische Haberstal
in der Gemeinde Stadel ZH. Dass es als Standort für
ein Endlager für atomare Abfälle dienen soll, war erst
kurz zuvor bekannt geworden. Den Namen "Terradura"
trug das geplante Lager damals noch nicht.
Circa 1600 Jahre nach dem Ende des Römischen Reiches nutzen wir Latein weiterhin, um neue Ausdrücke zu prägen; die Sprache wird oft totgesagt, ist es aber nicht. Terradura ist lateinisch und bedeutet "feste Erde". Letzte Woche wurde bekannt, dass das geplante Tiefenlager für radioaktive Abfälle in Stadel im Zürcher Unterland ab sofort so heisst. In einem Online-Voting hatten sich schweizweit fast 40 Prozent aller Personen, die an der Abstimmung mitmachten, für diesen Namen ausgesprochen.

Dienstag, 2. Dezember 2025

Stroh kann reich machen

Vier Mal das "Schweizer Strohmuseum" in Wohlen AG.
In einigen Gegenden der Schweiz fertigten einst Menschen in Handarbeit Hüte und anderes aus Stroh. Im Tessin, im Kanton Freiburg, im Aargauischen. Aber nur im Aargau gelang im 19. Jahrhundert der Sprung zur Industrieproduktion, ein Zentrum war Wohlen. Was im Freiamt und im Seetal hergestellt wurde, Hüte vor allem, reiste in die ganze Welt. In der Blütezeit waren in der Region bis zu 3500 Menschen in der Strohproduktion tätig; manche Fabrikantenfamilien brachten es zu grossem Reichtum. In der Villa des August Isler in Wohlen, einem Bau im Stil des Klassizismus, ist in der Gegenwart das "Schweizer Strohmuseum" untergebracht. Am Samstag schauten wir vorbei zum Abschluss unserer Wanderung von Seon nach Wohlen. War interessant. Freilich fand im Park vor der Villa ein Weihnachtsmarkt statt, entsprechend war im Haus viel Betrieb, ja Rummel. Ohne wären wir länger geblieben. Aber wie gesagt, unterhaltsam und lehrreich ist die Ausstellung durchaus.

Montag, 1. Dezember 2025

Bier? Biere!

Der Hallwilersee vom Esterliturm aus.
45 Minuten später: Abstieg in ein Tälchen nah Egliswil.
Im Wald vor Villmergen.
Frösche und andere Geschöpfe lieben die Tümpel beim Birchgrüebli.
Widmers Zmittag: Fleischkäse mit Haussenf.
Knapp vier Stunden brauchten wir am Samstag für die Route von Seon nach Wohlen. Stiegen dabei gleich zweimal auf, das erste Mal von der Sigismühle zum Esterliturm, das zweite Mal von einem idyllischen Täli bei Egliswil zu den bewaldeten Höhen vor Villmergen. Dort, in Villmergen, assen wir sehr gut in der "Brauerei" und tranken deren Bier. Nun, Biere, im Plural, hergestellt von der Brauerei Erusbacher & Paul, die durch die Zusammenlegung zweier Betriebe entstand. Erfreulich auch das Wetter, war der Himmel anfangs noch grau gewesen, so klarte es bald auf, und schon auf dem Esterliturm – immer wieder anstrengend, die 253 Stufen – hatten wir Sonne, sahen den Hallwilersee in geringer Entfernung. Der Spätnovember hat uns verwöhnt, das war eine schöne Wanderung, die ich allen empfehlen kann. Auch wenn der Schluss, die Strecke von Villmergen nach Wohlen, durch komplett zugebautes Agglogebiet führt. Interessant ist das Gelände allemal, uns beeindruckte insbesondere die Logistik- und Auslieferhalle von Digitec-Galaxus; ich glaube, ich habe nie zuvor ein derart riesiges Gebäude gesehen.

Sonntag, 30. November 2025

Der Fetisch von Zug

Ein Nagelfetisch. Schon ein bitzli unheimlich, oder?
Durch die unscheinbare
braune Tür gehts ins Museum.
Sankt-Oswalds-Gasse in Zug, Hausnummer 17. An der Fassade ein schlichtes Schild: "Afrika Museum der Missionsschwestern von hl. Petrus Claver". Wir klingeln, es dauert, schliesslich öffnet eine betagte Nonne. Schwester Gertrud, wie sie heisst, führt uns ins Museum, lässt uns allein, wir staunen. Nein, perplex sind wir. Was es da alles zu sehen gibt: ausgestopfte Schlangen, Speere, Masken, Gemälde, Mörser und so weiter und so fort. Vor einer Statue aus Holz bleiben wir besonders lange stehen. Sie zeigt einen kongolesischen Nagelfetisch. Eine Männergestalt, in deren Körper und auch Kopf unzählige Nägel getrieben sind – mit ihnen wollte man den Gott zum Leben erwecken und ihn dazu bringen, gewisse, einem selber nützliche oder anderen schädliche Dinge zu tun. Gut erklärt sind all die Dinge nicht, die Absenz moderner Didaktik und Museumspädagogik fällt auf. Der Orden, der das Museum betreibt, entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zuallererst schwärmten die Missionsschwestern nach Afrika aus, vor allem ins zentrale Afrika, weitere Kontinente folgten. In der Zuger Niederlassung hat sich in den letzten 120 Jahren angesammelt, was afrikanische Stifter den Schwestern schenkten und was diese aus eigenem Impuls nach Hause trugen. Die Objekte aus Afrika seien dazu eingesetzt worden, für den Orden zu werben, steht auf dessen Website zu lesen. Zugs Afrika-Museum wirkt, als sei die Zeit an ihm vorbeigezogen. Umso faszinierender fanden wir, was wir bei unserem Besuch vor knapp zwei Wochen vorfanden.
Vier Mal Afrika in Zug.

Samstag, 29. November 2025

Das Original

Auguste Piccard im Jahr 1932.
(Deutsches Bundesarchiv /
Wikicommons)
Schlaksig, fast zwei Meter gross, wirres Haar, auf der Nase ein rundes Brillchen, leicht verkniffener Blick. Sieht der Mann nicht aus wie Professor Bienlein in den "Tim und Struppi"-Comicgeschichten des Belgiers Hergé? Am Dienstag war ich (siehe Eintrag von gestern) im "Verkehrshaus" in Luzern; ich entdeckte dort neben vielen anderen Dingen eine Tafel, die mir die Lebensleistungen des Baslers Auguste Piccard erklärte. Eines genialen Geistes, der mit 30 Jahren schon an der ETH Zürich eine Professur in Physik hielt und als Dozent dadurch auffiel, dass er mit der einen Hand an der Tafel ein Modell zeichnen konnte, das er gleichzeitig mit der anderen Hand beschriftete. 1931 stieg Piccard mit seinem Assistenten in einem Ballon auf 15'781 Meter auf, schaffte es somit als erster Mensch in die Stratosphäre, die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa klassierte die Ballonkapsel später als erste Raumkapsel der Menschheit. Der Schweizer war aber auch von der Tiefsee fasziniert. 1953 tauchte er mit seinem Sohn Jacques in einem Unterseebot auf 3150 Meter ab, wieder Weltrekord. Beeindruckend, dieser Auguste Piccard. Lange Jahre unterrichtete er in Belgien. So kam es zur Bekanntschaft mit dem Zeichner Hergé, der ihn als Professor Balduin Bienlein vollends unsterblich gemacht hat. Die Ähnlichkeit ist also kein Zufall.

Freitag, 28. November 2025

Mein Gewicht? Kein Thema

Waage, Waage an der Wand, wer ist der schwerste im ganzen Land?
Plakette auf der Waage.
Am Dienstag machte ich einen Ausflug mit Studienfreund Christian. Wir fuhren auf dem Vierwaldstättersee von Luzern nach Brunnen, fuhren wieder retour und besuchten dann, bevor es ins Restaurant ging, das Verkehrshaus. Es kam mir gross vor, zu gross, unübersichtlich, mit Ausstellungen, in denen ich vieles nicht wirklich durchdacht fand und einiges nicht so beschriftet, dass ich mit der Information zufrieden gewesen wäre. Zu schnell gewachsen, zu wenig Personal? Aber Spass hatten wir durchaus. Wir hielten uns vor allem an die Eisenbahn-Halle. Dort gefiel mir zum Beispiel das Rösslitram, das in Zürich einst verkehrte, der Tramfahrer agierte als Pferdeführer. Lange vor meiner Zeit. Noch viel mehr fesselte mich die alte Personenwaage. Weil sie mich in meine eigene Vergangenheit katapultierte. Als Kantischüler in Trogen stieg ich regelmässig in St. Gallen im Nebenbahnhof der Trogenerbahn um. Dort stand exakt eine solche Waage. Freilich wäre ich nicht auf die Idee gekommen, eine Münze einzuwerfen und mich wägen zu lassen – mein Gewicht interessierte mich damals überhaupt nicht.
Noch eine Aufnahme aus dem Verkehrshaus in Luzern: das Zürcher Rösslitram.

In Brunnen hatten wir gut 45 Minuten Aufenthalt.

Donnerstag, 27. November 2025

Meine Winterreise

Kost gegen Kälte im Dorfresti.
Aus dem grünen Mittelland fuhr ich gestern in meine Kindheit. Also nach Ausserrhoden. Es war eine Reise in den Winter, der dort in den letzten Tagen voll zugeschlagen hat. Okay, der Schnee dürfte nicht mehr ewig liegen, die Temperaturen werden ja auch im Appenzellerland steigen. Aber bei meiner Visite war Stein AR voll in Weiss gekleidet.