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Dienstag, 13. September 2022

Napoleon und das Maultier

"Bonaparte franchissant le Grand-Saint-Bernard" von
Jacques-Louis David, 1800. (Wikicommons)

Im Mai des Jahres 1800 überquert Napoleon Bonaparte am Grossen Sankt Bernhard von Lausanne kommend die Alpen, bald darauf wird er am 14. Juni bei Marengo in Norditalien den österreichischen Truppen eine schwere Niederlage zufügen. Was ist wahr am Gemälde von Jacques-Louis David, das Napoleon am Berg zeigt? Nun, das Kunstwerk ist Propaganda von der grossen Pose bis ins Detail. So hat sich Napoleon zuvor gern als Schlachtenführer konterfeien lassen mit gezogenem Degen. Neuerdings ist ihm das zu kriegerisch, denn er hat vom Militär in die Politik gewechselt und ist nach einem erfolgreichen Staatsstreich seit einem halben Jahr Erster Konsul der Republik Frankreich. Dass er immer noch in die Schlacht zieht, ist eigentlich nicht vorgesehen, denn er ist nicht mehr General. Seiner neuen offiziellen Rolle entsprechend – Politiker, nicht Militär – will er nicht mehr mit der Waffe in der Hand dargestellt werden. Vor allem aber hat Napoleon den Grossen Sankt Bernhard nicht auf einem Pferd überquert. Sondern auf einem Maultier, das von einem Bergführer gelenkt wird. Er ist in hässliches Ölzeug gekleidet, des Wetters wegen. Am Pass stürzt er beinahe in einen Bach, als sein Maultier ausrutscht. Der Bergführer bewahrt ihn vor der Peinlichkeit, wofür er später mit einem prachtvollen Maultier belohnt wird, bis anhin hat er kein eigenes besessen. Die französische Öffentlichkeit hat fortan aufgrund des Werks von Maler David das Bild von Napoleon im Kopf, wie er heroisch im Sattel seines Pferdes über die Alpen reitet, es ist eines von vielen gezielt geschaffenen und verbreiteten Bildern. So las ich es eben in der Biografie des Polen Adam Zamoyski, die insbesondere darlegt, wie Napoleon das eigene Image gezielt steuerte.

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