Das aus dem Griechischen stammende Wort Anabaptisten bezeichnet die Täufer. Jene Gruppe von Christinnen und Christen, die im Gefolge der Reformation ihren eigenen Weg gingen, die Erwachsenentaufe praktizierten, den Kriegsdienst verweigerten, sich also mit den Gnädigen Herren des Ancien Régime und deren Amtskirche anlegten. Vielerorts wurden die Täufer in unserem Land verfolgt, in die Galeerensklaverei verkauft oder gar getötet. Zuflucht boten ihnen, sofern sie nicht in die Fremde flohen, abgelegene Höhen im Juragebirge, wo sie knapp geduldet waren. Am Montag passierte ich während des Abstiegs von der Métairie de Gléresse ins Tal der Schüss, also im Berner Jura, den Pont des Anabaptistes. Seit 1932 überquert das Strässchen hier das obere Ende der fast immer wasserlosen Schlucht Combe du Bez auf einem aufgeschütteten Damm. Zuvor gab es eine Brücke, wobei diese in regelmässigen Abständen erneuert wurde oder ganz ersetzt. Unter der Brücke sollen sich die Täufer jeweils getroffen haben, um Dinge diskret zu besprechen und zu regeln. Schön wäre es nun, wenn man sagen könnte, die Kritzeleien in der Felswand unter der Täuferbrücke stammten von Täufern. Doch das ist nicht klar, die Inschriften sind weder entziffert noch gedeutet. Eine Jahrzahl ist immerhin lesbar, 1633. Im Übrigen lebt die Geschichte fort: Der heutige Steg wurde 2010 unweit des Strässchens als Erinnerungsort für die Täuferinnen und Täufer der Gegenwart eingerichtet.
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