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Montag, 7. November 2011

Das Föhn-Abenteuer

Sören-Grat zwischen Gätterli und Scheidegg: Blick auf den Zugersee.
Mein Kalkül, am Wochenende in der Innerschweiz zu wandern, ging auf. Wetter, Temperatur, Panorama: fantastisch dank Föhn. Wir gingen von Arth-Goldau nach Lauerz, hinauf zum Gätterlipass und zur Rigi-Scheidegg. Die Seilbahn war ausser Betrieb, des Föhnes wegen. Die Beiz war offen. Wir assen. Dann hielten wir hinab nach Rigi-Klösterli zur Zahnradbahn. Nach den knapp sechs Gehstunden waren wir müde, immerhin waren wir 1200 Meter auf- und 350 abgestiegen. Unten in Arth-Goldau war es nachmittags um fünf 19 Grad warm. Oben im Wald beim Gätterli hatte  der Wind gewütet, dass es klang, als rase ein Zug durch die Tannen. Und auf den offenen Passagen um die Scheidegg hatten wir kaum geradeaus gehen können. Die Wanderung war ein Föhn-Abenteuer.
Rigi-Scheidegg-Perspektive: Bürgenstock (M.), Stanserhorn (l.), Pilatus (r.).

Sonntag, 6. November 2011

Ufhöre mit dem Seich!

D Gmeind Meile, welchi am Zürisee liegt. (Foto: Roland zh)
Im "Tages-Anzeiger" schrieb ich einst eine Glosse darüber, dass die Mundart immer stärker hochdeutsche Syntax und Präpositions-Sitten nachahmt und das hochdeutsche Futur übernimmt: "2012 wird de Zirkus wieder nach Züri cho." Gestern las ich in der Ausgabe "Rechtes Seeufer" meiner Zeitung eine Betrachtung derselben Stossrichtung mit neuem Material. Offenbar gibt es an der Goldküste Behörden-Mitglieder, die das mundartliche Relativpronomen "wo" missachten. Sie tönen am Elternabend so: "Erfassig und Bearbeitig vo soziale Problemstellige, welchi di schuelischi Integration gföhrded." "Ufhöre mit dem Seich!", kommentiert der Journalist.

Samstag, 5. November 2011

Der politische Föhn

Was für eine Prognose! Sie enthält alles. In den Föhn-Regionen besteht offenbar die Chance auf Sonne, wir ziehen heute an die Rigi. Zum Föhn eine Anekdote: Am 20. Oktober 1488 besammeln sich die Abgesandten der eidgenössischen Orte in Luzern. Es geht um die Beerbung des Erzherzogs Sigismund von Österreich. Der Urner Abgesandte Andres Riner vom Seelisberg fehlt. Der Bote, der sich von Altdorf aufmachte, Riner die Einladung zum Treffen zu bringen, kam nur bis Brunnen, wartete lange und kehrte unverrichteter Dinge um. Der Urnersee war zu aufgewühlt für die Überfahrt nach Treib. Schuld war der Föhn, diese grosse politische Kraft unseres Landes.

Freitag, 4. November 2011

Die Kuh mit dem gelben Maul

Im Netz stiess ich auf einen Beitrag von "Schweiz aktuell" über den Bezirksleiter der Berner Wanderwege. Ruedi Erb richtet, putzt, erneuert Wegweiser. Trifft man im Gelände eine Kuh mit gelbem Maul, erzählt er, hat das Vieh mit ziemlicher Sicherheit einen frisch gemalten Rhombus abgeschleckt.

Donnerstag, 3. November 2011

Das Minarett und die höllischen Gamsschnitzel

Ich war - wirklich! - einen Moment verdutzt, oben auf Neuchâtels Hausberg Chaumont. Jetzt haben wir dieses Minarettverbot, aber hier hat's ja ein Minarett, dachte ich. Natürlich schaltete sich dann schnell der Verstand zu. Umgehend begriff ich, dass es sich um einen Aussichtsturm orientalischen Gepräges handelte.

Gestern erwanderte ich mir den Chaumont. Drei weitere Höhepunkte meines Tages: 1. Die Seyon-Schlucht. Eng ist sie und wild, immer wieder geht man unter überhängenden Kalkwänden. 2. Das Nebelmeer. Es reichte bis zum Horizont, an dem knapp der Alpenkranz auszumachen war. 3. Das Mittagessen im "Petit Hôtel de Chaumont". Mein Rumpsteak mit Pommes schmeckte mir nicht. Egal. Am Nebentisch verspies ein unglaublich dickes Ehepaar Gamsschnitzel auf dem heissen Stein. Es brutzelte und spritzte höllisch. Die zwei langten zu, als hätten sie seit Tagen nichts gegessen. Ich war von dem Ensemble fasziniert. Das kleine Mädchen in der Nähe noch viel mehr. Beide konnten wir nicht aufhören zu gaffen. Ja, der Chaumont war ein Spektakel und die zweieinhalb Gehstunden bei weitem wert.

Mittwoch, 2. November 2011

Die rauchenden Früchtchen von 1943

Im Herbst 1943, im Krieg also, fährt die 8. Primarklasse des Lehrers Eduard Erb in Allschwil für zwei Tage ins Berner Oberland. Für viele der 14- bis 15-Jährigen ist das der Abschluss ihrer Schulzeit. Und viele von ihnen sind noch nie zuvor aus dem Baselbiet verreist; ein Mädchen wird hernach ironisch schreiben, wie ihr beim Anblick der Berner Eisriesen klar wird, dass die sanften Halden um Allschwil wohl doch keine "Hochalpen" sind. Danach müssen die Schüler Aufsätze schreiben. Der Lehrer sammelt sie ein - sie überstehen dann die Jahrzehnte bis in unsere Zeit, um als Broschüre "Unsere Schulreise" zu auferstehen. Ich habe die Sammlung gelesen und gestaunt über die Details, den Luftschutzmann etwa, der die eine Familie darauf hinweist, dass ihre Wohnung nicht perfekt verdunkelt ist. Diese Aufsätze sind eine Quelle für den, der das damalige Lebensgefühl ergründen will. Hier ein Appetizer aus dem Aufsatz von Robert Borer, er spielt im Zug zwischen Thun und Basel:
... und bald war der Zug in vollem Lauf. Ein Knabe riss schnell den Vorhang der Wagentür hinunter, und schon steckte er eine Zigarette in Brand. Auch zwei andere Knaben taten desgleichen. Nach einigen Minuten flog schon ein dicker Qualm umher. Wir rissen schnell das Fenster hinunter, als bald die Tür aufging. Die Knaben versteckten sofort die Zigaretten, der Herr Erb hatte es schon beobachtet. Herr Lehrer sprach in ernstem Ton: Gebt mir die Zigaretten. Da streckten die Sünder die vollen Schachteln dem Lehrer hin. Die Knaben schnitten eine ärgerliche Miene. Nach einigen Minuten beobachtete ich den Lehrer, wie er eine Knabenzigarette rauchte.

Dienstag, 1. November 2011

Der Otelfingen-Code

Das Mysterium aus dem Furttal. (Foto: Monika Schlatter)
Wanderfreundin Monika schickte mir diese Aufnahme aus Otelfingen im Furttal ZH: eine Wöschhüsli-Fassade. Was wohl die unterste Zeile bedeute, fragte sie mich. Ich konsultierte meine kluge "Tages-Anzeiger"-Kollegin Helene Arnet, die solche Dinge oft weiss. Schon eine halbe Stunde später lieferte Helene die Antwort. Sie hatte aus der Otelfingen-Homepage zutage gefördert, was ich mit Google nicht gefunden hatte. Es handelt sich um die Kurzfassung des Spruches "Wenn einer baut und Gott vertraut, so muss er lassen Gott walten, so wird er ihn und auch sein Haus erhalten."