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Montag, 8. Dezember 2025

Wer hat's erfunden? Stebler!

Hier wird zum Thema Landwirtschaft geforscht: Reckenholz.
Zierweiher beim Haupteingang.

Der Schweizer Naturforscher und Dozent Friedrich Gottlieb Stebler war zeitlebens bemüht, Missbrauch beim Handel mit Samen, Futtermittel und Dünger aufzudecken. Die Qualität von Saatgut zu befördern. In diesem Bereich wurde im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts fleissig betrogen, so kam es vor, dass Rotkleesamen gefärbte Quarzsteinchen beigegeben wurden. 1877 verfügte der Bundesrat die Gründung einer landwirtschaftlich-chemischen Untersuchungsstation am Zürcher Polytechnikum, wie die ETH damals hiess. Stebler wurde der erste Chef des Instituts, leitete dieses 42 Jahre lang, führte es zu internationaler Geltung. Nach 36 Jahren zog man um nach Zürich-Oerlikon und dann nach Reckenholz in Zürich-Affoltern. Letzte Woche wanderte ich durch den stattlichen Weiler, der sich dort am Nordrand der Stadt gebildet hat. Die Einrichtung Reckenholz gehört heute zu Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung in der Schweiz innerhalb des Bundesamtes für Landwirtschaft.

Sonntag, 7. Dezember 2025

Ein Schiff geht unter

Als die "Titanic" in einer eiskalten Nacht einen Eisberg rammte und sank, starben 1517 der 2223 Menschen an Bord. Die ganze Welt nahm an dem tragischen Geschehen im Nordatlantik Anteil, immer neue Geschichten von Tod oder aber Rettung kursierten. Und bald wurde das Unglück zum Sinnbild für das Ende des Fin de Siècle und der grenzenlosen Technikeuphorie des 19. Jahrhunderts. In der "Lichthalle Maag" in Zürich ist der Untergang der Titanic derzeit als Immersionsspektakel inszeniert, als Schauspiel also, das Projektionen bewegter Bilder an alle vier Wände, den Boden und die Decke mit einem dröhnendem Sound kombiniert; zudem gibt es einen Virtual-Reality-Raum, in dem Besucherinnen und Besucher, mit einer Spezialbrille ausgerüstet, durch den Riesendampfer spazieren. Am Freitag besuchten wir die Show zu viert – eine Zeitreise ins Jahr 1912.


Samstag, 6. Dezember 2025

Bizarre Karriere

Martin Luther war kein Freund des Kultes um die Heiligen der katholischen Kirche; den Brauch zum Beispiel, am Nikolaustag Geschenke auszutauschen, fand er "kindisch". Viel ausgerichtet hat der Reformator nicht, weder generell noch in Sachen Samichlaus. Der ist offensichtlich bis heute beliebt geblieben. Eine weltweit verbreitete Figur ist er, die auch in nichtchristlichen Gebieten bekannt ist; als ich vor vielen Jahren Weihnachten in Luxor in Ägypten verbrachte, stand alle paar hundert Meter ein Samichlaus und begrüsste die Touristen mit dem launigen Ruf "Welcome to Alaska". Kurios. Womit wir bei unserem Foto angekommen wären, das Wanderkollegin Ronja kürzlich am Rand von Wohlen AG machte. Dort waren etwa 20 Samichläuse auf dem Velo unterwegs. Zu welchem Happening es sie zog, fanden wir nicht heraus. Klar scheint mir, dass sich der heilige Nikolaus, ein Bischof in Myra in der heutigen Türkei, gewundert hätte, was in seinen Namen so alles veranstaltet wird – bizarr, diese Karriere.

Freitag, 5. Dezember 2025

Wässerige Wanderung

Triste Unterführung beim Büsisee: Dem Chatzenbach hat man in der Moderne übel mitgespielt. 
Der Büsisee ist jünger als ich.
In der Eiszeit entstanden: Der Untere Chatzensee im Dezembergrau.
Verlandende Randzone des Unteren Chatzensees bei der Wehntalerstrasse.
Am Mittwoch wanderte ich am Rand von Zürich und darüber hinaus. Meine Route führte von der Haltestelle "Fernsehstudio" in Zürich-Oerlikon nach Regensdorf. Ich sah jede Menge. Zum Beispiel waren da mehrere Gewässer, darunter

  • der Leutschenbach. Er mündet in Oerlikon in die Glatt, ist völlig unscheinbar und berühmt allein darum, weil er am Studio Zürich-Leutschenbach des Schweizer Fernsehens vorbeifliesst.
  • der Chatzenbach. Er kommt von den Chatzenseen her und ist der längste offene Bach der Stadt Zürich. Ihm folgte ich die meiste Zeit durch jene Zone von Zürich-Seebach und Zürich-Affoltern, in der die Vorstadt ins Land übergeht, Blocksiedlungen auf Äcker blicken.
  • der Büsisee. Er findet sich in der Nähe der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Reckenholz des Bundes direkt an der Autobahn. Jung ist er; er wurde, während man vor gut vier Jahrzehnten diesen Autobahn-Abschnitt baute, als Becken für die Entwässerung der Fahrbahn eingerichtet. "Büsisee" ist ein neckisches Spiel mit dem Namen der Chatzenseen, die einen Kilometer entfernt liegen. 
  • die Chatzenseen. Der Obere und der Untere Chatzensee wurden in der Eiszeit geboren, als eine Moräne abfliessendes Wasser staute. Lustigerweise geht der Name nicht auf "Katze" zurück, sondern auf einen alemannischen Siedler Hatto.
    Erstes Foto der Wanderung. Vom Leutschenbach sieht man nur das grüne Steilufer.

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Globi stoppte mich

Der Zürcher Robert Lips, 1912–1975, studierte Architektur und wurde Zeichner und Maler. Zum Jubiläum der Warenhauskette Globus entwarf er 1932 in Zusammenarbeit mit dem Werbeleiter des Unternehmens die Figur Globi. Ein Maskottchen. So gut kam der Globi an, dass Lips nicht mehr von ihm loskam. Von 1933 bis 1970 erschienen Bildergeschichten in der "Globus"-Kinder-Kundenzeitschrift, ab 1938 gabs jährlich ein Buch, insgesamt wurden es an die 40. Letzte Woche spazierte ich auf dem Weg zu einem Besuch in Zollikon durch den Friedhof Enzenbühl bei der Rehalp am Rand Zürichs. Reiner Zufall, dass ich das Grab von Robert Lips erblickte. Respektive war es sein Globi, der mich stoppte.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Feste Erde

Vor drei Jahren besuchten wir das idyllische Haberstal
in der Gemeinde Stadel ZH. Dass es als Standort für
ein Endlager für atomare Abfälle dienen soll, war erst
kurz zuvor bekannt geworden. Den Namen "Terradura"
trug das geplante Lager damals noch nicht.
Circa 1600 Jahre nach dem Ende des Römischen Reiches nutzen wir Latein weiterhin, um neue Ausdrücke zu prägen; die Sprache wird oft totgesagt, ist es aber nicht. Terradura ist lateinisch und bedeutet "feste Erde". Letzte Woche wurde bekannt, dass das geplante Tiefenlager für radioaktive Abfälle in Stadel im Zürcher Unterland ab sofort so heisst. In einem Online-Voting hatten sich schweizweit fast 40 Prozent aller Personen, die an der Abstimmung mitmachten, für diesen Namen ausgesprochen.

Dienstag, 2. Dezember 2025

Stroh kann reich machen

Vier Mal das "Schweizer Strohmuseum" in Wohlen AG.
In einigen Gegenden der Schweiz fertigten einst Menschen in Handarbeit Hüte und anderes aus Stroh. Im Tessin, im Kanton Freiburg, im Aargauischen. Aber nur im Aargau gelang im 19. Jahrhundert der Sprung zur Industrieproduktion, ein Zentrum war Wohlen. Was im Freiamt und im Seetal hergestellt wurde, Hüte vor allem, reiste in die ganze Welt. In der Blütezeit waren in der Region bis zu 3500 Menschen in der Strohproduktion tätig; manche Fabrikantenfamilien brachten es zu grossem Reichtum. In der Villa des August Isler in Wohlen, einem Bau im Stil des Klassizismus, ist in der Gegenwart das "Schweizer Strohmuseum" untergebracht. Am Samstag schauten wir vorbei zum Abschluss unserer Wanderung von Seon nach Wohlen. War interessant. Freilich fand im Park vor der Villa ein Weihnachtsmarkt statt, entsprechend war im Haus viel Betrieb, ja Rummel. Ohne wären wir länger geblieben. Aber wie gesagt, unterhaltsam und lehrreich ist die Ausstellung durchaus.