Hundert Mal im Zug durchs Entlebuch gefahren, oft das Kloster Werthenstein auf dem Felssporn über der Kleinen Emme gesehen, doch nie ausgestiegen, nie oben gewesen. Nun, vor zehn Tagen holte ich das nach. Ich genoss es sehr, dieses Luzerner Wahrzeichen endlich aus der Nähe zu sehen. Das Kloster ist längst kein Kloster mehr, Pilger allerdings können in den Räumen übernachten, und natürlich ist die Kirche geöffnet und der Friedhof zugänglich. Begonnen hat die Geschichte der Anlage mit einem Holländer, einem Goldwäscher, der um 1500 des Nachts über dem Felsen von Werthenstein ein Licht sah. Er hängte dort ein Marienbild auf, so begann die Wallfahrt, es entstand bald eine Kapelle, 1616 eine grosse Kirche und drei Jahre später das Franziskanerkloster. Im 18. Jahrhundert war Werthenstein der zweitgrösste Pilgerort der Schweiz nach Einsiedeln. Kräftig dazu beigetragen haben die benachbarten Berner. Indem sie zum reformierten Glauben übergingen, hatten sie kein Interesse mehr an ihren alten Gegenständen der Andacht; die holzgeschnitzte Pietà der Kapelle Fribach bei Gondiswil BE wurde 1528 nach Werthenstein überführt und genoss dort wieder Verehrung. Man sieht: Occasionen können durchaus Karriere machen.
P.S: Die Wand vom Kloster zur Emme rutscht. Derzeit läuft eine Felssicherung, die noch bis in den Frühling dauern dürfte. Fast fünf Millionen Franken kostet das.
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