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Mittwoch, 23. Oktober 2024

Goethe übt die Schwindelfreiheit

Das Strassburger Münster. 
(Foto: Gerd Eichmann / Wikicommons)
Im Sommer 1770, als junger Mann, weilt der werdende deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe in Strassburg. Gezielt betreibt er dort eine Art Anti-Schwindel-Training:

"Ich erstieg ganz allein den höchsten Gipfel des Münsterturms, und sass in dem sogenannten Hals, unter dem Knopf oder der Krone, wie man's nennt, wohl eine Viertelstunde lang, bis ich es wagte, wieder heraus in die freie Luft zu treten, wo man auf einer Platte, die kaum eine Elle ins Geviert haben wird, ohne sich sonderlich anhalten zu können, stehend das unendliche Land vor sich sieht. (...) Dergleichen Angst und Qual wiederholte ich so oft, bis der Eindruck mir ganz gleichgültig ward."

Goethe übt fürs Wandern. Fürs Gebirge. Speziell auf seinen fünf Schweiz-Reisen ab 1775 wird er die Schwindelfreiheit brauchen können. Derzeit lese ich grad den ersten von zwei im letzten Jahr erschienenen Bänden über diese Reisen, es ist eine ergiebige Lektüre, speziell die vielen Zitate aus den Aufzeichnungen des bewegten Literaten faszinieren mich. Band zwei ist ein Führer durch unser Land auf Goethes Spuren, ich bin sicher, ich werde die eine oder andere Strecke nachwandern.

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