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Mittwoch, 25. August 2010

Stockhorn mit Nasenpiercing

Auch so ein Trend: atemberaubende, schwindelerregende Stege. Berühmt ist der "Sky Walk" über dem Grand Canyon. Soeben eröffnet wurde der "Alpspix" an der Alpspitze bei Garmisch-Partenkirchen. Und wohl schon nächstes Jahr soll das Stockhorn im Berner Oberland eine ringförmige Brücke mit Tiefblick zum Thunersee kriegen - sozusagen ein Nasenpiercing. In Ruhe die Grösse der Berge erwandern oder ersteigen ist die eine Sache; die andere kommt zusehends in Mode und besteht darin, dass man mit der Bahn hinauffährt und sich husch-husch den Höhenkick gibt. Die alpine Eventisierung und Verrummelung geht weiter.
Geplanter Steg am Stockhorn, BE.

1 Kommentar:

  1. In der Tat, lieber Herr Widmer, da gehe ich mit Ihnen einig, die Verrummelung und damit Verrammelung der Berge geht weiter. War neulich bei dieser neuen Hängebrücke über dem Sattel. Du meine Güte! Bahnhofunterführung Zürich, morgens um 7 Uhr. Ich schlage daher vor, die Kirchtürme mit Hängebrücken zu verbinden. Mei, der Zulauf zu den Gemeinden wär wieder ansteigend. Oder statt eine zweite Gotthardröhre, ein Hängebrückenpfad über den Berg. All-seasons-tauglich, da geheizt und ohne Lawinenbedrohung. Mei, das gäb Wandervolk. Die Investoren in Andermatt würden Augen machen.
    Nun aber noch zum Stockhorn, dem Stögu, wie sie in Thun und Umgebung sagen. Es gab mal einen Werbesloagan der Stockhornbahn, der hiess «Der Daumen zum Staunen». Mei, das waren noch Zeiten. Im Winter liess man sich vom Stockensee mit dem Bügellift den steilen Lasenberg hochziehen, bis dann mangels Interesse der Skifahrergilde das bescheidene Skigebiet immer mehr gemieden wurde und der Lift schliesslich die Segel streichen musste. Doch dann kamen findige Köpfe und rückten dem Thuner Westämtler Wahrzeichen zu Leibe, bohrten sich durch den Fels, damit ja niemand mehr den Gipfel besteigen musste, um Aussicht from the dark side of the Stockhorn zu haben, inklusive Nachtbeleuchtung der Wand und den glücklicherweise heftigen Reaktionen von Menschen, denen Verstand Vernunft noch nicht abhanden gekommen sind. Das nächtliche Gefunkle musste dann auf behördliches Geheiss abgestellt werden. Doch der Furzereien nicht genug. Nun kommen pseudoinitiative Promotoren und gebären den nächsten Gag. Das passt doch bestens zum Spatenstich der Woche: Der Thunersee soll zu Fuss über mehrere Hängebrücken umrundet werden können. Die Plämpelfrau von Turin war sich denn auch nicht zu schade, um oberhalb Leissigen Hand für den Bau er ersten Brücke anzulegen. Damit wären wir schon fast wieder bei den Brückenbauern zwischen Kirchtürmen (jene von Minarett zu Minarett sind ja leider nicht mehr möglich, so gesehen hatte die Annahme der Initiative auch etwas Gutes) und über den Gotthard. Daher meine Bitte an die Stahlkonstrukteure vom Stockhorn. Lasst den Nasenring bleiben und baut eine Hängebrücke vom Stögu zum Niederhorn, sie wäre dann bedeutend länger als jene auf dem Mostelberg. Denn auf dem Niederhorn, liebe Leute, ist es bloss eine Frage der Zeit, bis die Skilifte mangels Rentabilität stillgelegt und abgerissen werden müssen. Also bitte, bitte!
    So, Herr Widmer, das musste einmal gesagt sein. Jetzt grüsse ich aber mal ganz freundlich aus dem Gürbetal und wünsche trockene Füsse beim Tanzbödele.

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