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Pilger in der Ermitage, gemalt von Raphael Ritz, 1868. (Wikicommons) |
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Blick von der Ermitage schluchteinwärts mit der Borgne. |
Vom Rand von Bramois bei Sion führt ein guter Fussweg in die Schlucht der Borgne. Er ist mit Bildstöcken gesäumt. Zehn Minuten, dann kommt der Abzweiger zur Einsiedelei, zu der man durch Spitzkehren aufsteigt. Ein Torbogen, auf der anderen Seite zeigt sich eine Terrasse, der Blick vom Geländer auf den Fluss 70 Meter tiefer ist atemberaubend. Die Kapelle neben dem Devotionalienladen ist durch eine Zwischenwand weitgehend geteilt, so dass es praktisch zwei Kapellen sind. Das Licht ist schummrig, die Wände sind dicht behängt mit Ex-Voto-Tafeln. 500 Jahre alt wird die
Ermitage de Longeborgne heuer, pro Jahr suchen an die 50 000 Pilgerinnen und Pilger sie auf. Ihre lange Geschichte beginnt damit, dass 1522 eine kleine Mönchsgemeinschaft in die Höhlen und Kavernen in der hohen Felswand einzieht. Später werden die Brüder durch einen Eremiten ersetzt. Ihn gibt es bis heute, er ist Benediktiner. Als ich am Dienstag vorbeischaute, war er grad nicht da, dies war sein freier Tag oder, besser gesagt, Erledigungstag. Stattdessen traf ich zwei Frauen aus dem Ort, die hier jede Woche einmal zum Rechten schauen. Sowie einen Diakon aus Bramois. Er zeigte mir spontan alles. Die Stube, wo der Eremit schläft. Die höher gelegenen, älteren Teil der Anlage mit einem rudimentären Altar in einer Felskaverne. Den – man ist ja im Wallis – winzigen Weinberg hart am Abgrund. Und die jahrhundertealten, in den Stein eingeritzten Graffiti von Menschen, die hier kurz oder lang hausten. Die Ermitage de Longeborgne, was für eine Trouvaille!
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Die Terrasse. Und die Kapelle. Über ihr wird grad renoviert, daher die Gerüste.
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