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Kriegsgefangener Giraud (links).
(American National Archives) |
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Gedenktafel am Weg.
Zum Lesen anklicken. |
In meiner heutigen Zeitungskolumne
geht es am Rand um den General Henri Giraud; wir passierten kürzlich auf unserer Wanderung nämlich auf der Grenze des Kantons Jura zu Frankreich einen Punkt namens Les Ebourbettes, wo Giraud im April 1942 wieder französischen Boden erreichte. Dazu etwas mehr in diesem Eintrag: Beginnen wir mit dem Werdegang dieses Militärs. Giraud war in den 1920er-Jahren massgeblich daran beteiligt, in Marokko den Aufstand der
Rifkabylen niederzuschlagen; dafür wurde er zum Mitglied der Ehrenlegion ernannt. Im Zweiten Weltkrieg war er einer der Gegenspieler General de Gaulles. In Holland geriet er 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft und wurde in Sachsen interniert. Zwei Jahre lang soll er dort den Ausbruch geplant haben: Er lernte Deutsch, legte sich Karten der Umgebung an, flocht aus Bindfäden jenen Strick, mit dem er sich am 7. April 1942 abseilte. Dass er es trotz intensiver Gestapo-Fahndung durch Deutschland in die Schweiz schaffte, darf als Wunder bezeichnet werden; bald darauf erreichte er Frankreich. Das klingt bewundernswert, sicher hatte Giraud Tatkraft und Mut. Wer sich etwas in seine Biografie einliest oder auch nur den langen Wikipedia-
Eintrag durchgeht, wird allerdings erkennen, dass der General bei alledem eine reichlich zwiespältige Figur war und mit dem Vichy-Regime, das mit den Deutschen kooperierte, sympathisierte. Auch war er ein Antisemit. Und ein Vertreter der Kolonialherrschaft in Afrika sowieso. So ist diese Heldenlegende letztlich eine Parabel über Heldentum, das oft bei näherem Hinsehen zweifelhaft erscheint.
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