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Dienstag, 29. Juli 2014

Unser Treffen mit WH

Bei leichtem Regen schauten wir uns gestern ein wenig in Poschiavo um. Auch den Toten eines kirchlichen Friedhofs machten wir höflichkeitshalber unsere Aufwartung; es handelte sich, merkten wir später, um eine reformierte Kirche. Ein Grabstein trug den legendären Namen Wolfgang Hildesheimer, 1916 bis 1991. Sein Leben klingt wie ein Roman. Sohn jüdischer Eltern aus Hamburg. Flucht vor den Nazis nach England, daselbst Fortsetzung der Schulzeit. Emigration nach Palästina, Tischlerlehre, Rückkehr nach England, Kunstausbildung. Dann Simultandolmetscher an den Nürnberger Prozessen der Kriegssieger gegen die Nazi-Führer. Und endlich Schriftsteller. Als Hildesheimer nach Deutschland zurückkam und sich der Gruppe 47 anschloss, war er ein bunter Vogel, ein Halbengländer, der ganz andere literarische Formen einbrachte, leichte, kurze, luftige. Irgendwann zog er nach Poschiavo, wo er zum grossen Erzähler wurde und auch eine Mozart-Biografie schrieb, sein berühmtestes Buch. In seinen späten Jahren malte er auch wieder vermehrt. Schön, dass wir diesen Hildesheimer gestern treffen durften.

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