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Montag, 30. September 2013
Furcht und Ehrfurcht im Haslital
Gestern Tag zwei unserer Haslital-basierten Wanderunternehmung. Wir fuhren mit dem Bus hinauf zum Hotel Rosenlaui, tranken einen vormittäglichen Kaffee in dem sympathisch renovierten alten Kasten, besuchten die nahe Gletscherschlucht, wanderten dann via Schwarzwaldalp und Oberläger zur Grossen Scheidegg. Eigentlich hatten wir vorerst ja die First über Grindelwald angepeilt, doch bei Oberläger begann es zu tröpfeln - wir knickten motivationsmässig ein. Kaum sassen wir im Passgasthaus der Grossen Scheidegg beim Essen, kam die Sonne zurück. Kein Problem, wir genossen die Einkehr; ich nahm wieder einmal, nach langer Abstinenz, eine Meringue. Und dann fuhren wir, wieder via Rosenlaui und Meiringen, heim. Dort hatte ich das Gefühl, ich sei endlos lange fort gewesen. Dazu trugen die 570 Fotos bei, die ich noch sortieren und bearbeiten muss. Hier Impressionen von der Gletscherschlucht, in der es nicht braust oder tost. Sondern brüllt und tobt, dass man als Mensch klein wird. Furcht und Ehrfurcht mischen sich.
Sonntag, 29. September 2013
Ein voller Samstag

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Samstag, 28. September 2013
Tage des Wassers
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Toll, oder? Rosenlaui-Gletscherschlucht. (Wikicommons/ McIntosh Natura) |
Freitag, 27. September 2013
Donnerstagsgenuss
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Buchberg SH. Noch 15 Minuten Abstieg bis zur Fischbeiz in Rüdlingen. |
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Die Klosterkirche auf der Rheinau. |
Donnerstag, 26. September 2013
Stockbesoffen Richtung Solothurn
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Der Canal d'Entreroches zwei Kilometer nördlich von Entreroches. Gerade haben Bauern das Gras im Kanal geschnitten. |
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Nein, das ist nicht mein Zmittag. Stefan ass originellerweise Tintentfisch aus der Büchse und Salsiz. |
* Die Route, circa 6 1/2 Stunden: Eclépens Bahnhof - Canal d'Entreroches durch die Klus von Entreroches - Hafenhaus des Kanals - Kanal bis zur Höhe Strafanstalt Bochuz - Thielle-Kanal - Yverdon Flugplatz - Yverdon Altstadt - Yverdon, Alignement de Clendy - Yverdon Bahnhof.
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Sojabohne vor einem Feld mit ihresgleichen. Hinten Orbe. |
Mittwoch, 25. September 2013
Expedition Eclépens
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Ein alter Plan zeigt den projektierten Kanal zwischen Genfersee und Neuenburgersee. (Wikicommons) |
Dienstag, 24. September 2013
Brille und Rotwein
Was dieses Foto mit Wandern zu tun hat? Gerne lege ich es dar. Seit gestern habe ich Ferien, zwei Wochen. Ich begann sie damit, morgens um neun bei Fielmann meine Gleitsichtbrille abzuholen; meine erste Gleitsichtbrille. Man hatte mich gewarnt. Rita zum Beispiel erzählte, wie ihr beim Verlassen des Optikergeschäfts jedes Trottoir gebogen vorkam und sie sich beim Blick zu Boden fühlte wie ein Ein-Meter-Zwerg. Ich hatte keine Probleme; und nun kann ich also wieder Wanderkarten konsultieren, ohne sie mir wie ein Halbblinder einen Zentimeter vor die Augen halten zu müssen. Meine zweite Ferientat bestand gleich anschliessend darin, mir beim Weinhändler Brancaia in Zürich-Tiefenbrunnen ein paar Flaschen Pinot von Erich Meier zu holen. Ich hatte den Winzer, der mit 39 als Jungstar der Branche gilt, kürzlich auf seinem Rebgut in Uetikon am See getroffen. Was er mir übers Winzern und sein Wirken im und am Rebberg erzählte, begeisterte mich so sehr, dass ich mir vornahm, möglichst bald seinen Wein zu probieren. Nun bin ich gespannt; gestern abend kam ich nicht dazu. So, Foto erklärt.
Montag, 23. September 2013
Vom Versuch, Wanderer zu vergraulen
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Menzberg voraus. Allerdings mussten wir zuerst noch durch den Chorbgraben. |

Route: Wolhusen Bahnhof - Schruffenegg - Ätzlischwand - Längebüelschür - Cholgraben - Menzberg - Oberlehn - St. Joder - Underskapf - Mörisegg - Vorberg - Willisau Städtchen - Willisau Bahnhof. 6 1/2 Stunden.
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Auf dem Weg nach Menzberg passierten wir eine Seilbahn-Kabine aus Engelberg-Trübsee. |
Sonntag, 22. September 2013
Autofresser
Dieses Foto machte ich im Tessin. Spontan fällt mir zum Bild der Name "Stephen King" ein. Und das passende Buch zu der Aufnahme ist Franz Hohlers "Die Rückeroberung".
Samstag, 21. September 2013
Willisauer Karate
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Wie macht man aus einem vier? |
Freitag, 20. September 2013
Sondereggers Namenbuch
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Wieso die Neppenegg so heisst? Sonderegger wüsste es. |
Donnerstag, 19. September 2013
Der Strassenkehrtunnel
Heute gibt's von mir in der Zeitung eine Seite über zehn besonders schöne Postauto-Linien; natürlich alles Linien, die ich als Wanderer kennenlernte. Zum Beispiel die Linie Lauterbrunnen - Isenfluh, die durch einen Strassen-Kehrtunnel führt. Er kostete zehn Millionen Franken und erschliesst ein Dörflein mit 60 Einwohnern. So ist die Schweiz.
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Mittwoch, 18. September 2013
Bärtige Hühner, seltsame Eier, ein Kürbisdino
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Die sah ich auch: Kirche Busskirch, die älteste am Obersee; sie steht wie ihre Vorgängerinnen auf den Ruinen eines römischen Gutshofes. |
- Ich sah kurz nach Wanderbeginn vor einem Haus eine Tafel: "Zutritt Berechtigte gestattet." Was für eine Tautologie, dachte ich. Und ich fand in einem Anflug von Dadaismus, dass ich gern mal ein Schild läse: "Bestatter gestattet."
- Ich sah bei Oberegg ein seltsames Huhn. Ein Infoschild des Bauern erklärte mir, es handle sich um ein Appenzeller Barthuhn: "Der kompakte Rosenkamm und der volle Kinn- und Backenbart bieten der Winterkälte wenig Angriffsfläche."
- Ich sah in Eschenbach direkt über mir am Himmel die Patrouille Suisse. Die sechs Jets in exakter Formation machten einen Lärm, der mich fast aus der Regenjacke haute. Aber schön sah es aus.
- Ich sah kurz nach Eschenbach ein Schild, das frische Wachteleier anpries. Doch mit meiner 200-er-Note getraute ich mich nicht auf den Hof. Vermaledeiter Bancomat! Gern hätte ich mir zu Abend ein Wachtel-Omelettchen bereitet.
- Ich sah im Chlosterwald einen Rentner mit einem Riesenkorb. Darin lagen genau drei mickrige Pilze. "Heuer ist ganz schlecht", rief der Rentner schon von weitem. "Heuer ist ganz schlecht."
- Ich sah gleich nach der Einmündung der Jona in den Obersee beim Strandbad Stampf ein Restaurant, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich kehrte in der Strandbeiz Stampf ein. Es gab frische Felchen vom Fischer Wespe aus Schmerikon - ein Festessen. Und das an einem hundskommunen, grässlich verregneten Montagmittag.
Und auch den sah ich: Jurassic-Park-Dino aus Kürbissen beim Bad Stampf.
Dienstag, 17. September 2013
Ein Kraut im Mund, wie Lucky Luke
Eigentlich wollte ich heute über die gestrige Wanderung berichten, ich lief von Jona nach Eschenbach und dann nach Rapperswil. Doch als ich aus dem St. Gallischen nach Hause kam, fand ich ein Mail vor. Freund Bruno gratulierte mir aus New York (!) zu meinem Porträt in der Baz. Aha! Ich hatte wirklich vergessen, dass das Porträt an diesem Montag kommen sollte, und freute mich umso mehr über die schmeichelhaften, lustigen, jugendlichen Zeilen Benedict Neffs.
Die Montagswanderung findet nun halt erst im Mittwochs-Blogeintrag statt, hier der Artikel.
© Basler Zeitung; 16.09.2013
Ein Buchhalter auf Wanderschaft
Der Journalist Thomas Widmer (51) ist der bekannteste Wanderer und einer der besten Schreiber der Schweiz
Von Benedict Neff, Frenkendorf
Thomas Widmer nennt sich selbst Wanderpapst. Das heisst, er nannte sich ein einziges Mal in seinem Leben Wanderpapst. Fatalerweise. Fortan schreiben Journalisten: «der selbst ernannte Wanderpapst». Sie schreiben es gerne. Das tönt ein bisschen lustig, das tönt ein bisschen doof. Sogar Kuschel-Kurt Aeschbacher konnte es nicht lassen: «Jede Woche und bei jedem Wetter ist der selbst ernannte Wanderpapst in der Schweiz unterwegs und schreibt darüber eine Kolumne.»
Ja, der Wanderpapst ist ein «Genusswanderer», lernt man in Interviews mit ihm, er lebt nach dem Prinzip «nach jedem Gipfel ein Mandelgipfel». Man denkt sich, dieser Mensch zieht von Heide zu Heide, mit einem Stöcklein in der Rechten, einem Rucksäcklein auf dem Buckel, und pfeift fröhlich in die Luft. Die Umgebung: «Schnuckelige» – ein Wort, das Widmer schamlos in seinen Artikeln im «Tages-Anzeiger» versorgt – Heimetli, Berge. Gipfel der Sonntagsidylle: Der Mann verdient mit seinem Flohnerleben auch noch Geld. Tamedia finanziert den Wanderpapst!
Ein Tableau naiver Bauernmalerei
Jeden Samstag wandert er mit Kameraden aus der Branche im Wanderclub «Fähnlein Fieselschweif» – dieser Name scheint sich nahtlos in Widmers Welt zu fügen: ein Tableau naiver Bauernmalerei aus Appenzell.
Appenzell ist wohl der Hintergrund von Widmers Biografie: Dieser ist aber nicht der harmlose Wandervogel, für den man ihn vielleicht gerne halten würde, er ist auch alles andere als naiv.
Wer ist Thomas Widmer? Schwer zu sagen. Unsere gemeinsame Wanderung führte von Frenkendorf nach Arlesheim. Genaue Antworten gibt es nicht. Man müsste mit ihm weiterwandern, vielleicht viel weiter.
Widmer, so scheint mir, ist ein absoluter Anti-Zyniker. Gesellig, aber unnahbar. Er schreibt bestechend schön, weil er das kann, und er schreibt einfach, weil er das so will. Dass er auch problemlos umständlich, ätzend und von der Warte allerhöchster Kultiviertheit schreiben kann, führt er in einem Porträt über Martin Meyer vor, den Feuilleton-Ressortleiter der NZZ, in dem er dessen Stil persiflierte.
Meyer, so Widmer, sei «super pissed» gewesen. «Du könntest Meyer locker ersetzen», sage ich. «Ja, absolut», meint Widmer ironiefrei und setzt zu einer Meyer’schen Deklamation an: «Es ist – Komma – in diesen Zeitläufen – Komma – manchem Zeitgenossen ein Anliegen …» Und dann bringe Meyer meist schon Montesquieu ins Spiel, Montesquieu bringe er gerne.
Dieses Porträt schrieb Widmer noch in der «Weltwoche», zuvor war er jahrelang Literaturjournalist bei «Facts». Heute sagt er: «Ich lese keine Schweizer Literatur mehr.» Zu viel «Stilwille», zu wenig «Handlungswille». Das langweile.
Zweimal wurde er als Juror zum Bachmann-Preis in Klagenfurt geladen. Der Provinzkritiker traf auf Branchenhonoratioren wie Iris Radisch von der «Zeit». «Das ist so, als würde man einen Karabiner gegen ein Maschinengewehr antreten lassen» – grausam, meint Widmer. Aber auch er hat eifrig ausgeteilt, in seiner eigenen Manier. «Ihre Literatur hat die Couragiertheit einer Häkeldecke», sagte er zur Autorin Jenny Erpenbeck. Und freut sich darüber heute noch ein bisschen. Am Abend nach den Veranstaltungen sei er jeweils «nudelfertig» gewesen. Auch nach den samstäglichen Wanderungen im «Grüppli» sei er: «nudelfertig». «Da krieche ich fast ins Schlafzimmer.» Autorenjournalismus bei der «Weltwoche» wiederum sei: «anstrengend».
Lobend äussert er sich zum Literaturjournalismus: «Es ist ein geordnetes Leben. Du hast deine Saisons: Frühling und Herbst. Das Jahr zieht an einem vorbei wie an einem Bauern.»
Der «Kaputtmacher»
Widmer ist kein Pedant, aber er scheint Ordnung zu schätzen. Wohl deshalb, weil sie dem gestressten Menschen Ruhe gibt. Früh geht er zu Bett, früh steht er wieder auf. Jeden Tag um fünf Uhr morgens heisst Widmer «Kaputtmacher». Er sitzt bei einer Tasse Tee vor dem Computer und spielt Drei-Minuten-Schach. «Das ist meine Spezialität.» – «Wieso stehst du so früh auf?» – «Weil es mir entspricht.» – «Dann entspricht dir auch eine frühe Nachtruhe?» – «Am Abend bin ich tot, um zehn gehe ich ins Bett.»
Widmers Leben stellt man sich recht mönchisch vor, inklusive klösterlicher Völlerei. Seine Vorliebe für den Verzehr deftiger Speisen ist bekannt. Die Schilderung der Verköstigung in Bergbeizen ist integraler Bestandteil seiner Wanderkolumne: «Mein Cordon-bleu war gut», schreibt er, oder «ein Glühwein von der sympathischen Serviererin Maggy taute uns vollends auf».
Höhepunkt unserer Wanderung ist die Schauenburgflue. Es ist eine leichte Wanderung, für die Widmer aber ziemliche Böden von Wanderschuhen montiert hat. Dieser Schuh sei erst «Horrorstufe zwei», für gröbere Touren steht zu Hause noch «Horrorstufe drei» bereit.
Er trägt eine Brille, deren Glas sich abdunkelt, wenn es hell wird. Ein Glas also, das das Licht automatisch reguliert. Blenden lässt er sich nicht. Im Gehen zupft er Blätter von Büschen am Wegrand und führt gelegentlich ein Kraut im Mund, wie Lucky Luke.
Manchmal hält er. Nur ganz kurz. Er schiesst ein Bild. Es geht darum, Erinnerung festzuhalten, um zu Hause darüber zu schreiben. Wanderungen sind für ihn nicht nur «Erlebnis» und «Genuss», sondern auch Verwaltungsobjekte. Widmer spricht von der Psychologie des Sammelns. Zuerst sei die Lust da, etwas aufzuspüren, dann, es zu erjagen, um es schliesslich abzulegen. «Das tönt etwas buchhalterhaft, aber so bin ich.»
Die Montagswanderung findet nun halt erst im Mittwochs-Blogeintrag statt, hier der Artikel.
© Basler Zeitung; 16.09.2013
Ein Buchhalter auf Wanderschaft
Der Journalist Thomas Widmer (51) ist der bekannteste Wanderer und einer der besten Schreiber der Schweiz
Von Benedict Neff, Frenkendorf
Thomas Widmer nennt sich selbst Wanderpapst. Das heisst, er nannte sich ein einziges Mal in seinem Leben Wanderpapst. Fatalerweise. Fortan schreiben Journalisten: «der selbst ernannte Wanderpapst». Sie schreiben es gerne. Das tönt ein bisschen lustig, das tönt ein bisschen doof. Sogar Kuschel-Kurt Aeschbacher konnte es nicht lassen: «Jede Woche und bei jedem Wetter ist der selbst ernannte Wanderpapst in der Schweiz unterwegs und schreibt darüber eine Kolumne.»
Ja, der Wanderpapst ist ein «Genusswanderer», lernt man in Interviews mit ihm, er lebt nach dem Prinzip «nach jedem Gipfel ein Mandelgipfel». Man denkt sich, dieser Mensch zieht von Heide zu Heide, mit einem Stöcklein in der Rechten, einem Rucksäcklein auf dem Buckel, und pfeift fröhlich in die Luft. Die Umgebung: «Schnuckelige» – ein Wort, das Widmer schamlos in seinen Artikeln im «Tages-Anzeiger» versorgt – Heimetli, Berge. Gipfel der Sonntagsidylle: Der Mann verdient mit seinem Flohnerleben auch noch Geld. Tamedia finanziert den Wanderpapst!
Ein Tableau naiver Bauernmalerei
Jeden Samstag wandert er mit Kameraden aus der Branche im Wanderclub «Fähnlein Fieselschweif» – dieser Name scheint sich nahtlos in Widmers Welt zu fügen: ein Tableau naiver Bauernmalerei aus Appenzell.
Appenzell ist wohl der Hintergrund von Widmers Biografie: Dieser ist aber nicht der harmlose Wandervogel, für den man ihn vielleicht gerne halten würde, er ist auch alles andere als naiv.
Wer ist Thomas Widmer? Schwer zu sagen. Unsere gemeinsame Wanderung führte von Frenkendorf nach Arlesheim. Genaue Antworten gibt es nicht. Man müsste mit ihm weiterwandern, vielleicht viel weiter.
Widmer, so scheint mir, ist ein absoluter Anti-Zyniker. Gesellig, aber unnahbar. Er schreibt bestechend schön, weil er das kann, und er schreibt einfach, weil er das so will. Dass er auch problemlos umständlich, ätzend und von der Warte allerhöchster Kultiviertheit schreiben kann, führt er in einem Porträt über Martin Meyer vor, den Feuilleton-Ressortleiter der NZZ, in dem er dessen Stil persiflierte.
Meyer, so Widmer, sei «super pissed» gewesen. «Du könntest Meyer locker ersetzen», sage ich. «Ja, absolut», meint Widmer ironiefrei und setzt zu einer Meyer’schen Deklamation an: «Es ist – Komma – in diesen Zeitläufen – Komma – manchem Zeitgenossen ein Anliegen …» Und dann bringe Meyer meist schon Montesquieu ins Spiel, Montesquieu bringe er gerne.
Dieses Porträt schrieb Widmer noch in der «Weltwoche», zuvor war er jahrelang Literaturjournalist bei «Facts». Heute sagt er: «Ich lese keine Schweizer Literatur mehr.» Zu viel «Stilwille», zu wenig «Handlungswille». Das langweile.
Zweimal wurde er als Juror zum Bachmann-Preis in Klagenfurt geladen. Der Provinzkritiker traf auf Branchenhonoratioren wie Iris Radisch von der «Zeit». «Das ist so, als würde man einen Karabiner gegen ein Maschinengewehr antreten lassen» – grausam, meint Widmer. Aber auch er hat eifrig ausgeteilt, in seiner eigenen Manier. «Ihre Literatur hat die Couragiertheit einer Häkeldecke», sagte er zur Autorin Jenny Erpenbeck. Und freut sich darüber heute noch ein bisschen. Am Abend nach den Veranstaltungen sei er jeweils «nudelfertig» gewesen. Auch nach den samstäglichen Wanderungen im «Grüppli» sei er: «nudelfertig». «Da krieche ich fast ins Schlafzimmer.» Autorenjournalismus bei der «Weltwoche» wiederum sei: «anstrengend».
Lobend äussert er sich zum Literaturjournalismus: «Es ist ein geordnetes Leben. Du hast deine Saisons: Frühling und Herbst. Das Jahr zieht an einem vorbei wie an einem Bauern.»
Der «Kaputtmacher»
Widmer ist kein Pedant, aber er scheint Ordnung zu schätzen. Wohl deshalb, weil sie dem gestressten Menschen Ruhe gibt. Früh geht er zu Bett, früh steht er wieder auf. Jeden Tag um fünf Uhr morgens heisst Widmer «Kaputtmacher». Er sitzt bei einer Tasse Tee vor dem Computer und spielt Drei-Minuten-Schach. «Das ist meine Spezialität.» – «Wieso stehst du so früh auf?» – «Weil es mir entspricht.» – «Dann entspricht dir auch eine frühe Nachtruhe?» – «Am Abend bin ich tot, um zehn gehe ich ins Bett.»
Widmers Leben stellt man sich recht mönchisch vor, inklusive klösterlicher Völlerei. Seine Vorliebe für den Verzehr deftiger Speisen ist bekannt. Die Schilderung der Verköstigung in Bergbeizen ist integraler Bestandteil seiner Wanderkolumne: «Mein Cordon-bleu war gut», schreibt er, oder «ein Glühwein von der sympathischen Serviererin Maggy taute uns vollends auf».
Höhepunkt unserer Wanderung ist die Schauenburgflue. Es ist eine leichte Wanderung, für die Widmer aber ziemliche Böden von Wanderschuhen montiert hat. Dieser Schuh sei erst «Horrorstufe zwei», für gröbere Touren steht zu Hause noch «Horrorstufe drei» bereit.
Er trägt eine Brille, deren Glas sich abdunkelt, wenn es hell wird. Ein Glas also, das das Licht automatisch reguliert. Blenden lässt er sich nicht. Im Gehen zupft er Blätter von Büschen am Wegrand und führt gelegentlich ein Kraut im Mund, wie Lucky Luke.
Manchmal hält er. Nur ganz kurz. Er schiesst ein Bild. Es geht darum, Erinnerung festzuhalten, um zu Hause darüber zu schreiben. Wanderungen sind für ihn nicht nur «Erlebnis» und «Genuss», sondern auch Verwaltungsobjekte. Widmer spricht von der Psychologie des Sammelns. Zuerst sei die Lust da, etwas aufzuspüren, dann, es zu erjagen, um es schliesslich abzulegen. «Das tönt etwas buchhalterhaft, aber so bin ich.»
Montag, 16. September 2013
Bündner Wagenburg
Sonntag, 15. September 2013
Trogen und die Trommeln

Samstag, 14. September 2013
Knöpflis Saat geht auf
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Trogen, Rathaus und Pfarrhaus; von der Kanti habe ich kein Bild. (Wikicommons/ R. Zumbühl) |
Freitag, 13. September 2013
Trauben und Kirchen
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Wandmalerei im Beinhaus von Semione. |
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Semione liegt ein paar Meter über dem Tal des Brenno. |
Donnerstag, 12. September 2013
Im Reich der Kastanie
Kugel, Kugel in der Hand, wer hat den schönsten Job im ganzen Land...
Gestern wollte ich nicht wandern. Geplant war: Mittwoch zuhause arbeiten. Und Donnerstag wandern. Bloss: Unser Haus ist momentan eingerüstet, Fassadenarbeiten. Als ich gestern um Viertel vor neun am Morgen grad an einer Kolumne schrieb, wurde der Lärm unerträglich. Ein Maler setzte draussen auf dem Gerüst einen halben Meter vor meiner Nase ein Schmirgelgerät an, das reichte. Ich klappte den Laptop zu, schmiss ein paar Dinge in meinen Rucksack und floh. Kurz vor eins war ich in Biasca und zottelte los, das Bleniotal hinauf. Um fünf machte ich in Acquarossa Schluss und suchte mir ein Hotel. Heute folgt Teil zwei auf dem Sentiero Basso durchs Tal - hey, Maler, danke, hast du mich vergrault!
Mittwoch, 11. September 2013
Die wollen mich doch neppen!
Die Mail (zum Lesen anklicken) ging mir gestern zu. Ich weiss beim besten Willen nicht, was das soll. Wollen die mich neppen?
Dienstag, 10. September 2013
Sumerzit fröide gît
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Heinrich von Clanx, der dichtende Burgherr. Unten das Burgfräulein, dem sein Minnesang gilt. |
Heinrich von Clanx, wie er sich auch nannte, diese Gestalt des 13. Jahrhunderts, war eigentlich ein übler Haudegen. Wenn er dichtete, befleissigte er sich aber der damals üblichen feinen Töne und Metaphern. Fünf seiner Gedichte sind in der Manessischen Liederhandschrift überliefert samt einer ganzseitigen Miniatur - siehe Abbildung. Eine Kostprobe, wie der Edle von Clanx als Natursänger klang:
"Heide breit
wohl bekleit
mit vilen schoenen bluomen lit.
sumerzit
fröide gît."
Montag, 9. September 2013
Die unvergessliche Linzerschnitte
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Herbstzeitlose, brauchst dich nicht wegzubeugen, ich will bloss fotografieren! |
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Blick vom Bärgi über Valzeina zur Hochwangkette. |
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Das Hagtobel zwischen Stams und Ober Says. |
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Auf dem Churberg, hinten links der Cyprianspitz, den wir ausliessen. |
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Gerstenstuppe voraus. Die Walsersiedlung Stams bietet ein Restauräntchen. |
Sonntag, 8. September 2013
Die Sache mit dem Stier
Die grossartige Wanderung von der Station Schiers-Valzeina nach Valzeina und dann via Berghaus Stams hinab nach Trimmis wird hier morgen behandelt - vorerst nur ein Aperçu zur gestrigen Unternehmung: Es wird einem gschmuech, wenn man (zwischen Churberg und Stams) eine Viertelstunde lang über eine Kuhweide gegangen ist, zu der Baumgruppen und Waldstücke gehören, so dass man die Tiere gar nicht gross sieht, und am Schluss kommt man zu einem Gatter und findet dort ein Schild vor, das einen warnt, dass die Strecke, die man eben gemacht hat... nun, siehe Foto. Am Anfang der 15-Minuten-Strecke, normaler Wanderweg übrigens, gabs kein solches Schild. Na ja, wir habens überlebt.
Samstag, 7. September 2013
Brückebrücke (GL)

PS: Heute gehts vom Talboden des Prättigaus nach Valzeina und zum Bergrestaurant Stams. Bericht folgt, wir bleiben dran.
Freitag, 6. September 2013
Vom Werden einer neuen Gondelbahn
Donnerstag, 5. September 2013
Kleine Freuden
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Oben! Weissenstein mit Kurhaus. |
Mittwoch, 4. September 2013
Nostalgiker auf den Weissenstein!
Heute geht es mit Wanderfreund Andreas Staeger, Autor eines Führers mit 52 Kurzrouten im Kanton Bern, auf den Weissenstein. Wir steigen von Welschenrohr auf und steigen ab nach, voraussichtlich, Solothurn. A propos Weissenstein: Am Sonntag findet dort ein Fest statt. Begangen wird der Baubeginn der neuen Gondelbahn, die im Herbst 2014 starten soll. Man kann unter anderem Zubehör des alten Sesselliftes kaufen - also ab am Sonntag auf den Weissenstein, Bähnli-Nostalgiker!
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Auch durch die Verenaschlucht kommen wir heute vermutlich. |
Dienstag, 3. September 2013
Die Schöllenenshow
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Das Urnerloch in Andermatt, gleich gehts in die Schöllenenschlucht. |
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Teufel auch! Die Teufelsbrücke (unten). |
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Reger Samstagverkehr hinab nach Göschenen. |
Montag, 2. September 2013
Gesucht: drei Schafböcke
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Lolenpass mit Wegkehren und Unteralpreuss. |
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Die Oberalp-Passstrasse kurz nach Wanderbeginn. |
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The Chedi, Andermatts Fünfsternhotel, kurz vor Eröffnung. |
* Wir trafen den Hirten später noch einmal, er fuhr mit dem Auto vorbei. Er hatte die Böcke gefunden; am nächsten Tag wolle er sie den Schafdamen zuführen, erklärte er. Also sozusagen ein Polterabend, den sich die Herren da geleistet hatten.
** Morgen mehr zur Schöllenen; sie will einen eigenen Eintrag.
Sonntag, 1. September 2013
Sneak Preview
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