Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Freitag, 5. Dezember 2025

Wässerige Wanderung

Triste Unterführung beim Büsisee: Dem Chatzenbach hat man in der Moderne übel mitgespielt. 
Der Büsisee ist jünger als ich.
In der Eiszeit entstanden: Der Untere Chatzensee im Dezembergrau.
Verlandende Randzone des Unteren Chatzensees bei der Wehntalerstrasse.
Am Mittwoch wanderte ich am Rand von Zürich und darüber hinaus. Meine Route führte von der Haltestelle "Fernsehstudio" in Zürich-Oerlikon nach Regensdorf. Ich sah jede Menge. Zum Beispiel waren da mehrere Gewässer, darunter

  • der Leutschenbach. Er mündet in Oerlikon in die Glatt, ist völlig unscheinbar und berühmt allein darum, weil er am Studio Zürich-Leutschenbach des Schweizer Fernsehens vorbeifliesst.
  • der Chatzenbach. Er kommt von den Chatzenseen her und ist der längste offene Bach der Stadt Zürich. Ihm folgte ich die meiste Zeit durch jene Zone von Zürich-Seebach und Zürich-Affoltern, in der die Vorstadt ins Land übergeht, Blocksiedlungen auf Äcker blicken.
  • der Büsisee. Er findet sich in der Nähe der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Reckenholz des Bundes direkt an der Autobahn. Jung ist er; er wurde, während man vor gut vier Jahrzehnten diesen Autobahn-Abschnitt baute, als Becken für die Entwässerung der Fahrbahn eingerichtet. "Büsisee" ist ein neckisches Spiel mit dem Namen der Chatzenseen, die einen Kilometer entfernt liegen. 
  • die Chatzenseen. Der Obere und der Untere Chatzensee wurden in der Eiszeit geboren, als eine Moräne abfliessendes Wasser staute. Lustigerweise geht der Name nicht auf "Katze" zurück, sondern auf einen alemannischen Siedler Hatto.
    Erstes Foto der Wanderung. Vom Leutschenbach sieht man nur das grüne Steilufer.

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Globi stoppte mich

Der Zürcher Robert Lips, 1912–1975, studierte Architektur und wurde Zeichner und Maler. Zum Jubiläum der Warenhauskette Globus entwarf er 1932 in Zusammenarbeit mit dem Werbeleiter des Unternehmens die Figur Globi. Ein Maskottchen. So gut kam der Globi an, dass Lips nicht mehr von ihm loskam. Von 1933 bis 1970 erschienen Bildergeschichten in der "Globus"-Kinder-Kundenzeitschrift, ab 1938 gabs jährlich ein Buch, insgesamt wurden es an die 40. Letzte Woche spazierte ich auf dem Weg zu einem Besuch in Zollikon durch den Friedhof Enzenbühl bei der Rehalp am Rand Zürichs. Reiner Zufall, dass ich das Grab von Robert Lips erblickte. Respektive war es sein Globi, der mich stoppte.

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Feste Erde

Vor drei Jahren besuchten wir das idyllische Haberstal
in der Gemeinde Stadel ZH. Dass es als Standort für
ein Endlager für atomare Abfälle dienen soll, war erst
kurz zuvor bekannt geworden. Den Namen "Terradura"
trug das geplante Lager damals noch nicht.
Circa 1600 Jahre nach dem Ende des Römischen Reiches nutzen wir Latein weiterhin, um neue Ausdrücke zu prägen; die Sprache wird oft totgesagt, ist es aber nicht. Terradura ist lateinisch und bedeutet "feste Erde". Letzte Woche wurde bekannt, dass das geplante Tiefenlager für radioaktive Abfälle in Stadel im Zürcher Unterland ab sofort so heisst. In einem Online-Voting hatten sich schweizweit fast 40 Prozent aller Personen, die an der Abstimmung mitmachten, für diesen Namen ausgesprochen.

Dienstag, 2. Dezember 2025

Stroh kann reich machen

Vier Mal das "Schweizer Strohmuseum" in Wohlen AG.
In einigen Gegenden der Schweiz fertigten einst Menschen in Handarbeit Hüte und anderes aus Stroh. Im Tessin, im Kanton Freiburg, im Aargauischen. Aber nur im Aargau gelang im 19. Jahrhundert der Sprung zur Industrieproduktion, ein Zentrum war Wohlen. Was im Freiamt und im Seetal hergestellt wurde, Hüte vor allem, reiste in die ganze Welt. In der Blütezeit waren in der Region bis zu 3500 Menschen in der Strohproduktion tätig; manche Fabrikantenfamilien brachten es zu grossem Reichtum. In der Villa des August Isler in Wohlen, einem Bau im Stil des Klassizismus, ist in der Gegenwart das "Schweizer Strohmuseum" untergebracht. Am Samstag schauten wir vorbei zum Abschluss unserer Wanderung von Seon nach Wohlen. War interessant. Freilich fand im Park vor der Villa ein Weihnachtsmarkt statt, entsprechend war im Haus viel Betrieb, ja Rummel. Ohne wären wir länger geblieben. Aber wie gesagt, unterhaltsam und lehrreich ist die Ausstellung durchaus.

Montag, 1. Dezember 2025

Bier? Biere!

Der Hallwilersee vom Esterliturm aus.
45 Minuten später: Abstieg in ein Tälchen nah Egliswil.
Im Wald vor Villmergen.
Frösche und andere Geschöpfe lieben die Tümpel beim Birchgrüebli.
Widmers Zmittag: Fleischkäse mit Haussenf.
Knapp vier Stunden brauchten wir am Samstag für die Route von Seon nach Wohlen. Stiegen dabei gleich zweimal auf, das erste Mal von der Sigismühle zum Esterliturm, das zweite Mal von einem idyllischen Täli bei Egliswil zu den bewaldeten Höhen vor Villmergen. Dort, in Villmergen, assen wir sehr gut in der "Brauerei" und tranken deren Bier. Nun, Biere, im Plural, hergestellt von der Brauerei Erusbacher & Paul, die durch die Zusammenlegung zweier Betriebe entstand. Erfreulich auch das Wetter, war der Himmel anfangs noch grau gewesen, so klarte es bald auf, und schon auf dem Esterliturm – immer wieder anstrengend, die 253 Stufen – hatten wir Sonne, sahen den Hallwilersee in geringer Entfernung. Der Spätnovember hat uns verwöhnt, das war eine schöne Wanderung, die ich allen empfehlen kann. Auch wenn der Schluss, die Strecke von Villmergen nach Wohlen, durch komplett zugebautes Agglogebiet führt. Interessant ist das Gelände allemal, uns beeindruckte insbesondere die Logistik- und Auslieferhalle von Digitec-Galaxus; ich glaube, ich habe nie zuvor ein derart riesiges Gebäude gesehen.

Sonntag, 30. November 2025

Der Fetisch von Zug

Ein Nagelfetisch. Schon ein bitzli unheimlich, oder?
Durch die unscheinbare
braune Tür gehts ins Museum.
Sankt-Oswalds-Gasse in Zug, Hausnummer 17. An der Fassade ein schlichtes Schild: "Afrika Museum der Missionsschwestern von hl. Petrus Claver". Wir klingeln, es dauert, schliesslich öffnet eine betagte Nonne. Schwester Gertrud, wie sie heisst, führt uns ins Museum, lässt uns allein, wir staunen. Nein, perplex sind wir. Was es da alles zu sehen gibt: ausgestopfte Schlangen, Speere, Masken, Gemälde, Mörser und so weiter und so fort. Vor einer Statue aus Holz bleiben wir besonders lange stehen. Sie zeigt einen kongolesischen Nagelfetisch. Eine Männergestalt, in deren Körper und auch Kopf unzählige Nägel getrieben sind – mit ihnen wollte man den Gott zum Leben erwecken und ihn dazu bringen, gewisse, einem selber nützliche oder anderen schädliche Dinge zu tun. Gut erklärt sind all die Dinge nicht, die Absenz moderner Didaktik und Museumspädagogik fällt auf. Der Orden, der das Museum betreibt, entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zuallererst schwärmten die Missionsschwestern nach Afrika aus, vor allem ins zentrale Afrika, weitere Kontinente folgten. In der Zuger Niederlassung hat sich in den letzten 120 Jahren angesammelt, was afrikanische Stifter den Schwestern schenkten und was diese aus eigenem Impuls nach Hause trugen. Die Objekte aus Afrika seien dazu eingesetzt worden, für den Orden zu werben, steht auf dessen Website zu lesen. Zugs Afrika-Museum wirkt, als sei die Zeit an ihm vorbeigezogen. Umso faszinierender fanden wir, was wir bei unserem Besuch vor knapp zwei Wochen vorfanden.
Vier Mal Afrika in Zug.

Samstag, 29. November 2025

Das Original

Auguste Piccard im Jahr 1932.
(Deutsches Bundesarchiv /
Wikicommons)
Schlaksig, fast zwei Meter gross, wirres Haar, auf der Nase ein rundes Brillchen, leicht verkniffener Blick. Sieht der Mann nicht aus wie Professor Bienlein in den "Tim und Struppi"-Comicgeschichten des Belgiers Hergé? Am Dienstag war ich (siehe Eintrag von gestern) im "Verkehrshaus" in Luzern; ich entdeckte dort neben vielen anderen Dingen eine Tafel, die mir die Lebensleistungen des Baslers Auguste Piccard erklärte. Eines genialen Geistes, der mit 30 Jahren schon an der ETH Zürich eine Professur in Physik hielt und als Dozent dadurch auffiel, dass er mit der einen Hand an der Tafel ein Modell zeichnen konnte, das er gleichzeitig mit der anderen Hand beschriftete. 1931 stieg Piccard mit seinem Assistenten in einem Ballon auf 15'781 Meter auf, schaffte es somit als erster Mensch in die Stratosphäre, die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa klassierte die Ballonkapsel später als erste Raumkapsel der Menschheit. Der Schweizer war aber auch von der Tiefsee fasziniert. 1953 tauchte er mit seinem Sohn Jacques in einem Unterseebot auf 3150 Meter ab, wieder Weltrekord. Beeindruckend, dieser Auguste Piccard. Lange Jahre unterrichtete er in Belgien. So kam es zur Bekanntschaft mit dem Zeichner Hergé, der ihn als Professor Balduin Bienlein vollends unsterblich gemacht hat. Die Ähnlichkeit ist also kein Zufall.

Freitag, 28. November 2025

Mein Gewicht? Kein Thema

Waage, Waage an der Wand, wer ist der schwerste im ganzen Land?
Plakette auf der Waage.
Am Dienstag machte ich einen Ausflug mit Studienfreund Christian. Wir fuhren auf dem Vierwaldstättersee von Luzern nach Brunnen, fuhren wieder retour und besuchten dann, bevor es ins Restaurant ging, das Verkehrshaus. Es kam mir gross vor, zu gross, unübersichtlich, mit Ausstellungen, in denen ich vieles nicht wirklich durchdacht fand und einiges nicht so beschriftet, dass ich mit der Information zufrieden gewesen wäre. Zu schnell gewachsen, zu wenig Personal? Aber Spass hatten wir durchaus. Wir hielten uns vor allem an die Eisenbahn-Halle. Dort gefiel mir zum Beispiel das Rösslitram, das in Zürich einst verkehrte, der Tramfahrer agierte als Pferdeführer. Lange vor meiner Zeit. Noch viel mehr fesselte mich die alte Personenwaage. Weil sie mich in meine eigene Vergangenheit katapultierte. Als Kantischüler in Trogen stieg ich regelmässig in St. Gallen im Nebenbahnhof der Trogenerbahn um. Dort stand exakt eine solche Waage. Freilich wäre ich nicht auf die Idee gekommen, eine Münze einzuwerfen und mich wägen zu lassen – mein Gewicht interessierte mich damals überhaupt nicht.
Noch eine Aufnahme aus dem Verkehrshaus in Luzern: das Zürcher Rösslitram.

In Brunnen hatten wir gut 45 Minuten Aufenthalt.

Donnerstag, 27. November 2025

Meine Winterreise

Kost gegen Kälte im Dorfresti.
Aus dem grünen Mittelland fuhr ich gestern in meine Kindheit. Also nach Ausserrhoden. Es war eine Reise in den Winter, der dort in den letzten Tagen voll zugeschlagen hat. Okay, der Schnee dürfte nicht mehr ewig liegen, die Temperaturen werden ja auch im Appenzellerland steigen. Aber bei meiner Visite war Stein AR voll in Weiss gekleidet.

Mittwoch, 26. November 2025

Tatar à la Muralto

Die Osteria del Centenario liegt in Muralto. Gleich unterhalb des Bahnhofs Locarno am Lago Maggiore. Mit 16-Gault-Millau-Punkten ist sie ein Hort der gehobenen Küche. Ronja war da kürzlich essen und schickte mir freundlicherweise ein Foto ihrer Vorspeise. Ich kam nicht darauf, was es war. Hier die Erklärung: Kleine Stücklein gegrillter Tintenfisch, Zwiebel, Rucola begleiten ein Tatar, also rohes Fleisch. Solches vom Esel. Oh! Hat es geschmeckt? Jaaaaa, sagt Ronja. Würde ich auch gern probieren, ich kannte Esel bis anhin nur als Salami-Zutat.

Dienstag, 25. November 2025

Wo die Römer durchreisten

Die Gegend von Zürich auf itiner-e.org. Zu sehen sind von links nach rechts
Zürich (Turicum) und sein See, der Greifensee, der Pfäffikersee mit dem
Römerkastell Irgenhausen. Der einzige belegte antike Verkehrsweg (rot)  laut Karte
ist derjenige von Zürich Richtung Walensee und weiter via Sargans nach Chur.
Das Römerkastell bei Irgenhausen ZH.
Im Hintergrund der Pfäffikersee.
"Itiner" ist das lateinische Wort für "Reise". Der Name der Website itiner-e.org ist davon abgeleitet, in ihrem Zentrum steht eine hochauflösende digitale Karte der Verkehrswege im Römischen Reich, eine Gruppe von Fachleuten hat sie geschaffen und datiert sie auch regelmässig auf. Nachdem wir letzten Samstag, unterwegs von Pfäffikon ZH nach Auslikon, die Ruinen des Römerkastells Irgenhausen besichtigt hatten, konsultierte ich die Karte der antiken Strassen. Fehlanzeige, keine Strasse zu sehen. Ich schliesse daraus, dass es keine Hinweise gibt, wie genau besagtes Kastell erschlossen wurde.

Montag, 24. November 2025

Erste Eiszapfen

Winterliche Verhältnisse oberhalb von Saland.
Kurz vor Isikon erblickten wir in der Ferne den Pfäffikersee.
Am Tobelweier, eine halbe Gehstunde vor Pfäffikon.
Die ersten Eiszapfen meines Winters.
Von Saland im Tösstal hinauf nach Ravensbüel. Hinab via Isikon nach Wallikon. Und durch ein reizendes Tobel mit Weiher ("Tobelweier") noch weiter hinab, nach Pfäffikon. Pause, Aufwärmkafi. Und dann, nunmehr auf dem Rundweg um den Pfäffikersee, nach Auslikon. Daselbst ein später Zmittag um drei. Worauf wir, bei schnell schwindendem Tageslicht, hinüber zum nahen Bahnhof Kempten zogen. Soweit unsere Samstagswanderung von vier Stunden (325 Meter aufwärts, 370 Meter abwärts) im Zürcher Oberland – es war die erste Winterwanderung der Saison. Dabei haben wir noch Herbst. Doch ein feines Schneeli polsterte in den ersten zwei Dritteln der Route bis Pfäffikon die Wege. Schön, zeigte sich, mal zaghaft, mal selbstbewusst die Sonne, wir konnten ihre Wärme brauchen. Denn der Tag war kalt, dies umso mehr, als eine Bise blies. Sehr zufrieden waren wir im Übrigen mit der Einkehr in Auslikon. Die "Sonne" ist eine typische Landbeiz, auf unserem Tisch landeten Speisen wie Cordonbleu, Rehgeschnetzeltes, Coupe Nesselrode. Gut genährt fuhren wir heim.
Am Pfäffikersee.

Etwas fürs Gemüt: Dessert in der "Sonne" in Auslikon.

Sonntag, 23. November 2025

Guderfi?

Cudrefin liegt am Neuenburgersee. Auf der dem Murtensee zugewandten Seite. Zwei Dinge mindestens muss man über Cudrefin wisssen, ich stiess auf sie, als ich diese Woche für mein Heftli etwas zum Ort und zur Gegend schreiben musste.

  1. Cudrefin ist die nördlichste Gemeinde des Kantons Waadt. Ich ging bisher von Neuenburg aus.
  2. Zu Cudrefin gibt es den deutschen Namen Guderfi. Gut, ist er praktisch vergessen und wird nicht mehr verwendet, finde ich. Klingt schampar unelegant.

Cudrefin im Jahr 2006.
(Foto: Erich Iseli / Wikicommons)

Samstag, 22. November 2025

WWW im Säuliamt

Das Türwappen des Männerheims zur Weid.
Die Jahreszahl 1917 bezieht sich auf die Grundsteinlegung.
Ausladend: 1919 wurde das Männerheim eröffnet.
Die Stadt Zürich wollte ihre "Trunksüchtigen" und "Arbeitsscheuen" in ein ländliches Gebiet auslagern und wurde im Säuliamt fündig. 1912 kaufte sie den stattlichen Hof der Bauernfamilie Grob in der Weid in Rossau, Gemeinde Mettmenstetten ZH. Die Insassen, ausschliesslich Männer, wurden vorerst im Bauernhaus untergebracht, bis 1919 ein stattliches neues Gebäude fertiggestellt war. Suchtkranke leben an diesem Ort bis heute, hinzu kommen psychisch Behinderte, 70 Plätze stehen zur Verfügung. "Werk und Wohnhaus zur Weid", kurz WWW genannt, heisst die Stiftung hinter alledem, sie führt auch einen Bio-Landwirtschaftsbetrieb, eine Gärtnerei und eine Schreinerei. Ein öffentliches Café gibt es ebenfalls. Wir wären gern kurz eingekehrt am Mittwoch auf unserer Wanderung nach Zug, doch es war geschlossen. Ah ja, noch dies: Seit 1994 ist die Weid auch für Frauen offen.
Im Neubau von 2009 ("Wohnhaus II") gibts ein öffentliches Café.

Freitag, 21. November 2025

Mein Weg zur Bouillabaisse

Eine unverwechselbare Persönlichkeit bei Mettmenstetten.

Der Zugersee vom Steihuserwald aus gesehen mit der Rigi im Hintergrund.
Lichter Wald nach Mettmenstetten.
Das Seeli im Steihuserwald. Das rechts hinten erahnbare Forststrässchen ist mit einem
Fahr- und Reitverbot belegt. Der Biber hat die Uferböschung unter ihm ausgehöhlt.
Raufreifverzierung.
Bouillabaisse, ich liebe dich.
O du schöner Spätherbst. Am Mittwoch wanderten wir von Mettmenstetten im Zürcher Säuliamt via Rossau und Steinhuserwald nach Zug. Genossen dreieinhalb Stunden lang die Novemberstimmung: Sonnenwärme im freien Gelände, Eiseskälte im Schatten, über dem Land ein edler Dunstschleier, unter den Füssen Massen von Raschellaub. Natürlich gabs am Schluss einen Zmittag, im Hafenrestaurant in Zug heizte mich eine Bouillabaisse wieder auf. Denn was auch erwähnt gehört zu unserer Unternehmung: Die Bise hatte geblasen.

Donnerstag, 20. November 2025

Bauernführer im Bergfried

Zelle mit Fixierungsgerät im Schloss Trachselwald.
Bauernführer Niklaus Leuenberger,
ein Berner. Historische Darstellung
auf einer Infotafel im Schloss.
Als sich 1653 im Entlebuch und im Emmental die Bauern gegen ihre Herrschaft erhoben, sah es beängstigend aus für ihre reichen und adeligen Herren. Luzern und Bern wurden belagert, eine Steuerentlastung war das wichtigste Anliegen der Untertanen. Dann kam der Gegenschlag, die eidgenössische Tagsatzung entsandte von Zürich aus ein Heer. Der Aufstand wurde niedergekämpft, es hagelte Strafen, viele der Anführer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, Niklaus Leuenberger, war im Schloss Trachselwald einige Wochen lang im Bergfried eingekerkert, bevor man ihn am 27. August in Bern enthauptete. So romantisch das alte Gemäuer bei Sumiswald heute anmutet, es war eine Machtzentrale, die in die Gegend des Oberen Emmentals vorgeschobene Bastion der Gnädigen Herren zu Bern. Und deren Herrschaft war absolut und brutal. Als wir uns letzten Samstag im Schloss umschauten, erblickten wir im Bergfried die Zellen ("Mörderkästen" genannt) und Ketten von einst – ziemlich gruselig. Als späte Rache plünderte das Landvolk dann 1798, als die Franzosen kamen und die alte Ordnung kippten, das Schloss. Heute gehört es dem Kanton Bern, der es verkaufen möchte, was aber gar nicht so einfach ist.
Der Bergfried von Schloss Trachselwald.

Blick vom Schloss ins weite Land.

Mittwoch, 19. November 2025

Literatur wirkt eben doch

Simon Gfeller im Jahr 1903, porträtiert von
Rudolf Münger. (Wikicommons / Buch
"Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums)
Simon Gfeller, geboren 1868 in Dürrgraben, war Lehrer. Und ein anerkannter Schriftsteller. Dass er auf Berndeutsch schrieb, setzte allerdings der Verbreitung seiner Erzählungen Grenzen. Oft wird er mit seinem Zeitgenossen Jeremias Gotthelf verglichen und ist wie dieser bei der Kirche von Lützelflüh begraben. "Heimisbach" hiess Gfellers erster, 1910 erschienener Roman. Der Name der Ortschaft war fiktiv, die Leute im Emmental realisierten, dass die Geschichte in Dürrgraben spielte. Mittlerweile gibt es Heimisbach sehr wohl. Zu Simon Gfellers 100. Geburtstag wurde Dürrgraben entsprechend umgetauft. Ich wüsste von keinem anderen Fall in der Schweiz, in dem Literatur einen Dorfnamen gezeitigt hat. Oder doch?
Am letzten Samstag kamen wir in Heimisbach, 
vormals Dürrgraben, vorbei. Der Ort
gehört zur Gemeinde Trachselwald.