Montaigne im Jahr 1578, von Thomas Leu. (Wikicommons) |
Hübsch fand ich eine Stelle, die ins Jahr 1562 blendet. Damals werden dem französischen König Karl IX. an seinem Hof drei Indianer aus Brasilien vorgestellt; der König ist 12 Jahre alt und von hünenhaften Leibwächtern umgeben, vermutlich Schweizer Gardesoldaten. Danach darf Montaigne mit den Indianern sprechen. Er bringt diese Konversation (hier auf Deutsch zitiert) alsbald zu Papier und referiert, wie die Indianer das Treffen mit dem König empfanden:
"Sie sagten, sie fänden es zuvorderst sehr seltsam, dass derartige Hünen, allesamt bärtig, stark und bewaffnet, die den König umgaben, sich dazu herablässen, einem Kinde zu gehorchen, und dass man nicht stattdessen einen Hünen zum Kommandanten erwählt hatte."
Montaigne gehört zu meinen bevorzugten Philosophen – vor allem auch deshalb, weil er sich nie gescheut hat auch jene Bereiche des menschlichen Lebens anzusprechen, die den meisten Philosophen zu peinlich waren (und teilweise noch immer sind). Zudem hat er sich wenig darum gekümmert, ob seine Ansichten populär waren oder nicht, er hatte einen erstaunlich offenen Geist und war weitgehend frei von Vorurteilen, dazu sehr umfassend gebildet (hat Latein angeblich sogar besser gesprochen als seine Muttersprache) – ein echter Renaissance-Mensch eben.
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