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Mittwoch, 2. Dezember 2015
Die Sehnsucht eines Mannes
Im Sommer 2014 wanderten wir in und durch Paris. Jetzt lese ich Hemingway, und jene Woche kommt mir obsi - ich meine das positiv. Ernest Hemingway, der spätere Literaturnobelpreis-Träger, war zwischen 1921 und 1926 mit seiner Frau in Paris und beschreibt jene Zeit. Seine (relative) Armut. Die legendäre Buchhandlung "Shakespeare and Company" der Sylvia Beach, in der die englischsprachigen Literaten verkehren. Die schlecht beheizten, dafür spottbilligen Hotelzimmer. Die irren Schriftsteller wie F. Scott Fitzgerald, der Hemingway klagt, sein Penis sei zu klein (Hemingway nimmt ihn mit ins Museum und zeigt ihm griechische Statuen). Oder die Lesben-Ikone Gertrude Stein, die Hemingway erklärt, warum Sex unter Männern schmutzig ist, Sex unter Frauen aber göttlich. Sehr amüsant. Und was mich als Journalist besonders anspricht: Immer wieder geht es auch um das gute Schreiben, um überflüssige Adjektive, um Hemingways Technik, Sätze und Passagen aus dem Manuskript zu streichen, weil das Weggelassene auf magische Weise eben doch bleibt und wirkt. "A Moveable Feast" ("Paris - ein Fest für Leben") schrieb Hemingway übrigens erst zwischen 1957 und 1960, kurz vor seinem Tod, auch das macht das Buch besonders - man spürt die Sehnsucht eines Mannes fast am Ende seines Lebens nach dem Damals, der Jugend, dem Entschwundenen. Dem einfachen Schönen und schön Einfachen.
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http://bergfuchs.blogspot.com
AntwortenLöschen„Paris – ein Fest fürs Leben“ las ich das erste Mal, ich gebe es zu, weil darin meine Heimat Vorarlberg vorkommt. Hemingway war immerhin in den 20er Jahren reich genug schöne Winterurlaube in Schruns (Montafon) machen zu können.
Genau, Schruns! Sehr schön porträtiert...
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