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Donnerstag, 5. Oktober 2023

Der Obwaldner Lasterstein


Nur ganz wenige Pranger sind in unserem Land erhalten geblieben. Darunter ist derjenige am Rathaus von Sarnen, den ich letzte Woche fotografierte. Wer dem Pranger zugeführt wurde und erhöht auf dem Sockel am Rand des Dorfplatzes stehen musste, fixiert mit dem Halseisen, der erlitt – abgesehen davon, dass er oder sie womöglich gezüchtigt wurde – eine soziale Schande. Die Demütigung hätte öffentlicher nicht sein können. 1867, als die Kantonsverfassung in Beratung stand, verfügte die Obwaldner Regierung, dass der "Lasterstein", wie der Pranger an diesem Ort hiess, weggeschafft werden sollte. Er landete in einer Deponie ausgemusterter Steine. Jahrzehnte später sollte die Ablage beseitigt werden. Josef Wolfgang Stockmann, Regierungsrat von 1934 bis 1938, griff ein und rettete den Lasterstein. Er platzierte ihn im Garten seiner Villa in der Nähe des Rathauses. 1978, bei der Rathaus-Renovation, wurde der Stein zurück an seinen angestammten Ort gebracht, nunmehr als Erinnerungsstück. Das heutige Halseisen ist eine Neuanfertigung aus jenem Jahr.

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