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Gustave Courbet, "Die Begegnung". 1854. (Wikicommons) |
Man müsste nach Berlin, in die Alte Nationalgalerie. Die widmet dem Wandern die vielleicht erste
Kunstausstellung überhaupt. Natürlich wird die Wanderei dabei kulturhistorisch eingebettet. Vermittelt wird, wie sich der gehende Bürger zuerst abgrenzen musste: vom Bauer, der zu den Kühen auf der Alp ging, vom Handwerker, der auf der Suche nach Arbeit die Stadt wechselte, vom Adeligen, der, wenn er nicht ritt oder in der Kutsche fuhr, mit dem Spazierstock flanierte. Ihnen allen setzte der Wanderer seine eigene Art der Bewegung entgegen und eroberte sich Autonomie. Zu diesen historischen Zusammenhängen ist in der "Zeit" eine vorzügliche
Besprechung der Ausstellung erschienen. Erwähnt wird darin das Gemälde "Die Begegnung" von Gustave
Courbet. In ihm begegnet der Künstler - er hat sich selber gemalt - als Wanderer seinem adeligen Gönner und dessen Diener. Er tut es mit dem Wanderstock in der Hand und mit grossem Selbstbewusstsein, das sich in der Kopfhaltung äussert. Und auch die lockere Kleidung des wandernden Künstlers verrät das Gefühl einer Selbstbefreiung. Man müsste nach Berlin in die "Wanderlust"-Ausstellung, nur schon wegen dieses Bildes.
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