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Sonntag, 1. Januar 2023

Das Ostschweizer Gerücht

St. Gallen. Von hier kann man jederzeit im Zug
nach Paris reisen. Allerdings nicht ohne Umsteigen.

Die Standortförderung von St. Gallen listet sie mit Stolz auf. Auch auf der Website des St. Galler Kulturzentrums Lokremise ist sie genannt. Und die Südostbahn bemüht sie unter Verwendung des historischen Präsens als Beleg für die gloriose Vergangenheit der Stadt als Textilmetropole: " … amerikanische Kaufleute strömen in Scharen in die Stadt: Die Welt blickt nach St. Gallen." Ich rede von der direkten Bahnverbindung St. Gallen-Paris, die es bis vor rund 100 Jahren gab; bis heute ist sie in der Ostschweiz unvergessen. Die NZZ schrieb über sie gestern einen hübschen Artikel, aus dem auch obige Beispiele stammen. Die Pointe des Artikels: Die Zug-Direttissima hat es nie gegeben. Dass sie trotzdem in St. Gallen immer wieder mal erwähnt wird als Illustration für frühere Grösse, hat damit zu tun, dass es zwischen Wirklichkeit und Einbildung keine fixe Grenze gibt. Und dass halt der eine dem anderen abschreibt und die eine der anderen, sodass gewisse Gerüchte ewig leben. Soweit mein erster Eintrag im neuen Jahr, gleich noch einmal wünsche ich allen Glück und Gesundheit. Was mich und mein Grüppli angeht: Gleich geht es los ins Luzernische zur ersten Wanderung im 2023.

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