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Samstag, 3. Juni 2017

Des Dichters Lieblingsflecken

Jean-Jacques Rousseau im Jahre 1753,
Pastell von Maurice Quentin de la Tour.
(Wikicommons)
Der Genfer Jean-Jacques Rousseau, Schriftsteller und Philosoph und als solcher gedanklicher Vorbereiter der französischen Revolution, war, wie man heute sagen würde, ein Freak. Ein Spinner war er, ein Hippie, ein Naturschwärmer. Und ein Pionier der Ethnomode: In Môtiers im Val de Travers, Kanton Neuenburg, wo ihm der preussische König, der damalige Gebietsherr, Unterschlupf bot, trug er permanent bloss armenische Kleider, wie er es in Paris gesehen hatte. Die Bauernschaft, aufgehetzt vom Klerus, warf Pflastersteine gegen die Scheiben seines Hauses, der Mann war umstritten und den konservativen Kräften des Kontinents zutiefst verhasst. So zog er sich im Jahr 1765 für sechs Wochen auf die St. Petersinsel im Bielersee zurück, die damals übrigens wirklich noch eine Insel war; der nabelschnurartige Zugang von Erlach her entstand erst später durch die Juragewässerkorrektion und die damit verbundene Absenkung des Wasserspiegels. Zur St. Petersinsel und ihrem prominentesten Besucher las ich im SBB-Magazin "Via" (Mai-Nummer) eine schöne Titelgeschichte. Rousseau schrieb später: "Von allen Orten, an denen ich gelebt habe (darunter viele charmante) hat mich keiner so wahrhaft glücklich gemacht und bei mir derart zärtliche Wehmutsgefühle hinterlassen wie die St. Petersinsel mitten im Bielersee."

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