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Donnerstag, 18. April 2024

Die Stellvertreterin

Rosa Gutknecht, 1885 in Deutschland geboren, kam als kleines Kind in die Schweiz, wuchs in Zürich und später in Graubünden auf. 1901 wurde sie in Chur konfirmiert, sie war reformiert. Gutknecht besuchte das Lehrerseminar in Zürich, stellte später fest, dass ihr der Schulbetrieb nicht gefiel, ging an die Uni, begann 1913 ein Theologiestudium. Als erste Schweizerin. 1918 wurde sie ordiniert, konnte aber nicht ordentliche Pfarrerin werden, der Zürcher Regierungsrat liess keine Frauen zum Pfarramt zu mit der Begründung, dass Frauen ja auch kein Stimm- und Wahlrecht hätten. Das Bundesgericht stützte den Entscheid. Die Landeskirche schuf die Bezeichnung "Pfarrhelferin", Gutknecht sprang für erkrankte Pfarrer ein, wirkte als Spitalseelsorgerin, erteilte Religionsunterricht, doch eben, eine vollwertige Pfarrerin durfte sie nicht werden. 1959 starb sie in Zürich. Ich stiess kürzlich auf sie, als ich in Zürich beim Grossmünster am Haus zum Loch vorbeikam. Dort erklärt eine blaue Tafel die Geschichte des historischen Hauses. Rosa Gutknecht, die lange im Haus zum Loch lebte, hat auch eine Tafel, angebracht durch die Gesellschaft zu Fraumünster. Diese Tafel ist stark abgenutzt – die Schrift an einigen Stellen fast nicht mehr lesbar. Seltsam, dass die Gesellschaft, die verdiente Zürcherinnen ehren will, die eigenen Tafeln nicht anständig unterhält.

Zwei historische Tafeln am Haus zum Loch in Zürich.

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