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Das Jüdische Museum Gailingen. Wo heute Gras wächst, stand die Synagoge. |
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Gedenkstein am Ort der von den Nazis zerstörten Synagoge. |
Als wir letzten Mittwoch in Gailingen am Hochrhein weilten, der deutschen Gemeinde gleich gegenüber Diessenhofen TG am anderen Ufer des Rheins, da besuchten wir auch das
Jüdische Museum, das im ehemaligen jüdischen Schul- und Gemeindehaus untergebracht ist. Auf dem Platz vor dem Museum finden sich heute bloss Gedenksteine, hier stand einst die Synagoge, die 1938 gesprengt wurde. Das Museum erzählt uns Heutigen nicht nur vom traurigen Ende der jüdischen Gemeinde von Gailingen, deren Mitglieder während der Nazidiktatur deportiert und grossteils im KZ umgebracht wurden. Es geht in der Ausstellung auch um die guten Zeiten. Die Jüdinnen und Juden von Gailingen waren nach dem Dreissigjährigen Krieg, der 1648 endete, gezielt geholt worden, man wollte wieder Leben in den verwüsteten Landstrich bringen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren gut die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner Gailingens jüdische Bürger, von 1870 bis 1884 hatte der Ort gar einen jüdischen Bürgermeister. Etliche Juden aus Gailingen zogen für das Deutsche Reiche in den Ersten Weltkrieg, einige zeichneten sich an der Front aus, im Museum sind die Bescheinigungen und Orden zu sehen. Das ist umso erschütternder, als wir Heutigen wissen, wie später mit den Ordensträgern umgesprungen wurde.
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1935 erhielt Alfons Rothschild, ein damals in Diessenhofen TG lebender jüdischer Bürger Gailingens, für seine Verdienste als Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg einen Orden. Dies im Namen Adolf Hitlers. Gegen dessen Widerstand durchgesetzt hatte die Vergabe von Kriegsorden an deutsche Juden noch Reichspräsident Paul von Hindenburg. |