Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Sonntag, 22. Dezember 2024

Zürcher Sinnesverwirrung

In der Tutanchamun-Show in Zürich.
Zur Show gehört eine Photo-Box.
Man setzt sich rein und wird abgelichtet.
Hier ein Porträt, das mich im Outfit der
Pharaonenzeit zeigt. Vorteilhaft ist das
Foto ja nicht. Immerhin war es gratis.
Sein Vater war der Pharao Echnaton, der in Ägypten den Ein-Gott-Glauben durchsetzen wollte und damit grandios scheiterte. Wer seine Mutter war, ist unklar, vielleicht Nofretete, die durch ihre Büste, ein wundervolles Kunstwerk, berühmt ist bei uns Heutigen. Warum aber erinnern wir uns an Tutanchamun, der um 1332 vor Christus als Kind auf den Thron kam und schon mit 18, 19 oder 20 Jahren starb? Ein bedeutender Pharao war er nicht. Aber ...  sein Grab war das erste, das europäische Archäologen ungeplündert vorfanden; als der Engländer Howard Carter es 1922 entdeckte, traten Goldschätze und andere Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert ans Licht. In der Lichthalle-Maag in Zürich läuft derzeit eine Tutanchamun-Ausstellung, die auf dem technischen Verfahren der Immersion beruht: digitale Projektionen rund um die Besucherinnen und Besucher, dröhnende Musik, ein Wirbel immer neuer Bilder. Letzten Freitag schauten ich und drei Redaktionskolleginnen uns das Spektakel an, wir fanden es im Vergleich mit der früheren Leonardo-da-Vinci-Show am selben Ort mässig gut gemacht. Nicht wirklich berauschend. Begeistert waren wir immerhin von einer zehminütigen Zusatz-Veranstaltung, für die man extra zahlt: Wir bekamen Brillen aufgesetzt, die den Nachtsichtgeräten heutiger Militärs ähneln und ein Virtual-Reality-Erlebnis ermöglichen. So ausgestattet, traten wir ein in die Grabkammer Tutanchamuns. Schwer zu schildern, wie sich das anfühlte, es war jedenfalls eine köstliche Sinnesverwirrung, wir sahen Schätze, hielten nicht-existierende Laternen in den Händen, die die Ecken des Grabes ausleuchteten, blickten hinaus in die Wüste. Wenn schon Tutanchamun in Zürich, dann Tutanchamun+. Mit der Illusionsbrille.
Die Frau links und die Frau rechts helfen zwei Besucherinnen
mit den Virtual-Reality-Brillen und instruieren sie. Gleich
gehts in die Grabkammer des Tutanchamun – Pharaos Schätze warten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen