Raffinierter Mechanismus: eine Schreibtischuhr "Atmos Reutter". Aber nicht das Exemplar, um das es in diesem Eintrag geht. (Foto: Atmos Reutter / Wikicommons) |
Uhrengeschichten lese ich immer gern. Was eine atmosphärische Uhr ist, wusste ich bis anhin nicht, habe in diesem Fall also erst noch etwas gelernt. Nun, solche Modelle beziehen ihre Antriebskraft aus Temperaturschwankungen. Die "Atmos" von Jaeger-LeCoultre, um die es hier geht, birgt in ihrem Inneren eine Druckdose. Darin ist ein Gas gefangen, das sich je nach Temperatur ausdehnt oder zusammenzieht. Die dabei entstehende Energie wird auf eine mechanische Feder geleitet, eine Schwankung von einem Grad Celsius reicht, um die Uhr für 48 Stunden in Gang zu halten. Verrückt, oder? Die erwähnte Geschichte handelt von einer "Atmos" mit der speziellen Seriennummer 0000, sie war ein Abschiedsgeschenk des Schweizer Bundesrates für den Zuger Hans Hürlimann, als dieser 1982 aus dem Siebnergremium austrat. Die Uhr ging später an Hürlimanns Sohn über, den Schriftsteller Thomas Hürlimann, der sich an ihr erfreute, bis sie vor einiger Zeit eines Tages nicht mehr ging. In einem Interview in der NZZ erzählte Thomas Hürlimann davon und erwähnte, dass ein Uhrmacher befunden hatte, der Uhr sei nicht mehr zu helfen. Im Folgenden meldete sich das Zürcher Uhren- und Schmuckgeschäft "Beyer Chronometrie", das in seiner Werkstatt einen Atmos-Spezialisten beschäftigt. Der schaffte es tatsächlich, die Uhr wieder zum Laufen zu bringen. Thomas Hürlimanns Kommentar in der "Beyer"-Kundenzeitschrift, in der ich die Geschichte gelesen habe. "Die Atmos atmet wieder. Werden und Vergehen, Vergehen und Werden – das ist das Geheimnis der Zeit."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen