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Dienstag, 2. März 2021

Die Germanenfrisur

Odoaker (l.) nahm den Römern Rom. Und Theoderich
nahm Odoaker Rom. (Wikicommons)
Gerade lese ich Felix Dahns historischen Roman "Ein Kampf um Rom" von 1876, eine teutonisch wallende, in die Zeit des sechsten Jahrhunderts zurückblendende Geschichte, die mit dem Tod des grossen Ostgoten Theoderich im Jahr 526 beginnt; es geht um den Untergang ebendieser Ostgoten und ihres Reiches auf dem Gebiet Westroms mit Zentrum in Ravenna. Die ersten Seiten inszenieren die nächtliche Zusammenkunft von vier ostgotischen Recken, die sich sorgen, derweil ihr verehrter König dem Tode nahe ist. Die Ostgoten, muss gesagt sein, waren Germanen. Einer der Männer im Quartett ist so beschrieben: "Sein schlichtes, hellbraunes Haar war über der Stirn gradlinig abgeschnitten: eine uralte germanische Haartracht, die schon auf römischen Siegessäulen erscheint." Bei diesem Satz musste ich grinsen. Ich hatte nämlich grad eben ein wenig über Theoderich und sein kurzlebiges Reich nachgeforscht und sein Bild auf einer Münze der Epoche erblickt. So ist er dargestellt: schnurgerad geschnittene und horizontal über die Stirn gezogene Linie lockiger Haare. Auch Theoderichs Schnurrbart ist durchaus typisch, die Germanen unterschieden sich von den Römern dadurch, dass sie in der Regel ebenso unrasiert waren wie ihre Kontrahenten rasiert; jedenfalls beschrieben es die Römer so und bemühten so das Klischee des germanischen Barbaren. Der Germanenherrscher Odoaker, den Theoderich eigenhändig ermordete, sieht auf Münzen ganz ähnlich aus. "Ein Kampf um Rom" kann ich übrigens nur empfehlen, man bekommt durch die Lektüre ein Gefühl für die reichlich unübersichtliche Zeit der Völkerwanderung.
Theoderichs Grabmal in Ravenna. (Foto: Wilfred Krause / Wikicommons)

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