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Freitag, 24. September 2021

Menschensteine

Europas Menschen des fünften Jahrtausends vor Christus haben sich eine neue Lebensweise angeeignet, das Jagen und Sammeln ist in den Hintergrund getreten, das Herumstreifen nur noch Nebensache, nun wird gebauert. Man ist sesshaft geworden und richtet sich ein. Diese ersten Dorfgemeinschaften stellen grosse, menschenähnliche Steinstatuen auf, ein organisiertes Kollektiv kann so etwas. Um eine Art Ahnenkult handelt es sich womöglich, vermutet die Archäologie. Die Stelen zeugen aber auch von der Militarisierung der Gesellschaft, die Figuren tragen bisweilen Waffen oder auch Rüstungen; wer etwas besitzt, will es verteidigen. Im Landesmuseum in Zürich zeigt die sensationelle Ausstellung "Menschen, in Stein gemeisselt" bis Mitte Januar des nächsten Jahres eine Fülle behauenen Monolithen aus der Schweiz und ihren Nachbarländern. Ich schaute mir die Skulpturen der Jungsteinzeit kürzlich an und dachte, dass diese primitiven Werke irgendwo zwischen Religion und Kunst sich unserem Bewusstsein noch nicht wirklich eingeprägt haben. Sie wirken neu, sie wirken fremd, ein bisschen Afrika, ein bisschen Osterinsel. Umso massiver fällt das Staunen aus.

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