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Samstag, 21. Dezember 2013

Herrschaft statt Schnee

Auch hier kommen wir vorbei: Fläsch.
(Wikicommons/ Adrian Michael)
Ursprünglich beraumte ich für heute eine Winterwanderung an von Klosters hinab nach Serneus und weiter nach Küblis. Gestern kam mir das plötzlich seltsam vor - wieso denn, derweil es im Flachland föhnt und taut, in den Schnee hinauf reisen? Irgendwie wäre das eine künstliche Verwinterung. Daher gab ich Plan B aus: Wir wandern durch die Bündner Herrschaft.

Nun noch etwas anderes. Seit dem Fahrplanwechsel vom Sonntag hat St. Gallen ein neues S-Bahn-System, zu dem mit der S4 auch eine Ringbahn gehört. Ich schrieb über dieses schweizweite Unikat in meiner Zeitung einen Einspalter, hier ist er:

Tour de Säntis

Der Kanton St. Gallen hat bekanntlich keine Mitte. Dort, wo sie wäre, hocken Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden. St. Gallen sei wie eine schöne Wiese mit einem Kuhfladen im Zentrum, pöbeln die St. Galler deshalb. Die Appenzeller kontern, indem sie St. Gallen als Kuhfladen bezeichnen und sich selber als Fünfliber im Kuhfladen. Jedenfalls aber ist St. Gallen ringförmig. Nun kommt dem Kanton endlich eine Zuglinie zu, die der originellen Form entspricht und sie abbildet: Seit dem Fahrplanwechsel vom Wochenende hat St. Gallen die S 4. Eine Ringbahn rund um den Kanton – St. Gallen dreht sich neuerdings im Kreis.
Man kennt dergleichen von den grossen Städten. In London etwa gibt es die zentrumsnahe U-Bahn-Strecke Circle Line von 27 Kilometern Länge. Um Paris wiederum rankt sich peripher die Grande Ceinture mit einer Länge von 157 Kilometern. Vergleichsweise ähnlich dimensioniert ist die St. Galler Linie; sie ist 180 Kilometer lang.
Die S 4 verbindet Regionen wie Neckertal, Toggenburg, Linthgebiet, Sarganserland, Rheintal, Bodensee. Sie schafft neue Direktverbindungen und Queranschlüsse. Und sie steigere ganz generell die Wirtschaftlichkeit, sagt die Medienfrau der Südostbahn, welche die Linie betreibt: «Bei einer Ringlinie steht der Zug nirgendwo lang still. Er ist eigentlich immer in Bewegung.»
Zudem macht der neue Rundkurs das elementare Vergnügen einer Tour per Bahn rund um den Säntis möglich. Man steigt in St. Gallen ein, rollt nach Rorschach und nimmt ein Auge voll Seebläue, biegt bei St. Margrethen sozusagen um die Ecke, fährt am Rand des Alpsteins den Rhein hinauf nach Sargans, biegt wieder ab, passiert Flumserberg und Walensee, kommt nach Uznach und langt via Wattwil und Degersheim wieder in St. Gallen an.
Drei Stunden dauert das. Gegen 40 Haltestellen werden bedient. Grosse Landschaften ziehen vorbei: der fjordartige Walensee. Das Nagelfluh-Hügelland um Brunnadern und Mogelsberg. Der weite, breite Bodensee. Die Gipfel Vorarlbergs. Man kann die Reise übrigens auch in der Gegenrichtung machen – dank der neuen Ringlinie, einem Unikat hierzulande, ist der grosse Kanton der Ostschweiz endlich wirklich erfahrbar.

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