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Montag, 26. August 2024

Das Testament des Publius Graccius Paternus

Römische Spolie in einer Seitenkapelle der Abteikirche von Payerne.
Die Seitenkapelle ist hübsch koloriert.
Vor einem guten Monat trafen wir in der Basilika von Amsoldingen BE auf eine Säule mit lateinischer Inschrift, wir waren dort als Jakobspilger vorbeigekommen. Ich erklärte in diesem Blog, dass die Amsoldinger Säule ursprünglich in der Römerstadt Aventicum gestanden hatte, dem heutigen Avenches VD. Und dass man einen solchen Überrest, der anderswo rezykliert wird, mit dem Fachbegriff "Spolie" bezeichnet. Vorgestern Samstag, als wir in Payerne zur Jakobswanderung nach Lucens ansetzten, begegneten wir gleich wieder einer solchen Spolie, und zwar in der Abteikirche, die als grösstes romanisches Bauwerk der Schweiz gilt, mehr als tausend Jahre ist und vor wenigen Jahren als Museumskirche neu eröffnet wurde. In der rosarot und orange bemalten Seitenkapelle, der Grailly-Kapelle, ist in die Wand am Boden ein grosser Stein eingearbeitet. Mit einer lateinischen Inschrift. Der Stein ist um 90 Grad gedreht, was das Lesen der Inschrift nicht leichter macht. Es handelt sich um den Rest einer Säule, wohl einer Huldigung an irgendwelche Götter. Die Inschrift verkündet, Publius Graccius Paternus habe testamentarisch verfügt, dass man die Säule aufstelle, seine Erbin Scribonia Lucana haben seinen Willen umgesetzt. Auch diese Spolie stammt aus Aventicum. Die Römersiedlung musste, als im Mittelalter grosse Kirchen gebaut wurden, offensichtlich als Steinbruch herhalten.
Die Abteikirche von Payerne ist pure Romanik.

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