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Sonntag, 23. November 2014

Die Halsabschneider von Baden

1580/81 reiste der grosse Renaissance-Gelehrte und Essayist Michel de Montaigne von Frankreich über die Schweiz und Deutschland nach Italien. Was er sah und ass und fühlte, wen er traf, worüber er sich wunderte und ärgerte - alles das kann man jetzt im wundersamerweise wieder aufgetauchten und in "Die Andere Bibliothek" erschienenen Reisetagebuch lesen. Es ist, so der akribische Herausgeber im Vorwort, zu exakt 54 Prozent von Montaigne selber geschrieben. Den Rest verfasste ein mit Namen nicht bekannter Sekretär, entweder aufgrund der direkten Diktate seines Herrn oder aber aus der noch frischen Erinnerung, an den Abenden oder Wochenenden. Kurios ist, dass Montaigne mit vier wesentlich jüngeren adeligen Compagnons startete. Respektive, dass diese ihm unterwegs alle abhanden kamen, weil sie sich beim Tanzen und Fechten verlustierten und nicht länger folgen mochten. Ich lese das Buch gerade. Hier eine Stelle, die sich auf die Stadt Baden AG bezieht, die damals ein wichtiger Bade- und Kurort war:
"... sind die den Fremden abverlangten Preise halsabschneiderisch. Vier Zimmer mit neun Betten, davon zwei mit Öfen und einem Bad, kosteten uns täglich für jeden der Herren einen Taler und für jeden Bedienten vier Batzen (also etwas mehr als neun Sous), und für die Pferde mussten wir sechs Batzen (ungefähr vierzehn Sous) täglich berappen. Ausserdem aber haben sie uns ... bei der Abrechnung mehrfach bemogelt."

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