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Deformierter Schädel einer Alamannin aus der Zeit der Völkerwanderung. (Foto: Anagoria/Wikicommons) |
In einer Biografie des 2000 verstorbenen syrischen Diktators Hafis al-Assad las ich vor Jahren, dass die Religionsgemeinschaft der Alawiten, der er angehörte, ihre Babys auf eine ganz besondere Art lagerte: Man platzierte den Kopf in eine harte Mulde aus Holz, um so dessen Form zu beeinflussen. Mehr zum Thema fand ich damals nicht, doch hatte Assad tatsächlich einen speziell hohen, frankensteinisch anmutenden Schädel. Kürzlich nun entnahm ich einem Sachbuch über die Goten der
Völkerwanderung, dass diese wie andere germanische Stämme, darunter auch die
Alamannen, gezielt die Köpfe ihrer Kleinkinder bandagierten, um diese höher und unverwechselbar zu machen. Die Turmschädel liessen Erwachsene kriegerisch aussehen. Im Folgenden entdeckte ich, dass es in der Wikipedia erstens einen
Artikel über künstliche Schädelveränderung gibt und dass zweitens auch in unserem Zeitalter, zumindest bis vor Jahrzehnten, dergleichen in Afrika und Asien vorkam. Heute weiss man, dass der anhaltende Druck durch Hauben oder Bänder nicht ganz harmlos ist; zum Beispiel kann eine Kieferarthrose die Folge sein oder eine Verengung der Augenhöhlen mit Glubschaugen. Faszinierend ist die Idee jedenfalls.
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Mutter mit Kleinkind im Kongo um 1930. (Foto: Tropenmuseum, Amsterdam / Wikicommons) |
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