Bushaltestelle in Vollenweid beim Türlersee. |
Im Zug war das so. Ich sass morgens um acht in der S-Bahn von Zürich Richtung Zug, sie war fast leer. Bei Altstetten kam ein Typ auf mich zu, vielleicht 16-jährig, Lederjacke, südländisches Gesicht, der Nasenrücken war blutig geschürft, die Stirn auch, er sah übernächtigt aus und ich dachte: O-ou, will mich der schlagen? Wirklich Angst hatte ich nicht, denn der junge Mann war klein und schmächtig. Ein Stiftli. Es stellte sich heraus, dass er ein, zwei Stunden zuvor im Ausgang im Zug das Handy verloren hatte. Und ich sollte ihm jetzt meines borgen, damit er das SBB-Fundbüro anrufen konnte, darum war er auf mich zugekommen, älterer Mann mit angegrauten Haaren und so - das sind die Leute, die man fragt, wenn man in Not ist. Ich gab ihm mein Handy. Er rief die SBB an. Es dauerte endlos, bis klar war, dass sein Handy noch nicht aufgetaucht war, und bis eine Fundbüro-Fallnummer vorlag, die der junge Mann notierte («händ Si Chugelschriber?"), um später nachfragen zu können. Ich hatte mitbekommen, wie er hiess: Daniel plus ein portugiesischer Nachname.
Daniel wirkte leicht verzweifelt. Vielleicht hatten ihm seine Eltern das Handy geschenkt ("so chömmer di jederzit erreiche"). Bald fiel er in einen komaähnlichen Schlaf. Ich hoffe jetzt, die Bahn habe sein Handy gefunden und ihm zurückgegeben.
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