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Mittwoch, 3. August 2022

Tessiner Schlange

Der Gotthardpass ist eine der grossen Nord-Süd-Verbindungen der Alpen, seine Historie ist lang. Und reich an Geschichten. Zum Beispiel: Den ersten eidgenössischen Postdienst realisierten 1615 zwei Zürcher Brüder, die einmal pro Woche einen Läufer von Zürich nach Bergamo schickten. Und: 1775 bestand ein exzentrischer Engländer darauf, auf vier Rädern über den Gotthard zu reisen. Er engagierte 78 Männer, die seine Kutsche an heiklen Stellen zerlegten, um das betreffende Hindernis trugen und gleich wieder zusammenbauten. Am Dienstag ging ich vom Gotthard-Hospiz über Säumerstufen an der Tremolastrasse talwärts, die vor rund 200 Jahren gebaut wurde und in ihrer heutigen Form – Kopfsteinpflaster – diejenigen Fahrerinnen und Fahrer anzieht, die es romantisch finden, ein wenig durchgeschüttelt zu werden, wohingegen das Gros der Auto- und Töfffahrer die längere, wesentlich weiter ausholende moderne Route bevorzugt. Ich war nicht zum ersten Mal fasziniert. Die alte Piste hat mit ihren engen Kurven etwas wunderbar Körperliches. Sie ist eine Schlange.

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