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Donnerstag, 12. Juni 2025

Das Panorama war weg

Meine ganz persönliche Gämse.
Gestern wollte ich aufs Niederhorn, den Ausflugsgipfel über dem Thunersee. Für eine Wanderreportage zum Thema Panorama. Vor Thun realisierte ich im Zug, dass das nichts werden würde, der Himmel war unglaublich milchig – der Rauch von den Waldbränden in Kanada wirkte, ich sah nicht einmal das nahe Stockhorn klar, geschweige denn die berühmten Berner Oberländer Eisriesen. Und also fasste ich vor dem Bahnhof Thun einen neuen Wanderplan. Etwas traurig war ich schon, weil ich mich so nebenbei auf die Steinböcke und Gämsen auf dem Niederhorn gefreut hatte. Doch dann stand da zweieinhalb Stunden später an einem ganz anderen Ort auf meinem Wanderweg tatsächlich eine Gämse. Sie war nicht sonderlich scheu, schaute immer wieder mal zu mir, verharrte ein paar Minuten, bis sie doch entschwand. Ein schönes Geschenk. Wo es mir zuteil wurde und ich durchwanderte, berichte ich morgen.
Gestern morgen am Bahnhof Thun. Nicht einmal
das Stockhorn war richtig zu sehen.

Mittwoch, 11. Juni 2025

Trocken bis zum Schluss

Samstag im Züribiet: dunkler Himmel zwischen Ottikon und Ettenhusen.
Auf der Kyburg, unten das Dorf.
Der Falke ist eine Attrappe.
Das Wetter verhielt sich am Pfingstsamstag gegenüber der Prognose sozusagen spiegelverkehrt. Nicht am Vormittag kübelte es, sondern am Nachmittag. Gut, ist man flexibel. Ronja und ich beschlossen um zehn Uhr vormittags in Effretikon spontan, umzustellen. Zuerst wandern, dann Schlossmuseum, dann Zmittag, dann mal schauen. Wir nahmen also nicht den Bus wie geplant, sondern liefen los, kamen nach Ottikon und nach Ettenhusen, fanden beide Dörfer samt der  Landschaft rundum schmuck und erreichten schliesslich nach knapp zweieinhalb Gehstunden die Kyburg. Dort schauten wir uns die Ausstellung an, machten uns also kundig über all die hohen Herren und Damen, die in der weitläufigen Anlage einst gelebt hatten, beschauten uns speziell fasziniert die Eiserne Jungfrau, in der man nicht landen möchte. Und gingen alsbald gemütlich essen in der rustikalen "Linde" in der Nähe. Gut wars. Während wir gegen zwei Uhr noch den restlichen Wein schlürften, begann es draussen zu schütten. Und also fuhren wir per Bus hinab nach Effretikon – so endete diese gutgelaunte Kurzunternehmung in Trockenheit.
Mein Gegenüber hatte Zürigschnätzlets. Mit Nüdeli.
Sei ausgezeichnet, sagte sie. (Foto: Ronja)

Im Bus von Kyburg hinab nach Effretikon. Es regnet heftig.

Dienstag, 10. Juni 2025

Eiserne Lady

Die Eiserne Jungfrau auf der Kyburg.
Panzerhandschuh aus dem 14. Jh.
Die Kyburg, auf einem Geländesporn hoch über der Töss gelegen, gab es schon 1027; wir wissen das von einer Urkunde. An diesem Ort wurde die mächtige Dynastie der Kyburger-Grafen begründet, später übernahmen die Habsburger, schliesslich kaufte die Stadt Zürich Schloss und Grafschaft und richtete eine Landvogtei ein. Heutzutage gehört die Kyburg dem Kanton Zürich und ist ein Museum. Am allerberühmtesten unter den vielen Dingen, die es enthält, ist die Eiserne Jungfrau, die Generationen von Zürcher Kindern das Fürchten lehrte. Allerdings stammt das Tötungsinstrument gar nicht aus dem sogenannt finsteren Mittelalter. Die Eiserne Jungfrau war, wie es aussieht, eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, in dem die Leute in Burgen und Schlössern den gepflegten Grusel suchten. Das Exemplar auf der Kyburg wurde in Kärnten produziert und kam 1876 ins Züribiet. Verrückt, was der Mensch an Schreckensfantasien produziert.
Das Tor zur Burg.

Montag, 9. Juni 2025

Spassiger Schrott

Ottiker Schrottkunst: unverkennbar Donald Trump.
"Corona-Flüchtling".
Skulptur imitiert Gemälde: Edvard Munchs "Der Schrei" in Ottikon.
Ottikon bei Kemptthal, knapp 500 Einwohnerinnen und Einwohner, ist ein herziges Dörfchen, das zur Grossgemeinde Illnau-Effretikon ZH gehört. Am Samstag kamen wir durch den Ort, als wir auf die Kyburg zuhielten – und waren amüsiert über die vielen Recycling-Skulpturen, die wir da sahen. Leider ist es mir nicht gelungen herauszufinden, wer sie geschaffen hat. Aber jedenfalls fanden wir beide, dass diese Schrottkunst kein Schrott ist.

Sonntag, 8. Juni 2025

Ganz schön grün

Goggeien: das Wappen von Stein SG.
(Wikicommons)
Vor einem Monat erzählte ich unter dem Titel "Neckische Zähne" von den Goggeien, vier Bergspitzen zwischen Stein SG und Amden SG. Mittlerweile habe ich realisiert: Stein, das mittlerweile Teil der Gemeinde Nesslau ist, hat die Goggeien sogar im Ortswappen. In der Realität ist der Berg bei Weitem nicht so grün, das Wappen sieht aber gut aus, finde ich. Und jetzt wünsche ich allen schöne Pfingsten.

Samstag, 7. Juni 2025

Doppelter Löntsch

ZUERST LÖNTSCH, DANN LUNCH

Oder so ähnlich. Vielleicht finden einige Leute diesen Titel zu kalauerig. Ich selber mag ihn. Für ihn spricht, dass er unabhängig davon funktioniert, ob man das englische Wort für "Zmittag" englisch ausspricht (Lantsch) oder schweizerisch eingefärbt (Löntsch). Während meiner Mittwochswanderung, die mich am Bach Löntsch vom Klöntalersee hinab nach Netstal führte, beschloss ich, am Ende noch essen zu gehen, allein um gegebenenfalls obigen Titel über die ganze Unternehmung setzen zu können. Journalisten sind so, sie denken stets in Schlagzeilen, Slogans, prägnanten Sätzen, Titeln. Lunch hatte ich dann im "Kubli" in Glarus, einem Lokal, das mir sehr gefiel: Die Innenausstattung ist eher kühl, der Service aber herzlich und das Essen super.

Im "Kubli" in Glarus, ich hatte zuerst eine mediterrane Suppe und dann
den leicht angebratenen Tuna mit Kartoffeln, Bohnen, Kapern und Tomätchen.

Freitag, 6. Juni 2025

Löntschwandern

Der Löntsch ist ein munterer Glarner.
Am Wasser.
Der letzte Kilometer des Baches in Netstal.
Sechseinhalb Kilometer lang ist der Löntsch, der den Klöntalersee entwässert. Durch ein enges Tal fliesst er vom See hinab Richtung Riedern, hat in diesem Abschnitt eine tiefe Schlucht geschaffen; nachdem er Riedern durchquert hat, endet der Bach schliesslich in Netstal in der Linth. Am Mittwoch begleitete ich den Löntsch auf seiner ganzen kurzen Länge, Startort war die Bushaltestelle Rhodannenberg am Klöntalersee. Der Wanderweg verläuft bis auf wenige Ausnahmen am Wasser, der Pfad ist im Oberlauf lauschig, weiter unten freilich bei Netstal ist das Ambiente gewerblich-industriell. Wer eine kurzweilige Wanderung sucht, ist mit dieser gut bedient, zwei Stunden reichen vollauf. Unten in Netstal war dann meine Wanderung zu Ende, nicht aber die ganze Unternehmung. Sprachliche Gründe erzwangen eine Weiterung. Klingt kryptisch, ich weiss. Was ich meine, erzähle ich morgen.

Donnerstag, 5. Juni 2025

Wieder mal die Wasserflue

Schön gemacht: Wegstück nach dem Hardmännliloch, oben die Ramsflue.
Auf der Ramsflue.
Am Sonntag gönnte ich mir eine Wanderung im Aargauer Jura. Ich stieg von der Bushaltestelle "Erlinsbach, Abzw. Hard" via die hübsche Höhle Hardmännliloch, Ramsflue und Hard auf die Wasserflue. Genoss dort auf der Ausichtsplattform, nicht zum ersten Mal, den Fernblick und Tiefblick. Ging weiter zum Sendeturm, den man immer sieht, wenn man in Aarau durchfährt. Und stieg ab zum Benkerjoch, wo ich den Bus heimwärts nahm. Lang war diese Wanderung bei zwei Stunden (325 Höhenmeter aufwärts, 310 Höhenmeter abwärts) nicht. Aber abwechslungsreich. Und auf dem Grat der Wasserflue war der Pfad ruppig, so dass das Ganze doch kein Spaziergang war.
Die Wasserflue-Aussichtsplattform.
Tiefblick von der Plattform.

Mittwoch, 4. Juni 2025

Makras erster Ausflug

Schön sind sie auch, finde ich.
Am Samstag tat ich, was man halt so tut, wenn man aus dem Ausland zurück ist. Ich packte den Koffer aus, wusch Wäsche, ging einkaufen, sichtete Fotos und Notizen. Auch fuhr ich nach Zürich und kaufte mir bei meinem bevorzugten Schuhdealer Gräb im Oberdorf neue Outdoorschuhe. Konkret wars ein Zustiegsschuh von Hanwag namens Makra in der niedrigen Ausführung. Er hat eine recht steife Sohle, gibt dem Fuss dank einem massiven Profil viel Halt, vor allem aber fühlte ich mich in ihm gleich wohl. Meine Fotos zeigen die neuen Schuhe bei ihrem ersten Ausflug: Am Sonntag stieg ich auf die Wasserflue bei Aarau. War schön, Bericht folgt.

Dienstag, 3. Juni 2025

Die Sommersaison findet nicht statt.

Das Hotel auf der Fafleralp ist stillgelegt. (Hotel-Homepage, Screenhot)
Sperrzone: Blatten (u. l.) und die Fafleralp (o. r.). (Schweizmobil-Screenshot)
Bitter. Anfang April erzählte ich hier vom Hotel Fafleralp, das so schön liegt zuhinterst im Lötschental, drei Kilometer enfernt von Blatten. Und ich erwähnte, dass die dort aufgerüstet und ein Nebenhaus zu einer Dependance mit stilvollen Zimmern ausgebaut haben. Genau in jenen Tagen, als das Hotel in die Sommersaison starten wollte, kam dann die Evakuation Blattens, es folgte der verheerende Bergsturz, zu dem ich nichts sagen muss – haben wir alle mitbekommen. Nun ist das Hotel geschlossen, es gibt weder Strom noch Wasser, das Team wurde, las ich auf den SRF-News, per Heli ausgeflogen. Ob und wies weitergeht mit dem Betrieb, weiss zur Zeit niemand. Ich drücke die Daumen.

Montag, 2. Juni 2025

Ich war am Ende

Hier ist alles fertig: Kap Finisterre.
Dies ist nicht der westlichste Punkt Europas, es gibt Orte, die weiter in den Atlantik vorgeschoben sind. Aber man hat doch fest das Gefühl, dass bei Kap Finisterre nah Santiago de Compostela der Kontinent endet. So empfanden es die Menschen in der Antike, und so besagt es ja auch der Name, Finisterre heisst "Ende der Welt". Nur folgerichtig, dass für viele Leute erst an diesem Ort – und nicht im 60 Kilometer enfernten Santiago – die Jakobspilgerei definitiv abgeschlossen ist. Deshalb der Kilometer-Null-Stein in Finisterre, den ich am Freitag ebenso besuchte wie den berühmten und vielfotografierten Leuchtturm.
So, hiermit beende ich die Berichterstattung über mein Spanienreisli. Es war schön, intensiv, bereichernd. Und jetzt wende ich mich wieder der Schweiz und meinen Wanderungen in ihr zu.
Jakobspilgern geht auch mit dem Pferd: Dieser Mann ist von
Reus, einer Stadt in Katalonien, nach Finisterre geritten.

Sonntag, 1. Juni 2025

Toño spielt auf

Der Dudelsack, die Gaita, ist das Nationalinstrument von Galicien in der Nordwestecke Spaniens. Mein Führer Juan erzählte mir das am Donnerstag im Auto, derweil wir Galicien erreichten. Tatsächlich trafen wir eine halbe Stunde später in O Cebreiro, das am Camino Francés liegt, gleich beim Dorfeingang auf Toño. Der stand dort, spielbereit, mit dem Dudelsack. Der 67-Jährige berichtete, dass sein Vater wie viele andere Männer der Gegend in der Schweiz gearbeitet hatte, auf dem Bau. Unser Gespräch wurde immer wieder unterbrochen, wenn ein Pilger, eine Pilgerin einlief. Dann intonierte Toño mal kurz eine schmissige Melodie. Was für eine stilvolle Begrüssung, wenn man sich ins abgelegene O Cebreiro, 1300 Meter über Meer, hochgewandert hat.
Blick von O Cebreiro über das galicische Bergland.

PS: Hier der Link zu meinem 25-Sekunden-Filmli mit Toño in Aktion.

Samstag, 31. Mai 2025

Sie legen ihre Sorgen ab

Endlich, die Passhöhe mit dem Eisenkreuz.
Um das Kreuz liegen beschriftete Steine
mit persönlichen Botschaften aller Art.
Auf meiner Jakobsweg-Reise durch Nordspanien bin ich wenig gewandert. Dafür legten wir in fünf Tagen weit mehr als tausend Kilometer im Auto zurück. Rasender Reporter und so, wir waren jeweils von morgens bis abends unterwegs mit höchstens zwei kurzen Pausen, der Znacht nach acht war die Belohnung. Am Donnerstag genoss ich es, mal wieder eine Stunde zu Fuss zu gehen, und zwar zum höchsten Punkt des Camino Francés, der von den Pyrenäen nach Santiago führt. Am Monte Irago steht auf 1515 Metern, auf einen Baumstamm montiert, ein Kreuz aus Eisen, "La Cruz de Ferro" heisst es. Hier deponieren Pilgerinnen und Pilger Steine, die sie zuvor aufgelesen haben; manche beschriften ihren Stein mit den eigenen Sorgen, die sie an diesem Ort sozusagen deponieren können. Andere Leute geben der Menschheit gute Gefühle mit. Ich fand das berührend.

Freitag, 30. Mai 2025

Das Königinnenrätsel

Einer der schönsten Orte, die ich auf meiner Jakobsweg-Reise durch Nordspanien kennengelernt habe: Puente la Reina in der Region Navarra. Hier vereinen sich zwei Stränge des berühmten "Camino Francés"; beide haben zuvor, von Frankreich nach Spanien führend, die Pyrenäen überquert, der eine etwas westlicher als der andere. Puente la Reina ist das Nadelöhr, hier müssen sie alle durch, die nach Santiago de Compostela wollen. Der Name "Königinbrücke" rührt von der Brücke über den Fluss Arga, wer aber die Königin war, die sie – 110 Meter lang, sieben Bögen – im 11. Jahrhundert in Auftrag gegeben hat, bleibt unklar. Jedenfalls war es eine segensvolle Investition, denn mit dem Pilgervolk kam der Aufschwung. Der Ort ist ohne die Brücke undenkbar, sie ist seine Geschichte und seine Essenz.

PS: Ade Spanien. Heute morgen sausen wir von Santiago, wo ich übernachtet habe, nach Finisterre. Schauen uns am "Ende der Welt", was der Name ja bedeutet, den Leuchtturm an. Und dann gehts per Bus zum Flughafen von Porto in Portugal und von dort heim. Gegen Mitternacht, so der Plan, sollte ich im Zollikerberg ankommen.

Donnerstag, 29. Mai 2025

Kalen trinkt

Kalen, eine junge Amerikanerin, gönnt sich jetzt einen Roten.
Ein Traum wird wahr. Am Dienstag kamen wir auf dem Camino Francés am Weingut Irache vorbei, das bei einem alten Kloster steht, eine halbe Autostunde westlich von Pamplona. Ich war nicht sonderlich erstaunt, dort eine kleine Schar von Pilgerinnen und Pilgern in vergnügter Stimmung anzutreffen. Besagtes Weingut unterhält seit 1991 einen Rotweinbrunnen für jedermann. Man öffnet den Hahn und füllt das Trinkgefäss, das man freilich selber mitbringen muss. Ich probierte auch und war eigentlich ganz zufrieden. Der Wein war zwar jung und eher schwach im Gout, doch da es heiss war, fand ich das passend. Was für ein schöner Gratis-Apero. 
 

Mittwoch, 28. Mai 2025

Die bösen Araber

Vor dem Kloster Roncesvalles erinnert ein Gedenkstein an die Schlacht von 
778, in der, so die lateinische Inschrift, die "Basken auf dem Gipfel des Berges angriffen".
Roncesvalles oder, auf Baskisch, Orreaga.
An unserem ersten Tag in Spanien machten wir am Montag in Roncesvalles halt, einem Kloster am Ibañeta-Pass hart an der Grenze zu Frankreich. Draussen vor dem Kloster trafen wir drei südkoreanische Jakobspilger, die uns ihr Smartphone entgegenstreckten und in rudimentärem Englisch fragten, ob sie hier in Roncesvalles seien; in der Tat zeigte ihr Navi "Orreaga" an und nicht "Roncesvalles". So geht das im Baskenland, wo die spanische Sprache neben der baskischen steht. Apropos Basken: Sie lauerten in Roncesvalles 778 den Truppen Karls des Grossen auf, der zuvor ins grossteils von den Arabern beherrschte Spanien eingefallen war und sich nun auf dem Rückzug befand. Karls Nachhut unter der Führung des Grafen Roland wurde vollständig vernichtet, aus dem Gemetzel ist das berühmte Rolandslied entstanden. Freilich sind es in diesem mittelalterlichen Heldenlied die Araber, die Roland und seine Männer töteten – Kunst war schon damals auch ein Mittel der politischen Propaganda.

Dienstag, 27. Mai 2025

Baskische Impressionen

Gestern kam ich am Vormittag um zehn Uhr in Bilbao im spanischen Baskenland an. Von dort reisten mein Führer und ich im Mietwagen nach Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich. Wir schauten uns in dem reizenden Örtchen um. Assen etwas. Überquerten im Folgenden auf einer atemberaubenden Passstrasse die Pyrenäen, kamen wieder nach Spanien, machten einige Abstecher und Halte und langten schliesslich abends um sieben in Pamplona an. So geht das, wenn man als Reporter unterwegs ist, meist ist das Programm ehrgeizig getaktet – ich bitte um Vergebung, wenn meine Mitteilungen in den kommenden Tagen kurz ausfallen. Ah ja, ich muss noch sagen, was mein journalistisches Thema ist: Wir sehen uns den Camino Francés an, den spanischen Jakobsweg von der französischen Grenze bis nach Santiago. Gewandert wird nur wenig, ebenso sehr wie um den Weg geht es um die Dinge an ihm von Kultur über Kirche bis Kulinarik.

PS: Hier Schnappschüsse aus Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Ort im französischen Baskenland lebt vom und für den Jakobsweg, dem praktisch jeder Betrieb vom Sportartikelladen über die Herberge bis zum Restaurant zudient.

Montag, 26. Mai 2025

St. Galler Sperrzone

Der Mittelpunkt des Kantons St. Gallen, seit 2003 markiert
mit einer Stange, findet sich in einem geschützten Moorgebiet.

Die Infotafel in der Nähe der Stange.
Als wir am Samstag von der Schwägalp nach Stein SG wanderten, machte uns eine gute halbe Gehstunde vor dem Risipass ein brauer Wegweiser neugierig: "Kantonsmittelpunkt". Wir studierten die Karte, dort ist der Mittelpunkt des Kantons St. Gallen aber nicht eingezeichnet. Ohne zu wissen, wohin uns der Wegweiser führen würde, folgten wir ihm, wichen also von der Hauptwanderroute ab. Nach einem kurzen Aufstieg erreichten wir 15 Minuten später, im Gebiet der Lütisalp, eine Tafel. Die erklärte uns, dass wir nun beim Kantonsmittelpunkt stünden. Dass die grün-weisse Stange ganz in der Nähe ihn exakt markiere. Dass wir aber nicht zu der Stange hin gehen könnten. Das Zentrum des Kantons St. Gallen, sein Flächenschwerpunkt, findet sich in einem Naturschutzgebiet, halb Flachmoor und halb Hochmoor. Irgendwie schön, oder?
Die Lütisalp auf Schweizmobil. Die grüne Wanderroute ist die zum Risipass weiter südlich.
Die Koordinaten des Kantonsmittelpunktes (rote Markierung): 738623 232354.

PS: Heute morgen fliege ich nach Bilbao, weile die nächsten paar Tage in Nordspanien. Ich nehme an, dass man von dort auch bloggen kann. Den Laptop habe ich jedenfalls dabei, ich bin beruflich unterwegs für eine Reportage.

Sonntag, 25. Mai 2025

Kalter Wind und warmes Essen

Eine Viertelstunde nach Wanderstart, auf der Schwägalp.
Gut 50 Minuten später: Stockberg voraus.
Der Risipass liegt in der Senke links hinten.
Im Abstieg vom Risipass nach Stein. Hinten in der Mitte die Goggeien.
Dieses Licht! Wir hatten Wetterglück, als wir gestern von der Schwägalp über den Risipass nach Stein zogen, was vier Stunden dauerte bei 490 Höhenmetern aufwärts und 1000 Höhenmetern abwärts. In der Woche hatte es zum Teil kräftig geregnet. Unser Tag aber wurde verschont. Zeitweise schien die Sonne, doch ab und zu verdüsterte sich der Himmel auch, dieses Hin und Her von hell und dunkel gefiel uns sehr. Kalt blies der Wind, zwischenzeitlich zog ich die Kapuze der Windjacke über den Kopf, und dann schwitzte ich wieder. Und in den Flanken des Säntis hatte es Neuschnee. Im Übrigen trafen wir zwischen Schwägalp und Bernhalden auf eine Bauernfamilie beim Öberefahre, also beim Aufzug auf die Alp. Und waren am Schluss unten in Stein sehr erfreut, dass kurz vor zwei Uhr die Küche im "Ochsen" noch offen war und wir etwas Warmes zu essen bekamen. Doch, Etappe vier des Alpenpanorama-Weges war eine gute Sache. Und ich darf stolz verkünden, dass ich nunmehr alle elf Etappen des besagten Weges von Rorschach bis Malters gelaufen bin; in Malters soll es in zwei Wochen weitergehen – als nächstes nehmen wir den Napf ins Visier.
Alpaufzug zwischen Schwägalp und Bernhalden. (Foto: Ronja)

Schnipo, ich liebs.

Samstag, 24. Mai 2025

Ich hoffe, wir passen zusamen

Habe mir diese Woche im "Transa" in Zürich einen neuen Sonnenhut gekauft. Mal kein Cap, sondern ein Schlappmodell, das man optimal falten oder auch knautschen kann. Der Hut begleitet mich heute auf der Wanderung von der Schwägalp über den Risipass nach Stein. Morgen darf er ruhen. Und tritt dann am Montag eine Reise an, die uns ins Ausland führen wird. Keine Riesensache, wir bleiben in Europa. In ein paar Tagen schliesslich, wenn ich zurück bin, wird der Hut schon einiges erlebt haben mit mir. Und ich mit ihm. Ich hoffe, wir passen zusammen.