Der Bus, in dem ich durch Zürich fuhr. Der Betreiber wirbt immer noch mit dem Trolley, auch wenn der nicht mehr wirklich zum Einsatz kommt. |
Mein Ticket. 34 Franken zahlte ich. |
Als ich 1995 als Journalist von Bern nach Zürich wechselte, und dann wieder, als ich 2000 nach Zürich übersiedelte, nahm ich mir dies vor: Ich will baldmöglichst eine City-Tour machen mit dem schnuckeligen, bähnliähnlichen Trolley in Rot. Nun ja, der Trolley verkehrt mittlerweile nicht mehr regelmässig, bloss mieten kann man ihn noch, als Gesellschaft (die Internetpage von Meier Tours wirbt immer noch mit ihm, sie sollte schnellstens aufdatiert werden). Aber Stadtrundfahrten gibt es natürlich nach wie vor, mehrere täglich. Gestern raffte ich mich auf, begab mich auf das Cargelände am Sihlquai neben dem HB, wo einst das AJZ stand, und kaufte mir am Tickethäuschen für 34 Franken ein Ticket für die Tour The Zurich Experience mit Start 9 Uhr 45. Irgendwie war mir das Ganze peinlich. Bis es losging. Dann fand ich es, sorry für den Dialekt, uhuere cool. Ich stöpselte den Kopfhörer ein, wählte Deutsch, fand die Diktion des Sprechers unsäglich schneidend, wehrmachtsartig scharf, sehr unpassend jedenfalls, stieg um auf Englisch und hatte mit dieser Version meinen Spass; der Humor ist im Englischen in der Regel inbegriffen. Wir waren in unseren zwei Stunden dann wirklich all over the place von Bahnhof Enge bis Grossmünster und von ETH bis Bankendistrikt. Die Kommentare im Ohr spiegelten Zürich recht witzig, bisweilen hart am Klischee, man erfuhr viel auch aus dem Leben der Zürcher: wie das Schulsystem funktioniert, wie man an einem Gasttisch richtig prostet, wo es gute Partys gibt und wo die einfacheren Leute wohnen. Zwei 10-minütige Fotostopps waren inbegriffen: Am See wieselten die Chinesen raus, um möglichst schnell möglichst viele Selfies mit Wasserhintergrund zu machen. Beim Fraumünster wiederum begegnete ich meinem ehemaligen Tagi-Ressortkollegen, dessen Schwester grad heiratete; ich machte kulant ein paar Fotos von der Festgesellschaft, bis ich weiter musste und sie zur Zeremonie ins Stadthaus neben dem Fraumünster. Am Schluss der Tour verspürte ich eine Art Champagnereffekt, Zürich kam mir bunter vor als am Morgen, spritziger, witziger, begehrenswerter. Ich hätte früher schon eine Stadtrundfahrt machen sollen.
Auch am Fifa-Museum kamen wir vorbei. |
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