Nachdem ich am Freitag in diesem Blog das Foto aus dem Tessin vom Jesuskind mit dem speziellen Haarschnitt gepostet hatte, merkte Leserin Franziska an, dass sie weniger die Frisur irritiere und mehr die sechs Fingerchen an der rechten Hand. Was hat man doch für aufmerksame Followerinnen und Follower! Ich fand dann im Internet einen wissenschaftlichen Aufsatz von 1997, der sich genau mit diesem Phänomen – sechster Finger – in der christlichen Kunst auseinandersetzt. Leider ist die Abhandlung sehr umständlich geschrieben. Wenn ich es recht verstehe, handelt es sich beim sechsfingrigen Jesus (manchmal ist auch Maria mit sechs Fingern abgebildet, bisweilen sind es auch sechs Zehen) um ein Beispiel für Zahlenmystik. Die Sechs gilt schon Platon und Aristoteles als vollkommene Zahl. Euklid begründet, dass sie die Summe ihrer Teile enthält, eins und zwei und drei. Mehrere Autoren der christlichen Antike und des Mittelalters übernehmen die Wertschätzung für die Sechs; sie halten auch fest, dass Gott in sechs Tagen die Welt schuf. Die Verdoppelung der Sechs zur Zwölf erzeugt neue Assoziationen: die zwölf Monate, die zwölf Stämme Israels, die zwölf Jünger Jesu. Was genau der Künstler im Sinn hatte, als er den sechsfingrigen Jesus in der Kapelle oberhalb von Intragna malte: Ich weiss es nicht. Sicher im weitesten Sinn, dass Jesus mehr war als ein normaler Mensch. Dass er übersinnliche Kräfte hatte. Dass er das perfekte Wesen war.
Magische Kräfte? Goalie Ochoa. (Foto: Chivista/Wikicommons) |
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