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Mittwoch, 29. Oktober 2025

Mein neuster Giessen

Der Greiselgubel-Giessen hat eine Höhe von 43 Metern, gilt als höchster Wasserfall des Kantons Zürich und ist leicht zugänglich: In 15 Gehminuten erreicht man ihn vom Bahnhof Fischenthal im Tösstal aus. Erstaunlicherweise ist das Naturspektakel ziemlich unbekannt, jedenfalls stellte ich das in meinem Freundeskreis fest. Kürzlich besuchte ich den Greiselgubel-Giessen und war beeindruckt. Wer auch hin will: Am stattlichsten ist der Fall natürlich, wenn es zuvor kräftig geregnet hat.

PS: "Giessen" ist der regionale Mundartausdruck für einen Wasserfall.

Dienstag, 28. Oktober 2025

Ittingens Italienerin

Die heilige Viktoria in der Kartause Ittingen. (Foto: Ronja)
Im späten 16. Jahrhundert werden in Rom die antiken Katakomben wiederentdeckt, unterirdische Grabanlagen am Stadtrand. Die Gebeine der Toten werden gesamthaft als die christlicher Märtyrerinnen und Märtyrer angeschaut und gelten damit als heilig. Ein schwunghafter transalpiner Handel setzt ein, und so kommen auch hiesige Kirchen zu neuen Reliquien. Die Kartause Ittingen im Thurgau beschafft sich 1692 eine Katakombenheilige namens Viktoria, derzeit ist sie ebenda besuchbar in der Ausstellung mit dem Namen "Reliquien – Objekte der Kontemplation in der Kirche und darüber hinaus". Allein deswegen hinreisen? Unbedingt. Wobei die Kartause Ittingen ja gleich mehrfach ein Museumsort ist, dokumentiert wird zum Beispiel auch das Leben der Mönche von einst, und man kann die grandiose Barockkirche des aufgehobenen Klosters besuchen, zudem wird in einem eigenen Sektor Kunst ausgestellt. Sehr lohnend, fanden wir nach der Visite am Samstag.

Mir ist nicht ganz klar, was genau am Kopf von Viktoria menschlich ist und was hinzugefügt wurde. Um Reliquienheilige wiederherzustellen, ergänzte man die aus Italien angelieferten Überleibsel zum Beispiel mit Wachs, Holz, Edelsteinen. Der Schrein, in dem Viktorias Reste aufbewahrt werden, stammt aus dem Jahr 1769.

Montag, 27. Oktober 2025

Mal hell und mal düster

In Oberstammheim hats wundervolle Fachwerkbauten.
Am Nussbommersee.
Dunkler Thurgauer Himmel.
Am Samstag zogen wir vom Bahnhof Stammheim im Zürcher Weinland via Oberstammheim, den Nussbommersee, Uerschhausen, Trüttlikon, Iselisberg zur Kartause Ittingen. Dort gabs nach gut drei Stunden Zmittag, und danach besuchten wir eine Ausstellung, von der ich separat berichten möchte. Leicht der Ausklang am Ende, wir hängten eine Viertelstunde an und zogen hinüber nach Warth zur Bushaltestelle "Gemeindehaus". Wenn ich drei Highlights nennen müsste, dann diese:
  1. Wir hatten Wetterglück. Einmal regnete es kurz. Doch zeigte sich auch die Sonne. Und die meiste Zeit blieb es trocken bei passabler Fernsicht. Schön, wie der Himmel mal hell war und mal düster.
  2. Der Nussbommersee, eines von drei benachbarten Gewässern im Thurgauer Seebachtal, ist in dieser Jahreszeit herrlich still. Hier siedelten übrigens schon in der Steinzeit Menschen.
  3. Das Essen in der Kartause Ittingen war wieder einmal hervorragend. Ich hatte eine Forelle aus eigener Zucht. Und auch der Wein kam von der Kartause. Die wissen im Thurgau zu geniessen. Markenzeichen des Restaurants ist das riesige Wasserrad in der Gaststube, es – das Restaurant – heisst ja auch "Mühle".
    Mein Zmittag: Forelle mit Scampigarnitur an Gerstotto und Gemüse.

Sonntag, 26. Oktober 2025

Googeln nach Thurgauer Art

Vogelscheuche im Gebiet Googlete. Unten das Thurtal, links hinten liegt Frauenfeld.
Die Googlete auf "Schweizmobil".
Gestern wanderten wir in der Nähe von Iselisberg TG durchs Gebiet Googlete. Wir mussten natürlich an die amerikanische Websuchmaschine Google denken. Das Verb, das im Geländenamen steckt, hat freilich nichts mit dem Internet zu tun. Google ist Deutschschweizer Dialekt, wird also nicht Englisch ausgesprochen und kommt von gaagele, schwankend gehen; Googlete meint einen Ort, wo man nur schwankend gehen kann. Weshalb das an dieser Stelle der Fall sein sollte, könnte ich nicht sagen, wir fanden sie völlig harmlos.

Samstag, 25. Oktober 2025

Alpine S-Bahn

BOB-Komposition auf der Lütschinen-Brücke, aufgenommen um 1905.
(Postkartenalbum Schweizer Eisenbahnen / Wikicommons / SBB Historic)
Was haben mein Wohnort Zollikerberg und Grindelwald in der nahen Zukunft gemeinsam? Den Viertelstundentakt der Bahn in der Stosszeit bzw. Hauptsaison. Die an Zürich grenzende Agglo-Ortschaft hat ihn längst, die Berner Oberländer Tourismusgemeinde bekommt ihn 2029. Die Berner-Oberland-Bahn, die die Linie von Interlaken nach Grindelwald betreibt, informierte diese Woche auch darüber, was für das Vorhaben nötig ist. Insbesonders braucht es neue Doppelspur-Abschnitte; um, wie die BOB es formuliert, zur ersten alpinen S-Bahn zu werden, modernisiert man zudem die Flotte. Bringt der Ausbau Grindelwald noch mehr Rummel? Oder handelt es sich um den Versuch, den Ansturm zu bewältigen? Ich weiss es nicht.

Kernstück der Ausbaupläne ist der saisonale Viertelstundentakt zwischen Interlaken Ost und Grindelwald. Er soll mit dem Fahrplanwechsel 2029 Tatsache werden.

Die Umsetzung des Viertelstundentakts erfordert Ausbauten entlang der Strecke, wie es an einer Medienkonferenz hiess. Geplant sind unter anderem Doppelspurabschnitte in Schwendi, Burglauenen und Lütschental sowie eine zusätzliche Abstellanlage in Zweilütschinen.

Neue Züge für Viertelstundentakt
Zudem wird die Modernisierung der Flotte fortgesetzt. Von insgesamt 15 neuen Triebzügen vom Typ ABeh 4/8 sind sieben bereits im Einsatz. Die erste Tranche mit zehn Fahrzeugen soll bis 2026 vollständig ausgeliefert sein. Fünf weitere folgen bis 2028 und ersetzen ältere Züge aus den Nullerjahren.

Der Ausbau der Bahn soll auch die Auslastung des Park+Ride Matten bei Interlaken verbessern. Neu ist das Parkieren über Nacht möglich. «Die volle Wirkung wird das Park+Ride mit dem saisonalen Viertelstundentakt erzielen», sagte Stefan Würgler, Leiter Betrieb Eisenbahn, gemäss Communiqué.

Die Berner Oberland-Bahn (BOB) erschliesst die Lütschinentäler ab Interlaken Ost mit dem öffentlichen Verkehr und übernimmt eine wichtige Zubringerfunktion für die Ausflugsziele in der Jungfrau-Region. Die Bahn wurde 1890 eröffnet. (keystone-sda)

Freitag, 24. Oktober 2025

Das Nieselproblem

Regenzellen über der Schweiz. Ob da auch
Niesel drin ist? (search.ch, Screenshot)
Ist mir auch schon passiert: Ich verliess mich bei der Wahl meiner Wandergegend auf das Regenradar. Und dann kam ich also im Fricktal oder am Bielersee oder im Maggiatal an – und es regnete wirklich nicht. Wie prognostiziert. Freilich nieselte es derart massiv, dass ich subito die Pelerine montieren musste. Unlängst las ich auf srf.ch einen Artikel zum Thema Nieselregen. Der nennt zwei Gründe, warum Niesel vom  Regenradar oft nicht erfassst wird. Erstens: Der Radarstrahl "sieht" nicht alles. Wassertropfen unterhalb von einem bis drei Kilometer über Grund werden nicht erfasst. Und Nieseltropfen stammen nun einmal aus bodennahen Wolken. Und zweitens: Wenn Nieselregen vom Radar erkannt wird, bildet ihn dieses schwächer ab, als er sich vor Ort anfühlt. Ein richtiger Regentropfen sieht auf dem Radar gleich aus wie eine Million Nieseltröpfchen, habe ich gelesen.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

22 Lammkeulen

Die Reste des Mahls von Vindonissa in der Basler Ausstellung "Schatzfunde".
Seit 1894 dient die Barfüsserkirche in Basel als historisches Museum der Stadt. Am Dienstag besuchte ich die Sonderausstellung "Schatzfunde". Sie dokumentiert 25 spektakuläre archäologische Funde in der Region, womit das Elsass und Südbaden ebenso gemeint sind wie die Nordwestschweiz mit Basel. Am meisten Eindruck machten mir nicht die Goldgegenstände, die man aus dem Boden holte. Sondern ein vergleichsweise bescheidener Fund; er skizziert eine Geschichte, die gerade darum fasziniert, weil sie unklar bleibt. Im ehemaligen römischen Legionärslager Vindonissa, heute Windisch AG, entdeckte man vor neun Jahren in einem Keller einen Topf und darin 22 Öllampen, 22 verbrannte Lammkeulen, 21 Münzen. Handelt es sich um die Reste eines rituellen Mahls oder um eine Opfergabe zur Ehrung der Ahnengeister oder Gottheiten? Sinnreich wirken die Zahlen 22, 22, 21. In Vindonissa war die 21. Legion stationiert. Wer zu den Hintergründen und Deutungen Genaueres wissen will: Hier der Link zur Archäologie des Kantons Aargau.