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Sonntag, 23. November 2025

Guderfi?

Cudrefin liegt am Neuenburgersee. Auf der dem Murtensee zugewandten Seite. Zwei Dinge mindestens muss man über Cudrefin wisssen, ich stiess auf sie, als ich diese Woche für mein Heftli etwas zum Ort und zur Gegend schreiben musste.

  1. Cudrefin ist die nördlichste Gemeinde des Kantons Waadt. Ich ging bisher von Neuenburg aus.
  2. Zu Cudrefin gibt es den deutschen Namen Guderfi. Gut, ist er praktisch vergessen und wird nicht mehr verwendet, finde ich. Klingt schampar unelegant.

Cudrefin im Jahr 2006.
(Foto: Erich Iseli / Wikicommons)

Samstag, 22. November 2025

WWW im Säuliamt

Das Türwappen des Männerheims zur Weid.
Die Jahreszahl 1917 bezieht sich auf die Grundsteinlegung.
Ausladend: 1919 wurde das Männerheim eröffnet.
Die Stadt Zürich wollte ihre "Trunksüchtigen" und "Arbeitsscheuen" in ein ländliches Gebiet auslagern und wurde im Säuliamt fündig. 1912 kaufte sie den stattlichen Hof der Bauernfamilie Grob in der Weid in Rossau, Gemeinde Mettmenstetten ZH. Die Insassen, ausschliesslich Männer, wurden vorerst im Bauernhaus untergebracht, bis 1919 ein stattliches neues Gebäude fertiggestellt war. Suchtkranke leben an diesem Ort bis heute, hinzu kommen psychisch Behinderte, 70 Plätze stehen zur Verfügung. "Werk und Wohnhaus zur Weid", kurz WWW genannt, heisst die Stiftung hinter alledem, sie führt auch einen Bio-Landwirtschaftsbetrieb, eine Gärtnerei und eine Schreinerei. Ein öffentliches Café gibt es ebenfalls. Wir wären gern kurz eingekehrt am Mittwoch auf unserer Wanderung nach Zug, doch es war geschlossen. Ah ja, noch dies: Seit 1994 ist die Weid auch für Frauen offen.
Im Neubau von 2009 ("Wohnhaus II") gibts ein öffentliches Café.

Freitag, 21. November 2025

Mein Weg zur Bouillabaisse

Eine unverwechselbare Persönlichkeit bei Mettmenstetten.

Der Zugersee vom Steihuserwald aus gesehen mit der Rigi im Hintergrund.
Lichter Wald nach Mettmenstetten.
Das Seeli im Steihuserwald. Das rechts hinten erahnbare Forststrässchen ist mit einem
Fahr- und Reitverbot belegt. Der Biber hat die Uferböschung unter ihm ausgehöhlt.
Raufreifverzierung.
Bouillabaisse, ich liebe dich.
O du schöner Spätherbst. Am Mittwoch wanderten wir von Mettmenstetten im Zürcher Säuliamt via Rossau und Steinhuserwald nach Zug. Genossen dreieinhalb Stunden lang die Novemberstimmung: Sonnenwärme im freien Gelände, Eiseskälte im Schatten, über dem Land ein edler Dunstschleier, unter den Füssen Massen von Raschellaub. Natürlich gabs am Schluss einen Zmittag, im Hafenrestaurant in Zug heizte mich eine Bouillabaisse wieder auf. Denn was auch erwähnt gehört zu unserer Unternehmung: Die Bise hatte geblasen.

Donnerstag, 20. November 2025

Bauernführer im Bergfried

Zelle mit Fixierungsgerät im Schloss Trachselwald.
Bauernführer Niklaus Leuenberger,
ein Berner. Historische Darstellung
auf einer Infotafel im Schloss.
Als sich 1653 im Entlebuch und im Emmental die Bauern gegen ihre Herrschaft erhoben, sah es beängstigend aus für ihre reichen und adeligen Herren. Luzern und Bern wurden belagert, eine Steuerentlastung war das wichtigste Anliegen der Untertanen. Dann kam der Gegenschlag, die eidgenössische Tagsatzung entsandte von Zürich aus ein Heer. Der Aufstand wurde niedergekämpft, es hagelte Strafen, viele der Anführer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, Niklaus Leuenberger, war im Schloss Trachselwald einige Wochen lang im Bergfried eingekerkert, bevor man ihn am 27. August in Bern enthauptete. So romantisch das alte Gemäuer bei Sumiswald heute anmutet, es war eine Machtzentrale, die in die Gegend des Oberen Emmentals vorgeschobene Bastion der Gnädigen Herren zu Bern. Und deren Herrschaft war absolut und brutal. Als wir uns letzten Samstag im Schloss umschauten, erblickten wir im Bergfried die Zellen ("Mörderkästen" genannt) und Ketten von einst – ziemlich gruselig. Als späte Rache plünderte das Landvolk dann 1798, als die Franzosen kamen und die alte Ordnung kippten, das Schloss. Heute gehört es dem Kanton Bern, der es verkaufen möchte, was aber gar nicht so einfach ist.
Der Bergfried von Schloss Trachselwald.

Blick vom Schloss ins weite Land.

Mittwoch, 19. November 2025

Literatur wirkt eben doch

Simon Gfeller im Jahr 1903, porträtiert von
Rudolf Münger. (Wikicommons / Buch
"Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums)
Simon Gfeller, geboren 1868 in Dürrgraben, war Lehrer. Und ein anerkannter Schriftsteller. Dass er auf Berndeutsch schrieb, setzte allerdings der Verbreitung seiner Erzählungen Grenzen. Oft wird er mit seinem Zeitgenossen Jeremias Gotthelf verglichen und ist wie dieser bei der Kirche von Lützelflüh begraben. "Heimisbach" hiess Gfellers erster, 1910 erschienener Roman. Der Name der Ortschaft war fiktiv, die Leute im Emmental realisierten, dass die Geschichte in Dürrgraben spielte. Mittlerweile gibt es Heimisbach sehr wohl. Zu Simon Gfellers 100. Geburtstag wurde Dürrgraben entsprechend umgetauft. Ich wüsste von keinem anderen Fall in der Schweiz, in dem Literatur einen Dorfnamen gezeitigt hat. Oder doch?
Am letzten Samstag kamen wir in Heimisbach, 
vormals Dürrgraben, vorbei. Der Ort
gehört zur Gemeinde Trachselwald.

Dienstag, 18. November 2025

Vorsicht, Apfel

Etwas ausserhalb von Zollbrück im Emmental kamen wir am Samstag zu einem Baum, an dem nur ein Apfel hing. Ein roter. Ich überlegte kurz, ihn zu pflücken und herzhaft zuzubeissen. Liess es aber bleiben. Aus einem Grimm'schen Märchen ist mir in Erinnerung geblieben, dass ein besonders schöner Apfel vergiftet war. Und daher verzichtete ich lieber. Man weiss ja nie.

Montag, 17. November 2025

Noch einmal warm, noch einmal sonnig

Wuchtiger Bau im Grünen: Schloss Trachselwald. 
Unten: sozusagen die Hohle Gasse von Heimisbach.
Alles war gut an unserer Samstagswanderung vom Bahnhof Sumiswald-Grünen via Schloss Trachselwald, Heimisbach und Geilisguet nach Zollbrück. So vieles fanden wir schön oder doch imposant. Hier ein paar dieser Dinge:
Blumen, ich werde euch vermissen.
  • Wir waren eine grosse Gruppe, was immer toll ist, weil sich unterwegs permanent neue Konstellationen ergeben. Und auch viele Gesprächsthemen. Zu neunt waren wir, zum üblichen Personal waren zwei neue gestossen, A. und A. Würde mich nicht wundern, wenn die wieder mitkämen.
  • Erstaunlich, dass wir das herrliche Hügelland ganz für uns hatten, andere Wanderer und Wanderinnen sahen wir nicht. Bloss ein Biker nervte.
  • Das Wetter hielt. Nein, das ist viel zu verhalten formuliert. Die Sonne verwöhnte uns, verspielte Wölklein dekorierten den Himmel. Wir genossen das Licht und die Wärme umso mehr, als wir wussten, dass in den nächsten Tagen die Temperatur um 15 Grad sinken würde.
  • Schloss Trachselwald machte uns Eindruck. Eine Burg am Eingang zum oberen Emmental, klotzig, wuchtig, trutzig, finster, mit grausligen Verliesen. Den Bergfried fanden wir offen vor, bestiegen ihn natürlich, schauten von oben ins Land – Vogtfeeling.
  • In Zollbrück endete die Wanderung nach knapp vier Gehstunden (500 Hm aufwärts, 550 Hm abwärts) am Bahnhof. Wir kamen satt an, hatten zuvor etwas ausserhalb bei der Bomatt gegessen im Wirtshaus zum Schütz. Dort walten zwei Türken, ein Brüderpaar, und ich kann nur sagen, die könnens. Die Bedienung war so was von aufmerksam, flink, freundlich. Und das Essen war fein.
    Samtenes Emmental im Gebiet Sürisguethaule.
    Hier gabs kurz vor Wanderschluss den späten Zmittag.