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Mittwoch, 2. November 2011

Die rauchenden Früchtchen von 1943

Im Herbst 1943, im Krieg also, fährt die 8. Primarklasse des Lehrers Eduard Erb in Allschwil für zwei Tage ins Berner Oberland. Für viele der 14- bis 15-Jährigen ist das der Abschluss ihrer Schulzeit. Und viele von ihnen sind noch nie zuvor aus dem Baselbiet verreist; ein Mädchen wird hernach ironisch schreiben, wie ihr beim Anblick der Berner Eisriesen klar wird, dass die sanften Halden um Allschwil wohl doch keine "Hochalpen" sind. Danach müssen die Schüler Aufsätze schreiben. Der Lehrer sammelt sie ein - sie überstehen dann die Jahrzehnte bis in unsere Zeit, um als Broschüre "Unsere Schulreise" zu auferstehen. Ich habe die Sammlung gelesen und gestaunt über die Details, den Luftschutzmann etwa, der die eine Familie darauf hinweist, dass ihre Wohnung nicht perfekt verdunkelt ist. Diese Aufsätze sind eine Quelle für den, der das damalige Lebensgefühl ergründen will. Hier ein Appetizer aus dem Aufsatz von Robert Borer, er spielt im Zug zwischen Thun und Basel:
... und bald war der Zug in vollem Lauf. Ein Knabe riss schnell den Vorhang der Wagentür hinunter, und schon steckte er eine Zigarette in Brand. Auch zwei andere Knaben taten desgleichen. Nach einigen Minuten flog schon ein dicker Qualm umher. Wir rissen schnell das Fenster hinunter, als bald die Tür aufging. Die Knaben versteckten sofort die Zigaretten, der Herr Erb hatte es schon beobachtet. Herr Lehrer sprach in ernstem Ton: Gebt mir die Zigaretten. Da streckten die Sünder die vollen Schachteln dem Lehrer hin. Die Knaben schnitten eine ärgerliche Miene. Nach einigen Minuten beobachtete ich den Lehrer, wie er eine Knabenzigarette rauchte.

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