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Samstag, 10. Juni 2023

Heers Weg


Was für eine Ecke, um zu baden, zu brätlen, den Blick übers Wasser schweifen zu lassen. Ich rede von der Westspitze des Walensees samt dem Campingplatz Gäsi. Am Mittwoch wanderte ich in der Morgenkühle von Weesen dem südlichen Seeufer entlang nach Mühlehorn. Ich entdeckte in den zwei Stunden, die ich für die Strecke benötigte, eine Freizeitlandschaft. Auch in der Geschichte war ich unterwegs. In der Verkehrsgeschichte. Der Walensee ist Teil einer uralten Transit- und Handelsachse von Sargans nach Zürich, zwischen Walenstadt und Weesen nahm man in der Regel das Schiff. Freilich ist dieses Föhngewässer in seiner schmalen, von hohen Bergen gesäumten Rinne oft aufgewühlt, die Wellen schlagen hoch, Stürme bergen Gefahr. Der Glarner Fridolin Heer erlebte 1570 vom sicheren Land aus, wie ein Schiff mit 60 Menschen unterging, 46 ertranken. 1603 liess er, ein hablicher Ratsheer, auf eigene Kosten einen Uferweg durch die steilen Fluhen unter dem Kerenzerberg bauen, eine kühne Konstruktion, zu der hängende Stege gehörten; tragischerweise kam Heer um, als er eines Tages wieder einmal auf Inspektionstour war – Steinschlag! Den gibt es bis heute, wovon die vielen Stahlnetze zeugen, die insbesondere auch die Autobahn schützen, wo sie nicht in Tunnels verläuft. Heers Weg, der sogenannte Heerweg, verschwand bis 1700 wieder. Geblieben sind bloss unauffällige Mauerreste sowie einige Bohrlöcher im Fels. Bei dem kurzen Stück Holzsteg, das in ihnen verankert ist (mittleres Foto in der unteren Reihe), handelt es sich um eine Rekonstruktion. Die Passagen des Wanderweges, die weiter östlich etwas höher über dem Ufer verlaufen, dürften der ursprünglichen Wegführung entsprechen. Sicher ist das aber nicht.

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