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Donnerstag, 30. Oktober 2025

Erasmus und die Sanduhr

Die Truhe mit dem Nachlass des Erasmus von Rotterdam
in Basels Historischen Museum in der Barfüsserkirche.

Erasmus von Rotterdam war Mönch. Ein belesener und weitgereister Mann. Ein Gelehrter mit einer spitzen Feder, der immer wieder auch die Versäumnisse und Mängel der Kirche aufgriff. Der Reformationsbewegung hat sich der europäische Frühintellektuelle freilich nie angeschlossen. Als ich noch beim "Tagi" war, widmete ich ihm eine Seite; hier ein Zitat, in dem ich ergründe, warum Erasmus heutzutage im Vergleich mit Luther und Zwingli eine Nebenfigur ist – auch wenn nach ihm, das dann doch, das studentische Austauschprogramm der EU benannt ist.
Die Sanduhr mitsamt dem Behältnis,
in dem sie verstaut wurde.

Vermutlich liegt es an der Person selber. An der Zauderei des Erasmus, als die Reformation kam. Sein Leben als berühmtester Intellektueller in der Epoche des Umbruchs ist geprägt von Angst. Angst des Denkers vor der Tat. Von Zwinglis Zürcher Reformation wandte er sich ab. Luther donnerte: «Wer den Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt noch tot mehr als lebendig.»

Eben bin ich Erasmus von Rotterdam wieder begegnet. In Basel, wo er 1536 verstorben ist. Als lebender Widerspruch hat er einige Kostbarkeiten hinterlassen, obwohl ihm als Augustiner Armut verordnet war. In der Barfüsserkirche, heute das Historische Museum der Stadt, steht eine prachtvolle Holztruhe, die Bonifacius Amerbach, ein treuer Freund des Erasmus, nach dessen Tod anfertigen liess. In ihr wurde der Nachlass aufbewahrt; heute  sind die Besitztümer in einem eigenen Raum des Museums zu sehen. Besonders gefallen hat mir die Sanduhr.

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