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Sorry für das schlechte Foto.
Das Sennentuntschi war hinter Glas ausgestellt. |
Gestern wollte ich mit Freund Stefan bergwandern, von Furna aus. Gerade schnürte ich mir frühmorgens zuhause die Schuhe, als ein SMS kam. Stefan sagte ab; im Prättigau (er ist dort mit der Familie in den Ferien) liege Schnee, unsere geplante Unternehmung liege nicht drin. Ich fuhr stattdessen nach Chur und besuchte das Rätische Museum. Dieses widmet einem eigenartigen Objekt seiner Sammlung eine kleine
Ausstellung - es handelt sich um das einzige reale
Sennentuntschi, das man kennt. Ein Sennentuntschi ist, krude gesagt, eine alpine Sexpuppe; allerlei Sagen erzählen, wie sich Älpler eine Gebrauchsfrau basteln, die aber plötzlich zu unheimlichem Leben erwacht - die Rache des Objekts. Das gleichnamige Stück von Hansjörg Schneider löste 1981 einen Skandal aus, als es im Schweizer Fernsehen gezeigt wurde, rechtskatholische Leute drehten durch, der Autor musste sich zwischenzeitlich im Tessin verstecken. Der Kinofilm von Michael Steiner vor fünf Jahren war dann kein Problem mehr und geriet gar zu einem moderaten Erfolg. Nun wieder zum echten Sennentuntschi. Angelo Peretti, letzter Einwohner des Weilers Masciadon ob Cauco im Calancatal, übergab es 1978 dem Journalisten Peter Egloff, als dieser durchspazierte und man ins Reden geriet; unklar ist, wie Peretti zum Tuntschi kam. 40 Zentimeter hoch ist dieses und wiegt 330 Gramm. Aus Holz ist es geschnitzt, Oberkörper und Arme sind mit Tuch umwickelt, auf dem Kopf trägt die Puppe echtes Frauenhaar. Die Brüste sind aus Stoff, die Scheide ist geschnitzt. Eindruck macht in dem flachen Gesicht der klaffende Mund. Alpenvoodoo!
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