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Lenin 1895, fotografiert von der Polizei des Zaren.
(Wikicommons) |
Ein vorzügliches
Buch, das ich mir vor einiger Zeit aus einem Antiquariat besorgte: "Lenin als Emigrant in der Schweiz" von Willi
Gautschi. Der spätere Sowjetführer war zwischen 1895 und 1917 immer wieder im Land. Und siehe da, er wanderte auch, war ein begeisterter Berggänger. Hier nur eine Reminiszenz: 1904 machten Lenin, eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow, und seine Frau, die Krupskaja, gut zwei Wochen Ferien von der Vorbereitung der proletarischen Revolution. Sie gingen von Aigle das Rhonetal hinauf, besuchten eine gemeinsame Freundin in Bex, hielten wieder retour, querten über die Gemmi in die Deutschschweiz, kamen zum Fuss der Jungfrau, quartierten sich schliesslich in Iseltwald am Brienzersee ein, wanderten von dort aus in der Umgebung; später ging es zurück via Interlaken und das Simmental Richtung Genf. Die Krupskaja beschreibt beider Wander- und vor allem Essstil so:
Abends fielen wir todmüde ins Bett und schliefen sofort ein. Wir hatten wenig Geld und ernährten uns meist von Käse und Eiern. Dazu tranken wir Wein oder Quellwasser. In einem Wirtshaus trafen wir einmal einen Arbeiter, der uns den Rat gab: "Essen Sie nie mit den Touristen, sondern mit den Fuhrleuten, Chauffeuren und Tagelöhnern; das ist doppelt so billig und viel sättigender." Das taten wir denn auch... Wladimir Iljitsch machte es ein besonderes Vergnügen, im Bedientenraum zu Mittag zu essen, er ass dort mit besonderem Appetit und lobte das billige und nahrhafte Mittagessen. Danach schnallten wir wieder unsere Rucksäcke auf und wanderten weiter. Die Rucksäcke waren recht schwer.
Ist noch heute so, dass die Beizen, wo die Einheimischen und Arbeiter essen, besser sind als die sogenannten "Touristenfallen". Jürg
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