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Sonntag, 7. Oktober 2018

Justiz von einst

Vicosoprano: Die Enkelinnen posieren am Pranger, Grossvater fotografiert.
Modernes Wandbild im Pretorio.
Als ich vor Wochen im Bergell war, schlief ich in Vicosoprano, einem Dorf mit historischem Kern. "Folterkammer" stand am Tor zum alten Rathaus, dem Pretorio, das um einen mittelalterlichen Rundturm gebaut ist, den Senvelenturm. Ich trat ein, beschaute mir das Gemäuer und sein Inventar, da waren Schandmasken und andere Quälgeräte; draussen vor dem Eingang gab es an der Gasse auch einen hohen Stein mit einer Halskette in entsprechender Höhe, das war der Pranger, auf dem Delinquenten stehend fixiert und also in ihrer Schande ausgestellt wurden. Vicosoprano war Sitz des Hochgerichts der Talschaft, das schwere Delikte beurteilte und die Todesstrafe verhängen konnte. Teil des Strafensembles ist auch ein Säulenduo zehn Gehminuten ausserhalb des Dorfes im Wald: der Galgen, unter dem die Strafen vollstreckt wurden von Erhängen über Köpfen bis Ersäufen in der nahen Maira. Vicosoprano macht es gut mit seiner geschichtlichen Substanz, es macht daraus Anschauungsunterricht, wie Justiz früher funktionierte. Nicht nur in Südbünden, sondern überall im Land.
Gerätschaften im Pretorio (oben und unten).
Der Galgen im Bosch da Cudin.

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