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Freitag, 31. Oktober 2025

Ziel nicht erreicht

Blick aus dem Zugfenster auf der Höhe von Brienz GR: Der Bergsturz
bewirkt, dass die Bahn in diesem Abschnitt langsamer fahren muss.
Diese Woche gabs Medienberichte, zum Beispiel im "Blick", über ein Pünktlichkeitsproblem der Rhätischen Bahn. Auf deren Paradelinie von Chur via Albulagebiet ins Oberengadin waren seit Juli über 100 Züge so verspätet, dass sie kurz vor St. Moritz in Samedan vorzeitig gewendet werden mussten. Ärgerlich für die vielen Reisenden, die mit Feriengepäck und Kindern umzusteigen hatten. Auch fehlte die Zeit für eine Reinigung der Kompositionen, die von Samedan wieder nach Chur fuhren. Bei der Rhätischen Bahn sagt man, man könne den Unmut nachvollziehen. Was immer gut klingt und wenig bedeutet. Gute Gründe für die Verspätung gibt es durchaus: Baustellen auf der Strecke und eine Temporeduktion im Abschnitt bei Brienz, wo der Hang dauerrutscht.

Apropos Albulalinie Chur–St. Moritz: Ab Montag bis Mitte November ist sie zwischen Bergün und Preda ganz gesperrt. Bauarbeiten. In die Region von St. Moritz gelangt man in dieser Zeit über die Vereinalinie: Landquart–Klosters–Vereinatunnel–Sagliains–St. Moritz.

Donnerstag, 30. Oktober 2025

Erasmus und die Sanduhr

Die Truhe mit dem Nachlass des Erasmus von Rotterdam
in Basels Historischen Museum in der Barfüsserkirche.

Erasmus von Rotterdam war Mönch. Ein belesener und weitgereister Mann. Ein Gelehrter mit einer spitzen Feder, der immer wieder auch die Versäumnisse und Mängel der Kirche aufgriff. Der Reformationsbewegung hat sich der europäische Frühintellektuelle freilich nie angeschlossen. Als ich noch beim "Tagi" war, widmete ich ihm eine Seite; hier ein Zitat, in dem ich ergründe, warum Erasmus heutzutage im Vergleich mit Luther und Zwingli eine Nebenfigur ist – auch wenn nach ihm, das dann doch, das studentische Austauschprogramm der EU benannt ist.
Die Sanduhr mitsamt dem Behältnis,
in dem sie verstaut wurde.

Vermutlich liegt es an der Person selber. An der Zauderei des Erasmus, als die Reformation kam. Sein Leben als berühmtester Intellektueller in der Epoche des Umbruchs ist geprägt von Angst. Angst des Denkers vor der Tat. Von Zwinglis Zürcher Reformation wandte er sich ab. Luther donnerte: «Wer den Erasmus zerdrückt, der würget eine Wanze, und diese stinkt noch tot mehr als lebendig.»

Eben bin ich Erasmus von Rotterdam wieder begegnet. In Basel, wo er 1536 verstorben ist. Als lebender Widerspruch hat er einige Kostbarkeiten hinterlassen, obwohl ihm als Augustiner Armut verordnet war. In der Barfüsserkirche, heute das Historische Museum der Stadt, steht eine prachtvolle Holztruhe, die Bonifacius Amerbach, ein treuer Freund des Erasmus, nach dessen Tod anfertigen liess. In ihr wurde der Nachlass aufbewahrt; heute  sind die Besitztümer in einem eigenen Raum des Museums zu sehen. Besonders gefallen hat mir die Sanduhr.

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Mein neuster Giessen

Der Greiselgubel-Giessen hat eine Höhe von 43 Metern, gilt als höchster Wasserfall des Kantons Zürich und ist leicht zugänglich: In 15 Gehminuten erreicht man ihn vom Bahnhof Fischenthal im Tösstal aus. Erstaunlicherweise ist das Naturspektakel ziemlich unbekannt, jedenfalls stellte ich das in meinem Freundeskreis fest. Kürzlich besuchte ich den Greiselgubel-Giessen und war beeindruckt. Wer auch hin will: Am stattlichsten ist der Fall natürlich, wenn es zuvor kräftig geregnet hat.

PS: "Giessen" ist der regionale Mundartausdruck für einen Wasserfall.

Dienstag, 28. Oktober 2025

Ittingens Italienerin

Die heilige Viktoria in der Kartause Ittingen. (Foto: Ronja)
Im späten 16. Jahrhundert werden in Rom die antiken Katakomben wiederentdeckt, unterirdische Grabanlagen am Stadtrand. Die Gebeine der Toten werden gesamthaft als die christlicher Märtyrerinnen und Märtyrer angeschaut und gelten damit als heilig. Ein schwunghafter transalpiner Handel setzt ein, und so kommen auch hiesige Kirchen zu neuen Reliquien. Die Kartause Ittingen im Thurgau beschafft sich 1692 eine Katakombenheilige namens Viktoria, derzeit ist sie ebenda besuchbar in der Ausstellung mit dem Namen "Reliquien – Objekte der Kontemplation in der Kirche und darüber hinaus". Allein deswegen hinreisen? Unbedingt. Wobei die Kartause Ittingen ja gleich mehrfach ein Museumsort ist, dokumentiert wird zum Beispiel auch das Leben der Mönche von einst, und man kann die grandiose Barockkirche des aufgehobenen Klosters besuchen, zudem wird in einem eigenen Sektor Kunst ausgestellt. Sehr lohnend, fanden wir nach der Visite am Samstag.

Mir ist nicht ganz klar, was genau am Kopf von Viktoria menschlich ist und was hinzugefügt wurde. Um Reliquienheilige wiederherzustellen, ergänzte man die aus Italien angelieferten Überleibsel zum Beispiel mit Wachs, Holz, Edelsteinen. Der Schrein, in dem Viktorias Reste aufbewahrt werden, stammt aus dem Jahr 1769.

Montag, 27. Oktober 2025

Mal hell und mal düster

In Oberstammheim hats wundervolle Fachwerkbauten.
Am Nussbommersee.
Dunkler Thurgauer Himmel.
Am Samstag zogen wir vom Bahnhof Stammheim im Zürcher Weinland via Oberstammheim, den Nussbommersee, Uerschhausen, Trüttlikon, Iselisberg zur Kartause Ittingen. Dort gabs nach gut drei Stunden Zmittag, und danach besuchten wir eine Ausstellung, von der ich separat berichten möchte. Leicht der Ausklang am Ende, wir hängten eine Viertelstunde an und zogen hinüber nach Warth zur Bushaltestelle "Gemeindehaus". Wenn ich drei Highlights nennen müsste, dann diese:
  1. Wir hatten Wetterglück. Einmal regnete es kurz. Doch zeigte sich auch die Sonne. Und die meiste Zeit blieb es trocken bei passabler Fernsicht. Schön, wie der Himmel mal hell war und mal düster.
  2. Der Nussbommersee, eines von drei benachbarten Gewässern im Thurgauer Seebachtal, ist in dieser Jahreszeit herrlich still. Hier siedelten übrigens schon in der Steinzeit Menschen.
  3. Das Essen in der Kartause Ittingen war wieder einmal hervorragend. Ich hatte eine Forelle aus eigener Zucht. Und auch der Wein kam von der Kartause. Die wissen im Thurgau zu geniessen. Markenzeichen des Restaurants ist das riesige Wasserrad in der Gaststube, es – das Restaurant – heisst ja auch "Mühle".
    Mein Zmittag: Forelle mit Scampigarnitur an Gerstotto und Gemüse.

Sonntag, 26. Oktober 2025

Googeln nach Thurgauer Art

Vogelscheuche im Gebiet Googlete. Unten das Thurtal, links hinten liegt Frauenfeld.
Die Googlete auf "Schweizmobil".
Gestern wanderten wir in der Nähe von Iselisberg TG durchs Gebiet Googlete. Wir mussten natürlich an die amerikanische Websuchmaschine Google denken. Das Verb, das im Geländenamen steckt, hat freilich nichts mit dem Internet zu tun. Google ist Deutschschweizer Dialekt, wird also nicht Englisch ausgesprochen und kommt von gaagele, schwankend gehen; Googlete meint einen Ort, wo man nur schwankend gehen kann. Weshalb das an dieser Stelle der Fall sein sollte, könnte ich nicht sagen, wir fanden sie völlig harmlos.

Samstag, 25. Oktober 2025

Alpine S-Bahn

BOB-Komposition auf der Lütschinen-Brücke, aufgenommen um 1905.
(Postkartenalbum Schweizer Eisenbahnen / Wikicommons / SBB Historic)
Was haben mein Wohnort Zollikerberg und Grindelwald in der nahen Zukunft gemeinsam? Den Viertelstundentakt der Bahn in der Stosszeit bzw. Hauptsaison. Die an Zürich grenzende Agglo-Ortschaft hat ihn längst, die Berner Oberländer Tourismusgemeinde bekommt ihn 2029. Die Berner-Oberland-Bahn, die die Linie von Interlaken nach Grindelwald betreibt, informierte diese Woche auch darüber, was für das Vorhaben nötig ist. Insbesonders braucht es neue Doppelspur-Abschnitte; um, wie die BOB es formuliert, zur ersten alpinen S-Bahn zu werden, modernisiert man zudem die Flotte. Bringt der Ausbau Grindelwald noch mehr Rummel? Oder handelt es sich um den Versuch, den Ansturm zu bewältigen? Ich weiss es nicht.

Kernstück der Ausbaupläne ist der saisonale Viertelstundentakt zwischen Interlaken Ost und Grindelwald. Er soll mit dem Fahrplanwechsel 2029 Tatsache werden.

Die Umsetzung des Viertelstundentakts erfordert Ausbauten entlang der Strecke, wie es an einer Medienkonferenz hiess. Geplant sind unter anderem Doppelspurabschnitte in Schwendi, Burglauenen und Lütschental sowie eine zusätzliche Abstellanlage in Zweilütschinen.

Neue Züge für Viertelstundentakt
Zudem wird die Modernisierung der Flotte fortgesetzt. Von insgesamt 15 neuen Triebzügen vom Typ ABeh 4/8 sind sieben bereits im Einsatz. Die erste Tranche mit zehn Fahrzeugen soll bis 2026 vollständig ausgeliefert sein. Fünf weitere folgen bis 2028 und ersetzen ältere Züge aus den Nullerjahren.

Der Ausbau der Bahn soll auch die Auslastung des Park+Ride Matten bei Interlaken verbessern. Neu ist das Parkieren über Nacht möglich. «Die volle Wirkung wird das Park+Ride mit dem saisonalen Viertelstundentakt erzielen», sagte Stefan Würgler, Leiter Betrieb Eisenbahn, gemäss Communiqué.

Die Berner Oberland-Bahn (BOB) erschliesst die Lütschinentäler ab Interlaken Ost mit dem öffentlichen Verkehr und übernimmt eine wichtige Zubringerfunktion für die Ausflugsziele in der Jungfrau-Region. Die Bahn wurde 1890 eröffnet. (keystone-sda)

Freitag, 24. Oktober 2025

Das Nieselproblem

Regenzellen über der Schweiz. Ob da auch
Niesel drin ist? (search.ch, Screenshot)
Ist mir auch schon passiert: Ich verliess mich bei der Wahl meiner Wandergegend auf das Regenradar. Und dann kam ich also im Fricktal oder am Bielersee oder im Maggiatal an – und es regnete wirklich nicht. Wie prognostiziert. Freilich nieselte es derart massiv, dass ich subito die Pelerine montieren musste. Unlängst las ich auf srf.ch einen Artikel zum Thema Nieselregen. Der nennt zwei Gründe, warum Niesel vom  Regenradar oft nicht erfassst wird. Erstens: Der Radarstrahl "sieht" nicht alles. Wassertropfen unterhalb von einem bis drei Kilometer über Grund werden nicht erfasst. Und Nieseltropfen stammen nun einmal aus bodennahen Wolken. Und zweitens: Wenn Nieselregen vom Radar erkannt wird, bildet ihn dieses schwächer ab, als er sich vor Ort anfühlt. Ein richtiger Regentropfen sieht auf dem Radar gleich aus wie eine Million Nieseltröpfchen, habe ich gelesen.

Donnerstag, 23. Oktober 2025

22 Lammkeulen

Die Reste des Mahls von Vindonissa in der Basler Ausstellung "Schatzfunde".
Seit 1894 dient die Barfüsserkirche in Basel als historisches Museum der Stadt. Am Dienstag besuchte ich die Sonderausstellung "Schatzfunde". Sie dokumentiert 25 spektakuläre archäologische Funde in der Region, womit das Elsass und Südbaden ebenso gemeint sind wie die Nordwestschweiz mit Basel. Am meisten Eindruck machten mir nicht die Goldgegenstände, die man aus dem Boden holte. Sondern ein vergleichsweise bescheidener Fund; er skizziert eine Geschichte, die gerade darum fasziniert, weil sie unklar bleibt. Im ehemaligen römischen Legionärslager Vindonissa, heute Windisch AG, entdeckte man vor neun Jahren in einem Keller einen Topf und darin 22 Öllampen, 22 verbrannte Lammkeulen, 21 Münzen. Handelt es sich um die Reste eines rituellen Mahls oder um eine Opfergabe zur Ehrung der Ahnengeister oder Gottheiten? Sinnreich wirken die Zahlen 22, 22, 21. In Vindonissa war die 21. Legion stationiert. Wer zu den Hintergründen und Deutungen Genaueres wissen will: Hier der Link zur Archäologie des Kantons Aargau.

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Eine süsse Insel

Widmers schwimmende
Insel. (Foto: Ronja)
Sieht ein bisschen aus wie eine Tranche Fisch, Kabeljau oder so. Ist aber ein Dessert. Eines, das ich noch nie hatte; nicht einmal den Namen habe ich gekannt. Gestern ass ich in Basel im "Chez Donati", das war so gediegen wie teuer. Am Schluss nahm ich vom Wagen die Île flottante, die schwimmende Insel. Um in Milchwasser pochierten Eiweissschnee handelt es sich, zu welchem caramelisierter Zucker kommt sowie eine Crème Anglaise, eine Vanille-Eigelb-Milch-Zucker-Sauce. Aufwändig, das zuzubereiten. Genau daher findet sich dieser französische Klassiker ja auch selten auf einer Speisekarte. Fein war sie, die Rarität.

Dienstag, 21. Oktober 2025

Null Stress

Das Feuerwehrhüsli von Wynigen.
Rüedisbach.
Das Knuddeltier des Tages.
Letzten Samstag gingen wir von Wynigen via Rüedisbach und Richisberg zum Hirsernbad, assen dort hervorragend (siehe gestern) und hielten dann der Strasse entlang nach Ursenbach und zum Bahnhof von Kleindietwil. Mit anderen Worten: Wir zogen vom Emmental in den Oberaargau. Etliche Dinge waren bemerkenswert an der viereinhalbstündigen Tour (525 Hm aufwärts, 495 Hm abwärts). So stellten wir fest, dass es das lange Wanderwegstück von Wannenthal bis hinab in den Thörigraben nur auf der "Schweizmobil"-Karte gab, vor Ort war der Wanderweg aufgehoben, bloss an einigen Stellen sahen wir übriggebliebene Markierungen. Kein Problem. Freude machte uns das Wetter, zwar war die Sonne eher diskret präsent, doch immerhin: für einmal kein Hochnebel. Und hell wars durchaus. Noch viel besser war, dass wir die ganze Zeit über keine anderen Wanderinnen und Wanderer trafen und auch keine Velöler; aus meinem Umfeld vernahm ich später, dass die Züge von Zürich Richtung Graubünden, Innerschweiz, Berner Oberland, Wallis an diesem Wochenende pumpenvoll gewesen waren. Totalüberfüllt. Wir hingegen hatten es so etwas von ruhig – dieser Samstag war völlig stressfrei.
Zwischen Richisberg und Hirsern.

Montag, 20. Oktober 2025

Die zweite Einkehr

Das "Hirsernbad" mit Ronjas (von ihr fotografierten)
Speisen: zuerst Wildterrine, dann Gitzivoressen.
Im selben Restaurant hatte ich 
2017 einen Sauren Mocken. War toll. 
Am Samstag berichtete ich über den Landgasthof Lueg in Heimiswil, der pleite gegangen ist. Heute wieder eine Gastronachricht von einem bekannten Esslokal, dem "Hirsernbad" bei Ursenbach, ebenfalls Kanton Bern. Eine erfreuliche Sache diesmal. Wir kehrten im "Hirsernbad" schon einmal ein, 2017, der Saure Mocken ist mir in bester Erinnerung. Umso gespannter war ich vorgestern auf die zweite Einkehr. Grad knapp war es mir am Vortag gelungen, die letzten Plätze zu ergattern. Am runden Tisch halt, warnte mich die Wirtin, Frau Duss. Nun, der runde Tisch entpuppte sich als Superort, er steht nicht in der Mitte des Lokals, sondern am Rand, man sieht alles, was da vor sich geht und durchkommt. Der Familientisch ist er, am dem die Wirtefamilie jeweils um 11 und 17 Uhr isst. Mein Hackbraten war dann wundervoll, und Ronja schwärmte zuerst von ihrer Wildterrine und dann vom Gitzivoressen an einer Safransauce. Gut, gibt es das Hirsernbad nach wie vor. Seit den 1840er-Jahren besteht es übrigens, an diesem Ort wurde tatächlich einst auch gebadet. Damit ist es längst vorbei. Aber die Küche der "Hirsere" genügt als Attraktion vollauf.

Sonntag, 19. Oktober 2025

Ein literarischer Ausflug

James Joyce auf dem Friedhof Fluntern in Zürich.
Das Familiengrab.
Von der Tramschleife beim Zoo Zürich ist man
in drei Minuten beim Joyce-Grab (rote Markierung).
Auf dem Friedhof Fluntern beim Zoo Zürich sind gleich zwei Schriftsteller von Weltgeltung begraben. Im Abstand von zehn Metern. Am Grab von Elias Canetti, 1994 verstorben, kam ich zufällig vorbei, als ich den Friedhof diese Woche besuchte, und hätte die in den Boden eingelassene Platte auch fast übersehen. Die Grabstätte von James Joyce hingegen, der ich zustrebte – sie ist unverkennbar, weil markiert durch eine Bronzestatue, die den grossen Iren als Denker zeigt. Mit James Joyce, 1882–1941, ruhen an diesem Ort vier Angehörige: die Ehefrau Nora Barnacle, der Sohn George, dessen Ehefrau Asta Osterwalder Joyce. Sowie die Tocher Luzia, die eine eigene Grabplatte bekommen hat.
Elias Canettis Grab.

Samstag, 18. Oktober 2025

Es hat sich ausgeluegt

Mein Foto zeigt die "Lueg" mit einem Restschneeli im März 2016. Damals kehrten wir dort – nicht zum ersten Mal  – ein und assen sehr gut. Der Landgasthof mit Seminarhotel, auf Boden der Gemeinde Heimiswil einige Kilometer östlich von Burgdorf gelegen, ist aus kulinarischer Sicht ein sicherer Wert. War ein sicherer Wert. Die "Lueg" sei pleite, vermeldete im Februar der "Blick"; eben erst sah ich den Bericht. Ob sie irgendwann wieder öffnet? Bis jetzt ist darüber nichts bekannt. Gut möglich, dass das Emmental um einen markanten Gastrobetrieb ärmer ist.

Freitag, 17. Oktober 2025

Deix?

Lauwil BL und die Flur Deix auf "Schweizmobil". (Screenshot)
Das Gebiet Deix. Hinten Lauwil.
Flurnamen bringen mich immer wieder ins Rätseln. Letzten Samstag kamen wir, in Reigoldswil gestartet, kurz vor Lauwil durch ein Stück Wiesland. Auf der Karte sah ich, dass es Deix heisst. Ich musste natürlich gleich an den grossen, vor einigen Jahren verstorbenen österreichischen Karikaturisten Manfred Deix denken. Das Gebiet Deix im Baselbiet geht auf einen Personennamen zurück, aber auf einen aus der entfernten Vergangenheit, einen althochdeutschen. Der Mann, der hier einst lebte, hiess Dagi, Daigis oder ähnlich. Es ist also nicht Manfred Deix, dessen Lauwil gedenkt.

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Prosit, lieber James

Am Dienstag trank ich im Restaurant und Pub James Joyce im Zürcher Kreis 1 ein Kilkenny. Und freute mich wieder einmal über das viktorianische Interieur. Es verkörpert das 19. Jahrhundert, die Epoche von Queen Victoria. Die Inneneinrichtung stammt aus Dublin, als dort das "Jury's Hotel" abgerissen wurde, zügelte sie nach Zürich. Dass das hiesige Pub nach dem grossen irischen Schriftsteller James Joyce benannt ist, hat damit zu tun, dass dieser während des Ersten Weltkriegs in Zürich lebte. Hier ist er auch, auf dem Friedhof der Kirche Fluntern, begraben. Während ich mein Bier schlürfte, nahm ich mir vor, dort bald einmal vorbeizuschauen.

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Ich war im weissen Haus

Auf dem Gäbris. Von Osten kriecht der Nebel herauf.
Die aufgefrischte Gaststube.
Mein Zmittag.
Seit diesem Frühling ist das Gasthaus Oberer Gäbris in Gais, das einer örtlichen Korporation gehört, wieder offen. Zuvor war das beliebte Ausserrhoder Ausflugsrestaurant auf 1245 Metern über Meer, ein von weitem sichtbares weisses Haus, für zwei Millionen Franken umgebaut und saniert worden. Gut ein Jahr hat die Schliessung gedauert, das neue Pächterpaar heisst Sabrina und Michael Batt, die beiden führen zusammen das Unternehmen Rheintal Gastronomie. Am Montag war ich oben, ausnahmsweise mal nicht zu Fuss, sondern mit dem Auto. Ein Familienausflug. Wir genossen kurz die Sonne, dann eroberte sich der Hochnebel den Hoger zurück – eine klassische Oktobersache. Einwandfrei war im Unterschied zum Wetter das Essen: Mein Hamburger mundete, auch die anderen am Tisch waren zufrieden. Schön, kann man zuoberst auf dem Gäbris wieder einkehren.
Als wir wieder gingen, wars grau.

Dienstag, 14. Oktober 2025

Der weite Weg zum Wildsaupfeffer

Blick von der Ulmethöchi zum Geissberg.
Alertes Kuhduo beim Hof Bogenthal.
Herbstkunst.
Wildsaupfeffer mit Spätzli im
Bergrestaurant Vogelberg. (Foto: Ronja)
Am Samstag wanderten wir von Reigoldswil nach Lauwil, zum Lauwilberg, zur Ulmethöchi. Von dort hätten wir unser Ziel, das Bergrestaurant Vogelberg, in der Direttissima via Geitenberg und Grauboden schnell erreicht. Stattdessen machten wir einen Riesenumweg, den ich zuhause schon eingeplant hatte, weil ich fand, wir müssten den Bogentalweiher sehen (Eintrag von gestern). Wir stiegen zu ihm ab, stiegen danach umso weiter auf, um schliesslich doch beim "Vogelberg" einzutreffen. Gut, waren wir einigermassen früh daran, so fanden wir problemlos Platz in der guten Stube. Wildsaupfeffer, Wildsau-Entrecôte, Schweinssteak, Rotwein, Bier, Kürbiskuchen, Kafi – wunderbar. Danach wars nicht mehr weit zur Wasserfallen. Aber ein wenig abenteuerlich, der Kalkstein das Gratwegs war abgewetzt und rutschig, wir mussten aufpassen. Am Ende dann nahmen wir die liebenswerte Gondelbahn von der Wasserfallen talwärts und beendeten die Unternehmung dort, wo sie begonnen hatte: in Reigoldswil. Und die Sonne? Ja, sie zeigte sich, hatte allerdings Mühe, sich gegen den Hochnebel durchzusetzen, mal hing ein Grauschleier über der Landschaft, mal glänzte diese golden. – 4 h 10 min. 870 Hm aufwärts, 455 Hm abwärts.
Einzige Gondelbahn der Nordwestschweiz: die Wasserfallenbahn.

Montag, 13. Oktober 2025

Der Holzweg nach Basel

Reizendes Gewässer in einem stillen ... 
... Seitental: der Bogentalweiher.
Der Hof Bogenthal. Der Weiher liegt verdeckt am linken Bildrand.
Als wir am Samstag im Gebiet Wasserfallen/Passwang wanderten, kamen wir auch zum Bogentalweiher beim Hof Bogenthal. Gemeinde Lauwil, Basel-Landschaft. Die Lüssel, die höher oben im engen Talschlitz dem Erdgrund entspringt, ist an diesem Ort zu einem Weiher aufgestaut, einem herrlich lauschigen Gewässer samt Riedgürtel. Dank der Website der regionalen WWF-Sektion weiss ich, dass hier der Glögglifrosch lebt, die seltene Geburtshelferkröte. Interessant auch die Geschichte des Weihers. Er wurde zu Ende des 15. Jahrhunderts angelegt als Flösserweiher. Fällte man in der Umgebung Bäume, schleppte man die Stämme zum nahen Weiher, in dem sie landeten. Am Flössertag entleerte man den Weiher rasch, die Flutwelle reichte, die Stämme die Lüssel hinab zu tragen. Auf dem Anschluss-Fluss, der Birs, reisten sie weiter nach Basel. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam dieses so zu Holz aus dem Juragebirge. 

Sonntag, 12. Oktober 2025

Die Bahnhofsfrage


Als gestern unser Zug in den HB Zürich einfuhr, sah ich zur Linken an der Zollstrasse einen riesigen Schriftzug – nicht zum ersten Mal, wobei die Botschaften in Englisch immer wieder mal wechseln. "Wie bewertest du das Patriarchat?", so die hintersinnige Frage. Sie stammt konkret vom Künstlerkollektiv t8y. Die übergreifende Idee freilich zur ganzen Aktion, die hatte die feministiche Gruppe creatrices.ch. Ich bin gespannt, was da als nächstes zu lesen steht.

Samstag, 11. Oktober 2025

Sehen wir heute die Sonne?

Heute geht es in den Baselbieter Jura, wir werden auf 1100 Meter über Meer kommen, ich hoffe, das reicht dafür, dass wir die Sonne sehen. Wäre schön. Und nun muss ich etwas nachschieben. Falls sich die eine oder der andere fragt, warum wir in den letzten Wochen nicht auf dem Schweizer Alpenpanorama-Weg wanderten und es auch dieses Wochenende nicht tun: Diese Unternehmung ist auf nächstes Jahr vertagt. Im frühen Frühling in Rorschach gestartet, haben wir es bis Grosshöchstetten im Kanton Bern geschafft, im Juli kamen wir dort an, stehen somit ziemlich genau in der Mitte der Schweiztraverse Nr. 3. Danach folgten etliche Wochen, in denen entweder alle vom Grüppli in den Ferien waren oder viele (ich selber auch) krank. Wir konnten nicht wandern, verloren, mit anderen Worten, ein wenig den Faden. 2026 werden wir, denke ich, die zweite Hälfte des Alpenpanorama-Wegs in Angriff nehmen.

Die drei Fotos sind Schnappschüsse von unserer bisher letzten APW-Etappe Emmenmatt–Grosshöchstetten.
 

Freitag, 10. Oktober 2025

Serras schöne Wellen

Gestern erzählte ich von unserer Tour über den Novartis-Campus in Basel und zeigte drei Gebäude, die uns gefallen hatten. Es ging also um Architektur. Heute quasi als Ergänzung ein Kunstwerk – auf dem Campus gibt es nämlich reichlich Kunst. Speziell mochten wir die Skulptur "Dirk's Pod" des Amerikaners Richard Serra. Sie besteht aus fünf massiven Stahlkörpern, alle gut fünf Meter hoch und 14 Meter lang. Faszinierend, wie ihre rot-braune Farbe je nach Standpunkt und Lichteinstrahlung ganz anders nuanciert ist, mal kalt wirkt und mal warm. Und wie die geschwungenen Körper zu fliessen scheinen, was den strengen Grundriss der Häuser rundum konterkariert, den Campus quasi zum Tanzen bringt. Zudem nimmt die Skulptur die Bewegung des nahen Rheins auf, das Spiel der Wellen. Uff, ich kanns nicht einfacher ausdrücken. Vor Ort hatten wir jedenfalls Freude wie die Kinder an dem eleganten Serra-Ding.