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Johann Peter Hasenclever, "Das Lesekabinett", Gemälde von 1843. (Wikicommons) |
Im kürzlich mir zugegangenen "Zolliker Jahrheft", Ausgabe 2021, las ich als erstes den Aufsatz über die Lesegesellschaft der Gemeinde. Um 1700 besitzen die meisten Schweizer Familien schon Bücher. Allerdings in der Regel nur eine Handvoll. Am weitesten verbreitet ist das "Zeugnis", ein Abriss der reformierten Konfession, dazu kommen das Psalmenbuch und das Betbuch. Solche Bücher
liest man nicht, man
liest in ihnen, manchmal ein Leben lang. Hundert Jahre später hat sich das geändert. Die Auswahl an Büchern in den Familien ist nun viel grösser. Und man liest ein Buch am Stück und und geht dann über zum nächsten. Wesentlich zur Verbreitung von Aufklärung, Bildung, weltlichem Wissen tragen die Lesegesellschaften bei, die in unserem Land ab 1750 entstehen. Sie kompensieren das Manko, dass es kaum öffentliche Bibliotheken gibt. Die Lesegesellschaften bieten Lesestoff, leihen ihn aus, lassen ihn kursieren. Und man trifft sich, um das Gelesene zu diskutieren, redet über Dinge wie Glauben, Geschichte, fremde Länder, Mann und Frau. Das alles trägt zur Meinungsbildung bei, lange bevor es Parteien gibt. Die Lesegesellschaften sind die frühen demokratischen Foren im Land, in denen sich die Bürgerschaft austauscht.
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